Wenn zornige Frauen die Bühne erobern

Projekt abgeschlossen
"Nous ne lacherons pas et unies nous vaincrons !!" © DEZA

Das Stück «Sevrage» (Entzug) wird in Burkina Faso und anderen westafrikanischen Ländern gespielt. Es geht auf witzige Weise die Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau in der afrikanischen Gesellschaft an. Die DEZA unterstützt den Kultursektor in Burkina Faso, denn dieser erlaubt einen kritischen Blick auf gesellschaftliche Fragen. Darüber hinaus schafft er in bedeutendem Masse Arbeitsplätze.

Land/Region Thema Periode Budget
Burkina Faso
Bildung
Kultur & Bewusstsein für Entwicklungszusammenarbeit
Beschäftigung & Wirtschaftsentwicklung
Rechtsstaatlichkeit - Demokratie - Menschenrechte
Alltagsfähigkeiten
Kultur & Freizeit
Schaffung von Arbeitsplätzen
01.04.2012 - 30.09.2015
CHF  1’500’000

Der «Carrefour international du théâtre de Ouagadougou» (CITO) ist einer der wichtigsten kulturellen Akteure in Burkina Faso und ein Hauptpartner des Kulturförderungsprogramms der DEZA. Er realisiert jedes Jahr mehrere Komödien zu gesellschaftlichen Themen. Im Stück «Sevrage» (Entzug) von 2012 ging es um die Frage der Gleichberechtigung der Geschlechter. Das in Koproduktion mit Kuckuck-Produktion, einer langjährigen Partnerin von CITO, realisierte Stück wurde mehrere Wochen in Ouagadougou gespielt und ging danach mit Unterstützung der DEZA auf Tournee in mehreren westafrikanischen Ländern: Benin, Niger, Côte d’Ivoire und Togo.

Ungleichheiten humorvoll anklagen
«Sevrage» ist eine Adaptation der Komödie «Lysistrata» von Aristophanes. Hauptpersonen des Stücks sind Frauen. Mit Humor wird die Frage der Ungleichheit der Geschlechter in der afrikanischen Gesellschaft angegangen. Die Geschichte: Eine Gruppe von Frauen ist es leid, zusehen zu müssen, wie ihre Ehemänner und Söhne in Stammeskriegen verwundet oder getötet werden. Um die Männer zu zwingen, die Kampfhandlungen einzustellen, rufen sie einen Sexstreik aus. Das Schauspiel hebt die Entschlossenheit und den Pragmatismus der Frauen bei ihrem Einsatz für den Frieden in ihren Dörfern hervor.
Die Anerkennung der Rechte der Frau, ihres Platzes in der afrikanischen Gesellschaft und im wirtschaftlichen Bereich, steht im Zentrum dieser von burkinischen Schauspielerinnen und Schauspielern gespielten Komödie. Sie war ein grosser Publikumserfolg. «Wir haben vor ganz unterschiedlichem Publikum und vor Menschen aller Glaubensrichtungen gespielt. Jedes Mal gab es viel Gelächter und lebhafte Diskussionen. Das Stück hat dazu beigetragen, Tabus zu brechen und neue Publikumskreise zu erobern», erklärt Laure Guire, Leiterin der Tournee in Westafrika.

Kritisches Bewusstsein wecken
In Burkina Faso, wo ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung weder lesen noch schreiben kann, ist die Kultur ein wichtiger Kanal für Informationen und gesellschaftliche Veränderung. Sie ist ein wertvolles Instrument für Entwicklungsfragen, denn sie begünstigt das Entstehen eines kritischen Bewusstseins zu Themen wie Bildung, Gesundheit, staatsbürgerliches Engagement, Korruption oder Gleichberechtigung von Mann und Frau. Theater oder Film eignen sich ausgezeichnet, um zum Nachdenken über gesellschaftliche Probleme anzuregen. Abgesehen vom rein künstlerischen Aspekt ist dieser Sektor auch wichtig für die Schaffung von Arbeitsplätzen, insbesondere für junge Leute.

Besser ausgebildete und besser bezahlte Künstler
Ein weiteres Ziel des Programms ist die Förderung der Künstlerausbildung sowie des Zugangs der Frauen zu anderen Berufen im Theater wie Inszenierung, Produktion, Regie oder auch Ton- und Beleuchtungstechnik. Dank der Ausbildungsangebote haben seit Beginn des Projekts im Jahr 2007 über 700 Künstler, davon über 40 % Frauen, qualitativ hochstehende Stücke produziert.
Obwohl die Anzahl Arbeitsplätze im Kulturbereich stetig wächst, sind diese Stellen nach wie vor schlecht bezahlt und sehr prekär. Eines der Ziele des DEZA-Programms ist daher, den Künstlern und sonstigen Theaterberufsleuten Arbeitsplätze mit einem angemessenen Einkommen zu verschaffen.

Die Kultur im Zentrum der Entwicklung
Die Kultur nimmt bei der Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz einen wichtigen Platz ein. Sie trägt auf verschiedene Weise zur Verminderung der Armut bei. Mindestens ein Prozent des Gesamtbudgets der DEZA für ihre Partnerländer ist für kulturelle Aktivitäten jeglicher Art bestimmt.
Burkina Faso verfügt über ein besonders reiches und dynamisches Kultur- und Kunstleben. Unterstützt durch sehr aktive nichtkommerzielle Vereinigungen und eine engagierte Politik des Staates entwickelt sich dieses Land zu einem Zentrum internationaler Kulturanlässe. Die Initiativen – ob im Bereich des Theaters, des Films oder der Musik – sind sehr zahlreich. Die Hauptstadt Ouagadougou beherbergt das grösste Filmfestival Afrikas. Alle zwei Jahre beleuchtet eine nationale Kulturwoche die tausend Facetten der burkinischen Kultur.

Entwicklung eines echten kulturellen Unternehmertums
Trotz seines grossen Potenzials ist der Kultursektor von Burkina Faso mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Sie betreffen insbesondere die Organisation und Koordination der kulturellen Akteure, die Produktion und Verbreitung von Kunst oder auch die Kulturfinanzierung durch den Staat. «Mit ihrem Programm will die DEZA das Entstehen eines echten kulturellen Unternehmertums fördern», erklärt Habibou Koanda, Leiterin des Programms. Damit sollen die Kapazitäten der wichtigsten kulturellen Akteure des Landes und die örtlichen Gemeinwesen gestärkt werden.
Um das Kulturschaffen ausserhalb der städtischen Zentren zu fördern, unterstützt die DEZA die Dezentralisierung des Sektors zugunsten kleiner und mittelgrosser Städte. Das Ziel ist es, den Zugang der ländlichen Bevölkerung unter anderem zum Theater zu verbessern. Seit Beginn des Projekts im Jahr 2007 sind über 100 Stücke in Burkina Faso uraufgeführt und verbreitet worden. Rund 300 000 Personen aus Stadt und Land konnten Stücke von hoher Qualität zu verschiedenen Themen besuchen.