Konkrete Ergebnisse an der Klimakonferenz in Paris

Artikel, 18.12.2015

Bei der Umsetzung des Abkommens der Pariser Klimakonferenz kann die DEZA auf ihre solide bilaterale und multilaterale Arbeit im Klimabereich aufbauen. Anton Hilber, Leiter Globalprogramm Klimawandel der DEZA, spricht über die Ergebnisse der COP21 und die Rolle der Schweiz bei der Umsetzung des Abkommens.

Palmen am Strand biegen sich im Sturm
Hurrikan in Florida als Folge des Klimawandels. © pixabay

Welches ist aus Ihrer Sicht das wichtigste Ergebnis, das die Klimakonferenz 2015 in Paris hervorgebracht hat?

Das wichtigste Ergebnis ist ein klares Bekenntnis der Staatengemeinschaft zur Kooperation bei der Bekämpfung des vom Menschen verursachten Klimawandels und seinen Folgen. Das Recht auf Entwicklung wurde mit einer Pflicht zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen verknüpft. Die Globale Erwärmung soll durch zunehmend strengere kollektive Anstrengungen und internationale Kooperation auf plus 1,5 –plus 2 Grad Celsius begrenzt werden. Da die Durchschnittstemperatur bereits um 1 Grad angestiegen ist, haben sich neu auch alle Länder zur Förderung von national definierten Anpassungsmassnahmen verpflichtet. 

Was bedeutet der Ausgang der Klimakonferenz für die Entwicklungszusammenarbeit der DEZA?

Nach den Konfrontationen von Paris über die rechtliche Form, die Grundsätze und die genaue Wortwahl des Abkommens (shall? should? will?)  steht nun eine Phase der nationalen Umsetzung bevor, in welcher eine verstärkte internationale Kooperation unerlässlich sein wird. Die Entwicklungszusammenarbeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Finanzierung von Klimamassnahmen in Entwicklungsländern wird von allen OECD-Staaten an die öffentliche Entwicklungshilfe angerechnet. Mit diesen Geldern und Massnahmen werden auch zusätzliche private Geldflüsse mobilisiert, die ebenfalls eingerechnet werden. Das Globalprogramm Klimawandel der DEZA (GPCC) spielt eine wichtige thematische Führungsrolle und finanziert auch die Beiträge der Schweiz an den multilateralen Green Climate Fund und den Adaptation Fund.

Haben Sie eine Einigkeit gespürt, dass die Klimaproblematik eine internationale Herausforderung ist?

Diese Einigkeit besteht seit langem, und man hat sie in Paris deutlich gespürt. Der beste Beweis ist wohl das Niveau des internationalen Engagements. In Paris haben 187 Länder, die zusammen für mehr als 90% der Weltemissionen verantwortlich sind, einen eigenen Plan vorgelegt. In diesen Plänen wird dargelegt, wie die Länder ihre Emissionen bis zum Jahr 2030 zu vermindern und ihre Anpassungsmassnahmen zu stärken gedenken.

Wo gab es Hürden und Knackpunkte?

Praktisch in jedem Verhandlungsbereich gab es Hürden und Uneinigkeit. Man darf nicht vergessen, dass die Gruppe der G-77 aus 130 Staaten besteht, deren Interessen beim Thema Klimawandel zum Teil höchst gegensätzlich sind. Ich denke an die in ihrer Existenz bedrohten kleinen Inselstaaten, die erdölexportierenden Staaten und die grossen Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien. Die Differenzierung unter den Ländern und die entsprechende Zuweisung von Verantwortung war denn auch eines der grössten Probleme. Die Deutung  gewisser unklarer Formulierungen im Pariser Abkommen wird in den kommenden Jahren, bis das Abkommen 2020 in Kraft treten soll, noch zu reden geben. Vorerst wird das Abkommen bis im April 2017 zur Unterschrift aufliegen. Danach gibt es verschiedene Möglichkeiten für einen Beitritt zum Abkommen.

Wie beeinflusst das Ergebnis der COP21 die Zusammenarbeit der Staaten im Bereich Klimawandel und diesbezügliche Folgen?

Alle Staaten müssen verstärkt zusammenarbeiten, um das Abkommen von Paris erfolgreich umzusetzen. Im Vordergrund stehen die Forschung und Technologieentwicklung, sowie der Transfer von Technologien und Know-How, bei welchem die Entwicklungszusammenarbeit eine wichtige Rolle spielt. 

Wie kann man sicherstellen, dass die Ergebnisse der Konferenz wirklich umgesetzt werden? Welchen Weg wählt die DEZA?

Das neue Abkommen enthält ein allgemeines Bekenntnis zur transparenten Umsetzung der selbsterklärten Ziele. Diese sollen regelmässig angepasst und progressiv strikter werden, bis hin zu einer CO2-neutralen Weltwirtschaft. Wichtig ist dabei, dass die Industriestaaten zugesagt haben, weiterhin eine Führungsrolle bei der Umsetzung klimarelevanter Politiken und Massnahmen zu übernehmen. 

Die DEZA wählt, ihrem Namen getreu, wie immer den Weg der Kooperation. Wir können auf unsere solide bilaterale und multilaterale Arbeit im Klimabereich aufbauen. Die DEZA wird die Schweiz erneut im Board des mit 10 Milliarden dotierten Green Climate Fund vertreten. Wir sind auch nach wie vor in den Entscheidungsgremien des Adaptation Funds und des Globalen Umweltfonds, die ebenfalls wichtige Funktionen erfüllen werden, vertreten. Zudem wollen wir die Kooperation mit SECO und BAFU im Klimabereich weiter verstärken. Die respektiven Kernmandate der drei Bundesämter ergänzen sich dabei sehr gut.

Side event zum Thema Geschlechtergleichstellung und Klimawandel

Die Teilnehmerinnen auf dem Panel der Veranstaltung zu Geschlechtergleichstellung an der Klimakonferenz in Paris 2015.
Frauen aus zahlreichen Ländern diskutierten die Geschlechtergleichstellung bei Klimamassnahmen. © DEZA

Am 3. Dezember 2015 hat  die Schweiz an der Klimakonferenz in Paris (COP21) zusammen mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-Operation and Development, OECD) sowie mit Frankreich, Marokko und Peru eine Veranstaltung zu Geschlechtergleichstellung und Klimawandel durchgeführt.

Mary Robinson, Sondergesandte des UNO-Generalsekretärs für Klimawandel, die französische Staatssekretärin für Frauenrechte Pascale Boistard, die  marokkanische Ministerin für Umwelt Hakima El Haite, Hindou Oumarou Ibrahim, Vertreterin indigener Frauen im Tschad, Thilmeeza Hussain,  Gründerin der NGO Voice of Women zur Stärkung der Frauenrechte in den Malediven, Rupa Mukerji von HELVETAS Swiss Intercooperation und Christine Albanel, Exekutivdirektorin für Corporate Social Responsibility bei Orange, nahmen an der Diskussion teil.  Sie waren sich einig, dass das Klimaabkommen von Paris, das an der COP21 beschlossen werden soll, die Rechte und die Beteiligung von Frauen einschliessen muss.

Der Schweizer Botschafter Ulrich Lehner, Ständiger Vertreter der Schweiz bei der OECD, erwähnte das Schweizer Engagement für Geschlechtergleichstellung und Frauenrechte im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sowie des Rahmenabkommens zur Entwicklungsfinanzierung vom Juli 2015.

Der peruanische Umweltminister Manuel Pulgar-Vidal rief Marokko, wo die COP22 stattfinden wird, dazu auf, Geschlechtergleichstellung prominent auf die Agenda zu setzen.

Programm des side events (en)