24.06.2025

Address by Federal Councillor Ignazio Cassis, Head of the Federal Department of Foreign Affairs (FDFA) – Check against delivery

Monsieur le Président,
Mesdames et Messieurs,

C’est un plaisir de m’adresser à vous aujourd’hui, à l’occasion de votre assemblée générale.

Tout d’abord, je tiens à vous remercier chaleureusement – vous, les employeurs de Suisse – pour votre immense contribution à l’économie nationale.

Vous créez des emplois, générez des revenus, stimulez l’innovation et – ce qui est particulièrement important pour moi en tant que conseiller fédéral – vos impôts contribuent de manière essentielle au fonctionnement de l’État. Pour cela, nous vous disons tous merci.

Ensuite, j’aimerais également vous adresser des remerciements très personnels pour la collaboration avec vos dirigeants sur le dossier européen au cours des trois dernières années. J’ai beaucoup apprécié nos discussions et votre esprit d’ouverture, et j’ai toujours ressenti, malgré des limites claires, une volonté de trouver des solutions. À vous donc, un grand merci !

Je ne vous apprends rien en affirmant que le partenariat social est un modèle de réussite typiquement suisse.

Dans notre pays, nous privilégions toujours le dialogue et la négociation et ne choisissons que rarement la confrontation. Ensemble, nous cherchons des solutions susceptibles de réunir une majorité et de susciter l’adhésion de tous. Discuter ensemble, faire un pas vers l’autre, trouver des compromis – c’est ainsi que la machine à consensus qu’est la Suisse a pu favoriser la prospérité et la paix sociale sur son sol.

Néanmoins, nous constatons de plus en plus à quel point il devient difficile d’imposer des compromis politiques. Désormais, certains considèrent le terme de « compromis » comme un gros mot. Les compromis seraient le fruit de la paresse, obtenus derrière les coulisses et auraient, par conséquent, un caractère antidémocratique.

Kompromissbereitschaft gilt als Schwäche, als Nachgeben. Aber, meine Damen und Herren, ich bin fest überzeugt: Kompromissfähigkeit ist kein Zeichen von Schwäche – sie ist im Gegenteil die Bedingung für den Fortbestand unserer direkten Demokratie. Denn unsere direkte Demokratie kann nur funktionieren, wenn wir Lösungen finden, die von einer Mehrheit akzeptiert werden können.

Erlauben Sie mir noch eine persönliche Bemerkung. Der Schweiz wird regelmässig «vorgeworfen» sich «durchzuwursteln». Geschätzte Damen und Herren, ich wehre mich gegen dieses Negative. Ich empfinde es im Gegenteil als Kompliment für eine Geisteshaltung, immer flexibel und pragmatisch zu bleiben und stets nach dem Machbaren zu suchen.

Und genau diese Fähigkeit zum Kompromiss im Wissen um unsere Grenzen, liebe Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, hat uns jüngst auch beim Europadossier zum Erfolg geführt.

Und damit bin ich beim Thema Europa angelangt. Vor Kurzem durften wir nun das Verhandlungsergebnis zwischen der Schweiz und der EU veröffentlichen.

Kurz zusammengefasst: Für die EU ist es das Minimum, um den Bilateralen Weg weiterzugehen. Für die Schweiz ist es das Maximum des Mehrheitsfähigen. Für beide ist es ein Gewinn!

Über zweieinhalb Jahre haben wir intensiv verhandelt, diskutiert, verworfen und wieder neu angesetzt. Es brauchte einen langen Atem – und der Knoten löste sich tatsächlich erst spät in diesem Prozess.

Aber am Ende hat sich die Geduld gelohnt. Das Resultat kann sich sehen lassen, ja, ich behaupte: Es ist gut, sogar sehr gut.

Wir erreichen das primäre Ziel, nämlich die langfristige Stabilisierung und die Weiterentwicklung des bewährten Bilateralen Wegs.

Aber nicht nur das, wir haben unsere Ziele gar übertroffen. Etwa bei der dynamischen Rechtsübernahme: Wir haben die demokratischen Prozesse in der Schweiz bis hin zu den Volksrechten abgesichert und wir konnten sie auf die Binnenmarktabkommen begrenzen. Jetzt ist in jedem Binnenmarktabkommen verbindlich und abschliessend festgehalten, welche Rechtsakte von der Schweiz übernommen werden müssen. Weder der liberale Arbeitsmarkt noch unsere tiefe Regulierungsdichte oder unsere Steuerpolitik sind also in Gefahr.

Ganz abgesehen davon, dass auch die EU erkannt hat, wie schädlich Überregulierung ist. Nicht umsonst setzt die neue Kommission einen klaren Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit.

Besonders hervorheben möchte ich auch die vereinbarte Schutzklausel bei der Migration: Sie gibt uns ein Instrument an die Hand, um bei wirtschaftlichen oder sozialen Verwerfungen gegensteuern zu können, ohne die Personenfreizügigkeit insgesamt zu gefährden.

Mit anderen Worten, wir bleiben offen für Europa und seine Fachkräfte, aber wir sind besser gerüstet, um mit den Folgen umzugehen.

Mesdames et Messieurs, c’est précisément dans ce domaine – la migration – que l’on voit à quel point certains enjeux sont ambivalents.

La migration est un phénomène à double tranchant : d’une part, de nombreux secteurs souffrent d’une grave pénurie de main-d’œuvre qualifiée et sont tributaires à cet égard de l’étranger. D’autre part, on sait que la migration apporte son lot de problèmes, comme les jeunes délinquants, la saturation du marché du logement, les limites des infrastructures ou la crainte croissante, notamment chez les personnes plus âgées, d’être évincées du marché du travail.

Les gens ne font plus la différence entre migration légale et illégale ; ils confondent asile, migration vers des pays tiers et migration liée à la libre circulation des personnes.

En tant qu’employeurs, vous ressentez cette ambivalence tous les jours : pour rester compétitifs, vous devez recruter les meilleurs talents, mais vous savez aussi que les changements dans la structure de la population soulèvent des craintes et suscitent des débats au sein de la société.

D’où l’appel que je vous lance : participez activement au débat public ! Expliquez aux gens pourquoi notre prospérité est liée à notre ouverture et comment nous pouvons, dans le même temps, relever les défis de l’immigration. Montrez que vous prenez leurs craintes au sérieux. Dites-leur que vous donnez une chance aux personnes de plus de 50 ans. Et faites-le ! Ayez le courage de prendre clairement position – et restez sereins face aux critiques. Dans un paysage médiatique polarisé, les vents contraires sont garantis dès que l’on prend position. Mais ne vous laissez pas intimider.

Un conseil personnel pour un peu plus de sérénité : pendant les périodes de tempête médiatique, arrêtez de lire les journaux !

Geschätzte Damen und Herren, ich komme zum Schluss und möchte noch ein Wort zur Weltlage verlieren. Die Welt in der wir leben ist unsicherer geworden. Europa ist von einem «Ring of fire» umgeben – also von zunehmenden Konflikten sei es in der Ukraine, im Kaukasus, Iran, Israel oder Sahel. Die USA wollen die Welt mit Zöllen belegen und setzen ihre Interessen immer härter durch. China wird zur Weltmacht und konkurrenziert die USA zunehmend. Die EU muss sich aus der Bürokratie befreien. Der Multilateralismus verliert an Durchsetzungskraft. Die Welt ordnet sich gerade neu, Machtpolitik übernimmt. Der Bundesrat muss deshalb Wege suchen, um die Schweiz in dieser Weltlage zu positionieren.

Und er tut dies, wie er es immer getan hat: Der Bundesrat will mit allen Handel betreiben. Deshalb verhandelt er mit den USA die Aufhebung der Zölle. Deshalb beschleunigt der Bundesrat die Aktualisierung des Freihandelsabkommens mit China. Deshalb will der Bundesrat stabile Beziehungen mit der EU. Es ist keine Frage des «entweder oder». Es ist ein «sowohl als auch». Und in allen drei Vorhaben werden wir Ihre Unterstützung und Überzeugungsarbeit brauchen!

Unsere Schweiz steht vor grossen Aufgaben. Doch mit unserem bewährten Rezept aus Zusammenarbeit, Kompromiss und Zuversicht werden wir auch diese meistern. Ihnen allen danke ich herzlich für Ihr tägliches Engagement für unser Land. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam weitergehen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


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Last update 29.01.2022

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