Technologische Optimierung der Einsatzzentralen und Rettungsdienste (Ambulanzsystem)

Projekt abgeschlossen
Im dünn besiedelten Estland mit seinen zahlreichen Wäldern ist bei Notfällen ein schneller Einsatz von Rettungskräften entscheidend, um Leben retten zu können.
Im dünn besiedelten Estland mit seinen zahlreichen Wäldern ist bei Notfällen ein schneller Einsatz von Rettungskräften entscheidend, um Leben retten zu können. © Taisi Valdlo

Im dünn besiedelten Estland mit seinen zahlreichen Wäldern ist bei Notfällen ein schneller Einsatz von Rettungskräften entscheidend, um Leben retten zu können. Mit der Finanzierung zweier aufeinander abgestimmter Projekte in der Höhe von 3,3 Millionen Franken trägt die Schweiz zur technologischen Optimierung der Einsatzzentralen und Rettungsdienste in Estland bei.

Land/Region Thema Periode Budget
Estland
Soziale Sicherheit erhöhen
Verschiedene soziale Dienstleistungen
15.12.2009 - 30.06.2014
CHF  1’280’000

Hinweis: Die Texte in allen Rubriken, mit Ausnahme «Erreichte Resultate», beschreiben die Situation vor Projektbeginn.

Trotz erheblicher Anstrengungen von Seiten der estnischen Regierung zur Verminderung tödlicher Unfälle treten diese in Bezug zur Bevölkerungszahl fast dreimal so häufig auf wie im EU-Durchschnitt und in der Schweiz. Gründe dafür sind unter anderem Schwierigkeiten bei der Ortung von Unfällen und Rettungsfahrzeugen in dünn besiedelten und unwegsamen Gebieten, die mangelnde Abstimmung zwischen Einsatzkräften und Spitälern sowie die Verwendung von verschiedenen, nicht kompatiblen Funksystemen und von veraltetem Kartenmaterial.

Neue Technik für den Einsatz und an der Zentrale

Um diese Missstände zu beheben lancierte Estland Mitte des vergangenen Jahrzehnts eine nationale Strategie, welche die Einbindung und Vernetzung sämtlicher Rettungsdienste wie Ambulanzen, Feuerwehr, Polizei und Grenzschutz, die Einführung eines einheitlichen nationalen Funknetzes sowie die aufeinander abgestimmte Anwendung neuester Internet-Technologien umfasste.

Die Schweiz finanziert seit 2010 zwei Teilbereiche dieses groß angelegten Projektes. Zum einen werden 120 Ambulanzfahrzeuge und 55 ärztliche Betreuungszentren mit modernen Funkanlagen und mobiler Software ausgestattet, welche dem nationalen Standard entsprechen. Zum andern werden die Hard- und Software der nationalen Notrufzentrale komplett erneuert, eine interaktive, laufend aktualisierte elektronische Karte entwickelt und Schulungen zur Anwendung der neuen Apparaturen durchgeführt. Die Einbindung von Polizei, Feuerwehr und weiteren Einsatzdiensten erfolgt parallel in Form von weiteren Teilprojekten, welche durch den estnischen Staatshaushalt finanziert werden.

Diese koordinierten Maßnahmen ermöglichen den Mitarbeitenden der nationalen Notrufzentrale in Tallinn sowie in den vier über das Land verteilten Filialen, eingehende Anrufe sowie in der Nähe befindliche Einsatzkräfte zielgenau zu orten, schnelle und präzise Einsatzbefehle per Funk durchzugeben und diese anschließend auch elektronisch festzuhalten. Dabei können beispielsweise die Rettungskräfte der Feuerwehr jederzeit nachsehen, wann die Ambulanz oder die Polizei am Unglücksort eintreffen wird. Im Weiteren sind medizinische Einsatzkräfte in der Lage, nach der Erstbehandlung am jeweiligen Unfallort im Ambulanzfahrzeug elektronische Patientenkarten anzulegen, welche lebenswichtige Informationen zum Zustand des Patienten enthalten und noch vor dessen Eintreffen im Spital diesem elektronisch übermittelt werden können.

Gewonnene Zeit kann entscheidend sein

Ein solches Vorgehen verkürzt die Zeitspanne zwischen der Entgegennahme eines Notrufs und dem Erscheinen von Rettungsdiensten vor Ort erheblich und verbessert spürbar die Qualität der estnischen Rettungs- und Betreuungsdienste. Die beiden Teilprojekte fördern damit Maßnahmen im Rahmen der so genannten eGesundheit, welche auch in der Schweiz zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die anhand des schweizerischen Beitrags finanzierte Modernisierung des Notruf- und Ambulanzsystems ermöglicht in Zukunft somit einen koordinierten und somit ungleich effizienteren Einsatz der Rettungskräfte als bisher. Diese von der Schweiz finanzierte Modernisierung wird im Jahr 2013, die Digitalisierung des gesamten estnischen Notfallsystems ein Jahr später abgeschlossen sein. 

"Die estnische Notrufzentrale und der Gesundheitsdienst haben sich im Rahmen des Projekts zum Ziel gesetzt, die Reaktionszeit zwischen dem Eingang eines Notrufs auf der Nummer 112 bis zum Eintreffen eines Rettungsteams vor Ort zu reduzieren, insbesondere in ländlichen Gebieten. Landesweit soll ein qualitativ hochstehender und evidenzbasierter Ambulanzdienst sichergestellt werden.

Zu diesem Zweck erhielt die Notrufzentrale eine digitale operative Landkarte, die auch die nötige Ausrüstung für die zugewiesenen Rettungsfahrzeuge sowie die Standorte von Ambulanzen und Stationen umfasst. Die Ambulanzdienste Estlands und die Notfallstationen der Krankenhäuser werden mit den nötigen Funkgeräten ausgerüstet. Die Ambulanzdienste werden mit tragbaren drahtlosen Computer-Arbeitsgeräten ausgerüstet, die mit einer zentralen E-Health-Datenbank verbunden sind. Zudem sollen elektronische Krankengeschichten bzw. papierlose Patientendossiers entwickelt werden."

Janek Laev, Leiter der Notrufzentrale