Das Gebäude der Schweizerischen Botschaft wurde 1870/71 von Architekt Friedrich Hitzig errichtet. Es diente verschiedenen Privatpersonen als Stadtpalais, bis es die Schweiz 1919 kaufte und geringfügig umbauen liess. Ab 1920 diente das Gebäude als Kanzlei für die Schweizer Gesandtschaft und als Residenz des Gesandten.
Geschichte
Das Botschaftsgebäude ist das einzige Haus im inneren Spreebogen des Alsenviertels, das den Krieg ohne grössere Schäden überstanden hat. Kurz vor Kriegesende war die Schweizer Gesandtschaft von der Roten Armee besetzt, die den letzten Sturmangriff auf den Reichstag von dort aus leitete. Die letzten Schweizer Gesandtschaftsangehörigen, die im Gebäude ausharrten, wurden fast zwei Wochen im Keller eingesperrt und darauf nach Moskau abgeführt. Über die Türkei trafen sie erst Monate später wieder in die Schweiz ein.
Nach dem Krieg zog bald die sogenannte Heimschaffungsdelegation im Gebäude ein. Sie kümmerte sich um die Schweizer Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten und versorgte auch die Berliner Schweizerkolonie mit Nahrungsmitteln. Der Status der offiziellen Vertretung in Berlin änderte sich nach dem Krieg mehrmals. 1949 wurde die Heimschaffungsdelegation in eine Schweizerische Delegation umgewandelt. 1973 erfolgte die Umwandlung in ein Generalkonsulat. Im Oktober 1992 wurde schliesslich aus dem Generalkonsulat die Aussenstelle der Botschaft in Bonn, nachdem das deutsche Parlament entschieden hatte, dass Berlin wiederum Hauptstadt und Regierungssitz sei.
Die Schweiz beschloss darauf hin, das Gebäude als künftige Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten, was eine Renovierung und Erweiterung des historischen Stadtpalais bedingte. 1995 wurden zahlreichen Entwürfe renomierter Architekturbüros durch eine internationale Expertenkommission geprüft und das Projekt von Diener & Diener Architekten in Basel zur Realisierung ausgewählt.
Die Basler Architekten fassen das Fragment zu einem neuen Ganzen mit Beteiligung von von Helmut Federle, Wien. Er konzipierte die reliefartige Gestaltung der westlichen Brandmauer. Das Projekt fasziniert als sensibler Versuch, Form und Fassadenrhythmus des Baudenkmals in einer zeitgemässen Sprache fortzuschreiben.
Seit der feierlichen Wiedereröffnung am 12.5.2001 hat die Botschaft der Schweiz ihren Sitz im Zentrum des Regierungsviertels der Bundesrepublik Deutschland. In ihrem wichtigsten Partnerland präsentiert sie sich zurückhaltend und doch bestimmt, modern und zugleich traditionsbewusst, weltgewandt und dabei stets offen.
Weiterführende Literatur / Neuerscheinungen 2012
Nicola Bröcker
Schweizerische Botschaft Berlin / Swiss Embassy Berlin (Englisch Version)
Die neuen Architekturführer, Nr. 182, Stadtwandel Verlag, Berlin 2012
32 Seiten, 24 Abbildungen, 16x11 cm, Broschur
ISBN: 978-3-86711-204-8 (Deutsche Aussgabe)
ISBN: 978-3-86711-205-5 (Englisch Version)
3,00 €
Paul Widmer
Minister Hans Frölicher. Der umstrittenste Schweizer Diplomat
NZZ Libro, Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2012
264 Seiten, 32 Abbildungen, 15x22 cm
Festeinband mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-03823-779-2
37,00 €