«Wir haben ein Netzwerk für Filmschaffende aufgebaut»

Artikel, 20.09.2013

11.08.2013, Locarno

Der armenische Produzent und Regisseur Hovhannes Galstyan hat am Filmfestival Locarno im Tessin im August 2013 seinen Film Bonded Parallels präsentiert: Anlass für ein Gespräch über die entscheidende Rolle der DEZA zu Beginn seiner Karriere und über den Aufschwung des kaukasischen Filmschaffens.

Mit Bonded Parallels (2009) wurde der Armenier Hovhannes Galstyan zum Vorbild einer ganzen Generation von Filmschaffenden. Sein Film ist die erste internationale Koproduktion der postkommunistischen Ära im Südkaukasus, ein Meilenstein, der durch die künstlerischen Qualitäten dieses Spielfilms noch unterstrichen wird.

Bonded Parallels erzählt zwei Liebesgeschichten: Eine spielt in Norwegen während des Zweiten Weltkriegs, die andere 1988 in Armenien. Nach der Vorführung vor einem enthusiastischen Publikum, die im August 2013 ausserhalb des Wettbewerbs in Locarno stattfand, sprach der Regisseur Hovhannes Galstyan im Interview über seinen Werdegang.

Wie begann Ihre Filmkarriere in Armenien?
Kurz gesagt begann für mich wie für andere Kolleginnen und Kollegen aus meiner Region alles mit dem Ausbildungsprojekt AVANTI für Regisseure und Filmproduzenten, das von der DEZA finanziert wurde. Mit dem Untergang der Sowjetunion verschwanden alle Strukturen, auch im Filmbereich, der bis dahin sehr grosszügig subventioniert wurde. Vorher gab es Schulen, Produktionsgesellschaften, einen Verleih und zahlreiche Kinosäle. Als ich vor etwa zehn Jahren erfuhr, dass das Projekt AVANTI lanciert worden war, meldete ich mich an. Später hatte ich dann das Glück, in meinem Beruf Erfolg zu haben.

Was haben Sie damals gelernt?
2003 fand ich dank des AVANTI-Programms einen Partner und lernte, wie man einen Film macht, vom ersten Skript bis zur Produktion. Durch diese Kenntnisse lernten wir, an uns selbst zu glauben undauf uns aufmerksam zu machen – ir machten erste Schritte auf unserem beruflichen Weg. AVANTI war für mich die Filmschule, die ich vorher nicht absolvieren konnte. Das Programm war wie eine Brücke. Wir gingen vom lokalen Film aus, den wir beherrschten, und gelangten auf die andere Seite, zu einem Kino mit seriösen Mitteln.

Was ist das Bleibende von AVANTI?
Nach AVANTI wurde eine andere Struktur eingeführt und damit hat sich alles verändert. vor allem wegen der fehlenden finanziellen Mittel. Aus meiner Sicht als unabhängiger Produzent wurde AVANTI zu früh eingestellt. Wenn es noch drei Jahre weitergeführt worden wäre, hätten wir die Struktur verändern können. Ich habe dies übrigens in einem Bericht erklärt, den ich an die Programmleitung geschickt habe. Allerdings macht die neue Generation, die aus AVANTI hervorgegangen ist, immer noch Fortschritte. Einige von ihnen sind hier in Locarno und wir tauschen uns häufig untereinander aus. Wir sind solidarisch und haben ein Netzwerk für Filmschaffende aufgebaut. Dank Locarno kann ich diese Beziehungen, die für unsere Arbeit wesentlich sind, verstärken.

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Im Moment habe ich einen zweiten Film in Arbeit. Er heisst Remission und ist in der Vorproduktion. Mit meiner Produktionsfirma Parallels Film Production arbeiten wir zudem an zwei Spielfilmprojekten von Marine Zakaryan, Half Moon Bay und The Pheasant Hunter, sowie an einem Film des türkischen Filmemachers Aren Perdeci, Lost Birds. Bei meinen Filmprojekten geht es um zwischenmenschliche Beziehungen, was Menschen erleben, was sie fühlen. Ich interessiere mich mehr für menschliche Gefühle als für soziale oder politische Beziehungen.

Details zu 'Bonded Parallels'

Trailer für Bonded Parallels

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