Siut Bulak – eine Käserei stärkt die Wirtschaft im Nordosten Kirgisistans

Artikel, 06.09.2017

Die Marke Dairy Spring mit ihren hochwertigen Milchprodukten gehört heute zu den fünf grössten Milchverarbeitungsunternehmen in Kirgisistan. In der Käserei Siut Bulak, die aus einem Programm der DEZA entstanden ist, werden Käsespezialitäten nach Schweizer Rezepten produziert. Rund 2000 Landwirtschaftsbetriebe der Region liefern Milch zur Verarbeitung. Nun ist das Unternehmen an private Investoren verkauft worden.

Foto der Käserei Siut Bulak in Kirgisistan, ein Backsteingebäude.
Die Käserei Siut Bulak in Kirgisistan wurde von der DEZA erbaut und an private Investoren verkauft. © Dairy Spring

Die Region Tiup im Nordosten Kirgisistans mit ihren günstigen klimatischen Bedingungen und ihrem Wasserreichtum ist traditionell eine wichtige milchproduzierende Region. Als Kirgisistan Teil der Sowjetunion war, gab es ein gut entwickeltes Netz von Milchsammelstellen, welche die Verarbeitungsbetriebe belieferten. Doch nachdem Kirgisistan 1991 die Unabhängigkeit erlangt hatte, brach das System zusammen und das Volumen der Milchproduktion ging drastisch zurück. Dies beeinträchtigte die örtliche Bevölkerung in abgelegenen Dörfern, in denen die Landwirte keine anderen Einkommensquellen oder Beschäftigungsmöglichkeiten haben.

Um die Armut in ländlichen Gebieten zu verringern und den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihren Lebensunterhalt zu verbessern, wurde 1995 das kirgisisch-schweizerische Milchverarbeitungsprogramm ins Leben gerufen. Ziel war es, die Milchproduktion wiederzubeleben und den Verkauf von Milchprodukten zu fördern.

In Jyluu-Bulak, einem Dorf von knapp 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Nordosten des Landes, entstand im Rahmen des Schweizer Programms und mit Mitteln der DEZA die Käserei Siut Bulak. Diese Region, die im Norden von Kasachstan und im Süden von China begrenzt wird, eignet sich gut für die Käseherstellung. Lokale Kräuter geben der Milch besonderes Aroma und Geschmack.

Käseproduktion nach Schweizer Techniken

Zu Beginn stand der Wissensaustausch im Zentrum des Programms: Während der engen Zusammenarbeit von kirgisischen mit Schweizer Käsereibetrieben wurden Rezepte und Techniken weitergegeben, so dass man heute in Kirgisistan Tilsiter, Emmentaler (unter dem Namen Wiesengold), aber auch halbharte Käse und Mozzarella kaufen kann. Ausserdem sind Frischkäse und frische Milchprodukte wie Sauerrahm, Joghurt, Quark, Rahm und Butter im Angebot. Vorerst bestand die Schwierigkeit, dass die angelieferte Milch jahreszeitliche Qualitätsschwankungen aufwies. Dieses Problem konnte aber überwunden werden und heute ist die Produktequalität durchwegs höher als bei anderen kirgisischen Milchverarbeitungsbetrieben.

Seit dem Projektstart vor rund 20 Jahren hat sich das einstige DEZA-Programm durch die kontinuierliche Steigerung des Produktionsvolumens der Käserei Siut Bulak und die Verbesserung der Entwicklungslage in der Region bewährt. Das verarbeitete Milchvolumen stieg von 500 Litern auf 50’000 Liter pro Tag.

Arbeitsplätze und Einkommen für die Region

Die Käserei ist ein Betrieb mit rund 100 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Mehr als 2000 Landwirtschaftsbetriebe verkaufen ihre Milch über ein Netz von 34 Milchsammelstellen an Siut Bulak.

Insgesamt erhalten die lokalen Landwirte jährlich mehr als 35 Millionen Soms (ca. 675’000 Dollar) in bar für den Milchverkauf, was einen erheblichen Anstieg des Einkommens bedeutet. Ausserdem entstanden im Umfeld der Käserei weitere Arbeitsplätze in den Milchsammlungsstellen, wie beispielsweise Fahrer oder Kontrolleure, welche die Milch bei der Anlieferung testen. Die erzielten Gewinne und die neu geschaffenen Arbeitsplätze tragen wesentlich zur Verbesserung der Wirtschaftslage in der Tiup-Region bei.

Siut Bulak verfügt über gut etablierte Vertriebsketten, welche lokale Supermärkte, Geschäfte, Restaurants und Hotels beliefern. Einige Käsesorten werden in die benachbarten Landkreise (Oblasts) und nach Kasachstan exportiert. Mit dem Beitritt Kirgisistans 2015 zur Eurasischen Wirtschaftsunion (EEU) könnten die Produkte in Zukunft in weitere EEU-Mitgliedsstaaten exportiert werden.

Während über 20 Jahren hat sich die Käserei von einem subventionierten Entwicklungsprojekt hin zu einem rein privatwirtschaftlich organisierten Betrieb entwickelt. Juristisch gesehen ist der Milchverarbeitungsbetrieb seit 1996 ein kirgisisch-schweizerisches Handelsunternehmen, die Siut Bulak Closed Joint Stock Company («Siut Bulak» CJSC). Im selben Jahr begann das Unternehmen mit der Produktion von Hart- und Halbhartkäse und vermarktete diese unter dem Brand «Dairy Spring».

2008 stieg die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung ein und beteiligte sich mit 34% der Aktien. Damit wurde sie nebst der DEZA, welche 52% besitzt, zum zweitwichtigsten Aktionär. Die restlichen Anteile besitzen die Bauern der Region.

Am 14. August 2017 wurde die Käserei Siut Bulak an die Spielhofer Swisscheese SA verkauft. Die DEZA achtete beim Verkauf auf Grundsätze der sozialen Unternehmensverantwortung (auch Corporate Social Responsibility genannt) und Nachhaltigkeit sowie auf die Pläne der neuen Eigentümer, der industriellen Entwicklung der Käserei Rechnung zu tragen. Der Verkaufserlös der DEZA-Beteiligung floss in die Bundeskasse. Damit beendet die DEZA ihr Engagement und Siut Bulak ist ein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen.