Tanja Machat: Nicht nur Fit, sondern Swissfit

Artikel, 30.09.2019

Tanja Machat stammt ursprünglich aus St. Gallen und hat in Wien ein Unternehmen gegründet, in dem Sie sich ganz der Fitness verschrieben hat: Als Gründerin von Swissfit und Personaltrainerin sorgt sie bei ihren Kunden für mehr Bewegung, Sport und Gesundheit. Wir haben uns genauer angesehen, wie Tanja die Verbindung zwischen Fitness und Swissness herstellt und sie für unseren Newsletter zu einem Interview gebeten.

Tanja Machat, Gründerin von Swissfit
Tanja Machat, Gründerin von Swissfit © EDA/KHU

Liebe Tanja, bevor du uns dein Swissfit-Konzept vorstellst, woher aus der Schweiz stammst du ursprünglich?
Ich bin eine St. Gallerin und wurde in Uzwil geboren. Aufgewachsen bin ich auf einem Bauernhof in Oberbüren. Wir waren insgesamt vier Kinder, unsere Eltern bewirtschafteten den Bauernhof und wir Kindern halfen so gut es ging mit. Dass einer ihrer Sprösslinge allerdings schon sehr früh eine hohe kreative Energie und einen Hang zum Schauspiel entwickeln sollte, konnten die Bauersleute zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Du warst also ein kreatives Kind und es zog dich auf die Bühne? Wie liess sich diese Vorliebe mit dem Leben auf dem Bauernhof vereinen?
Ja, ich entdeckte sehr früh in mir den Wunsch, für ein Publikum zu spielen. Meine Eltern konnten sich darunter wenig vorstellen und mit meinem Bewegungsdrang und meiner Kreativität noch weniger anfangen. Der Bauernhof musste am Laufen gehalten werden, das war die Priorität. Nichtsdestotrotz gelang es mir, in der Theatertanzschule St. Gallen aufgenommen zu werden. Ich startete im Kinderballett und schaffte es bis in die Profiklasse. Wohlgemerkt alles neben der obligatorischen Primar- und Sekundarstufe und eingedenk der Tatsache, dass wir Kinder am Hof helfen sollten und in meinem Fall nur mehr sehr wenig Zeit blieb für andere Aktivitäten ausserdem von Pflicht- und Tanzschule.

Es ist wirklich bemerkenswert, wie du bereits im Kindesalter gelernt hast, alle Obliegenheiten unter einen Hut zu bringen. Dieses Talent hat dir sicher als Erwachsene auch gut weitergeholfen…
Ja, absolut. Ich hatte immer mein langfristiges Ziel vor Augen und arbeitete kontinuierlich daran, es zu erreichen. Das war bei mir das Leben für die Bühne. Nach der Schule hatte ich zwar eine Lehre als Akustikinstrumentenverkäuferin begonnen, jedoch war ich damit überhaupt nicht glücklich. Ich habe die Lehre abgebrochen und mich wieder meinem Ziel gewidmet. Als 16jährige erhielt ich die Möglichkeit, in der Rocky Horror Show mein Talent unter Beweis zu stellen. Ich arbeitete damals unter Michael Schnack und war so glücklich über diese Bühnenerfahrung! Nur ein Jahr später trat ich zur Aufnahmeprüfung an den Performing Art Studios Vienna an. Ich wurde angenommen und zügelte nach Wien.

Als Musical-Studentin in Wien wurdest du in Tanz, Gesang und Schauspiel ausgebildet. Alles durchaus körperlich und mental anstrengende Aktivitäten. Aber wie bist von der Performance auf der Bühne auf das Personaltraining auf den Fitnessgeräten gekommen?
Also ich hatte in Wien viele Engagements bei den Vereinigten Bühnen und habe in den grossen Musicals wie Elisabeth, Grease, Rocky Horror Show und Rent gespielt. Ich habe viel mit Uwe Kröger und Pia Dowes gearbeitet, ich war als «die Hilber» (Tanjas Mädchenname, Anm. der Redaktion) bekannt.
Im Jahr 2011 wurde dann meine Tochter Lilo geboren. Als sich herausstellte, dass die kleine Lilo besondere Bedürfnisse hat und viel Aufmerksamkeit benötigt, hängte ich den Bühnenberuf an den Nagel. Die Geburt meiner Tochter war sozusagen der Wendepunkt, an dem ich mit der Kunst aufgehört und mich dem Sport gewidmet habe. Wobei der Sport mich natürlich immer begleitet hat. Um für die Bühne fit zu bleiben, habe ich regelmässig meinen Körper trainiert und angehende Musicaldarsteller unterrichtet.

Auf welche Sportarten hast du dich spezialisiert?
Ich habe mir vieles angesehen und bin erstaunlicherweise beim Kampfsport gelandet. Ich habe irgendwann einfach beschlossen zu boxen. Das Boxen hat mich von Anfang an fasziniert, weil es nicht nur den Körper sehr gut trainiert, sondern auch das Fokussieren der Wahrnehmung fördert. Verliert man den Fokus beim Boxen, bekommt man eines auf die Nase…Ich habe dann bemerkt, dass je stärker ich körperlich wurde, ich auch mehr mentale Stärke bekam. Diese Erkenntnis nutze ich auch heute noch in meinen Trainings: Körperliche Kraft und mentale Stärke kommen immer gemeinsam, das eine gibt es nicht ohne das andere. Besonders in den herausfordernden, zeitintensiven Phasen in meinem Leben hat mich diese Wechselwirkung immer über die schweren Zeiten getragen. Und das möchte ich auch meinen Kunden vermitteln. Auch im Alltag kann diese mentale und körperliche Stärke nämlich sehr hilfreich sein.

Wie läuft ein Personaltraining bei dir ab? Wird man zwangsläufig zum Boxer ausgebildet?
Nein, ich biete eine grosse Bandbreite an Trainings an! Das Boxen ist mein persönliches Steckenpferd, es ist aber nicht zwingend für jedermann ideal. Ich bin Fitness- und Gesundheitscoach, ausserdem Kickboxinstruktorin, Mobilitytrainerin und Trainerin für Fitnessboxen. Ich finde für jeden das passende Sportprogramm.
Zu Beginn führe ich mit meinen Kunden ein ausführliches Anamnesegespräch. Ich möchte alles wissen über die Vorgeschichte, über die bestehenden Probleme und Beschwerden, vor allem sind aber die Ziele wichtig. Will man die Gesundheit erhalten oder wieder erlangen? Soll die Mobilität verbessert werden? Eventuell müssen Abklärungen mit dem Arzt getroffen werden. Ich stelle dann einen individuellen Trainingsplan zusammen. Das Alter spielt jedenfalls eine untergeordnete Rolle. Mein ältester Kunde ist 83 Jahre alt und sicher fitter als so mancher 50jährige. Er scheut sich vor allem nicht vor Anstrengungen und beeindruckt mich sehr. Im Alter ist jedoch besonders der Erhalt der Muskeln wichtig, man muss da mehr Zeit investieren. Auch dafür habe ich die passenden Methoden parat.

Du hast dein Konzept und dein Fitnessstudio «Swissfit» genannt… Was ist Swissfit genau?
Swissfit besteht für mich aus zwei Komponenten: einerseits ist Swissfit mein Fitnessstudio, welches ich vor einem Jahr gemeinsam mit meinem Ehemann in der Salierigasse 40 im 18. Wiener Gemeindebezirk eröffnet habe. Wir haben darin eine enorme Vielfalt von qualitativ sehr hochwertigen Geräten aufgestellt. Da die Geräte hydraulisch betrieben werden, sind sie besonders gelenksschonend. Vom Zirkeltraining über Krafttraining bis hin zu Gruppen- und Privatstunden ist im Swissfit Studio alles möglich. Beim Personaltraining arbeiten wir mit Gewichten, Widerständen, eigenem Körpergewicht und der Kettlebell. In den Gruppenstunden leite ich die Gruppe an. Es besteht auch die Möglichkeit, Swissfit wie ein Fitnessstudio zu nutzen und eine Mitgliedschaft zu erwerben. Man kann dann immer zu den Öffnungszeiten frei trainieren und die Geräte benutzen.
Andererseits ist Swissfit auch ein Konzept, eine Herangehensweise, eine Einstellung. Ich orientiere mich bei den Trainings an den typischen Schweizer Werten, wie ich sie von meiner Kindheit an gelernt habe. Präzision, Konzentration auf das Wesentliche, Schnörkellosigkeit und hohe Qualität sind meine Eckpfeiler bei Swissfit. Dazu gehört auch, keine Versprechungen zu machen, die unrealistisch sind. Aber auch Dinge zu schaffen, von denen man ein Leben lang etwas hat.
Und schliesslich kann ich meine Trainings natürlich auch auf Schwyzerdütsch anbieten. Ich bin zwar seit 25 Jahren in Wien und habe eine professionelle Sprecherausbildung, mit meinen Eltern und Geschwistern spreche ich aber immer noch den St. Galler Dialekt. Auf der Internetseite von Swissfit spiele ich auch mit dem Schwyzerdütsch ein bisschen: Galerie heisst bei mir «Föteli», meine Vision ist der «Rütlischwur», bei Kontakt heisst es «Alüte». Als Logo verwende ich eine Kettlebell mit Schweizerkreuz…Überzeugen Sie sich selbst und besuchen Sie mich auf www.swissfit.at

Wir beenden unsere Interviews traditionellerweise immer mit der Frage, welche Unterschiede es zwischen Österreichern und Schweizern gibt. Du bist nun schon viele Jahre in Wien, was ist dir diesbezüglich aufgefallen?
Es ist ganz klar der Humor. Wobei es einen grossen Unterschied zwischen Wien und Restösterreich gibt. Wien ist humormässig ein eigenes Kapitel. Im Wiener Humor findet sich oft eine Morbidität, eine leichte Todessehnsucht. In keiner anderen Stadt wird ein Friedhof so oft besungen wie in Wien. Diese Form von Humor war für mich anfangs nicht verständlich. Wir Schweizer sind ja eher trocken, was aber auch ganz witzig sein kann.
Sehr faszinierend an den Wienerinnen und Wiener ist auch das Raunzen, Lamentieren und Jammern. Mehrere internationale Vergleiche haben gezeigt, dass Wien weltweit die Stadt mit der höchsten Lebensqualität ist. Trotzdem finden die Einwohner sehr eilfertig Gründe, um sich zu beklagen.
Der Sport ist mein Metier und ich versuche auch, Vergleiche bezüglich der Fitness von Schweizern und Österreichern anzustellen. Das ist aber gar nicht so einfach, es fehlt mir einfach an einer repräsentativen Stichprobe. Meine Familie in der Schweiz ist sehr körperbewusst. Körperliche Anstrengungen werden nicht gescheut. Wenn ich in Wien eine Anstrengung von meinen Kunden abverlange, wird meistens etwas gezögert. Ich muss dann eine Belohnung ist Aussicht stellen, bzw. wie man in Wien sagt «ein Zuckerl». Dann klappt es auch in Wien mit der körperlichen Ertüchtigung. Aber egal, woher meine Kunden stammen, ich hege grossen Respekt vor jedem, der sich um seine körperliche Gesundheit kümmert und auch bereit ist, Zeit und Mühe dafür zu investieren. Ich unterstützte und motiviere meine Kunden immer bestmöglich und wertschätze jeden Fortschritt, auch wenn er noch so klein zu sein scheint. Und ich hoffe, mit Swissfit dafür das richtige Angebot geschaffen zu haben!

Vielen Dank, liebe Tanja, für das Interview und viel Erfolg für Swissfit!