Die Gemeinden Benins wollen sich engagieren

Artikel, 04.09.2014

Blandine Codija Agossou verfolgt im Auftrag der DEZA die dezentrale Umsetzung des Programms zur Förderung der Alphabetisierung in Benin. Das Projekt ist 2014 angelaufen. Es soll die Gemeinden dreier Provinzen im Norden des Landes darauf vorbereiten, die Alphabetisierung Erwachsener selbstständig zu leiten.

Blandine Codija Agossou an einer Arbeitssitzung mit Vertretern des Ministeriums für Alphabetisierung
Blandine Codija Agossou an einer Arbeitssitzung mit Vertretern des Ministeriums und dreier Gemeinden der Provinz Atacora. Thema war die Verantwortung der örtlichen Mandatsträger für die Umsetzung der Alphabetisierungsprogramme im Juli 2014. © DEZA

Den meisten Gemeinden Benins fehlt es an Knowhow im Bereich der Alphabetisierung von Erwachsenen und an Finanzmitteln, obwohl sie seit dem Beginn der Dezentralisierung des Landes 2002 für diesen Bereich verantwortlich sind.

Daher lancierte die DEZA im Januar 2014 ein Projekt, das die Gemeinden dabei unterstützen soll, sich aus der Abhängigkeit von der internationalen Zusammenarbeit in diesem Bereich zu befreien. Das Programm zur Förderung dezentraler Alphabetisierung (PAGEDA) in Benin hat eine Laufzeit von 12 Jahren und befindet sich zurzeit in der Testphase in den nördlichen Provinzen Borgou, Atacora und Alibori. Blandine Codija Agossou ist DEZA-Programmbeauftragte in Benin. Sie erläutert, was seit Anfang Jahr in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den betreffenden Gemeinden unternommen wurde.

Tafeln mit Texten in verschiedenen lokalen Sprachen fördern im Norden Benins die Weiterentwicklung des schriftlichen Umfeldes. © DEZA

Mit dem Programm zur Förderung dezentraler Alphabetisierung (PAGEDA) in Benin will die DEZA im Norden des Landes die Gemeinden zu Hauptakteuren der Alphabetisierung Erwachsener machen. Was haben Sie seit Anfang 2014 unternommen, um dieses Ziel zu erreichen?
Derzeit schliesst die DEZA direkt Verträge mit den Gemeinden, den kommunalen Verbänden und den Berufsverbänden unter Respektierung der Aufgaben, die im Grundsatzdokument über die Alphabetisierung in Benin definiert wurden. Parallel hierzu wurden zwei Studien in Auftrag gegeben: Im Rahmen der ersten Studie wird untersucht, weshalb der Anteil der Frauen, die an Alphabetisierungskursen teilnehmen, stagniert, obwohl sie am stärksten von Analphabetismus betroffen sind. Die Studie soll Wege aufzeigen, wie dem abzuhelfen ist. Im Rahmen der zweiten Studie wird ein Verzeichnis derjenigen kommunalen Alphabetisierungsmassnahmen angelegt, die seit Beginn der Dezentralisierung in Benin die grössten Erfolge aufweisen. Ziel ist es, diese bewährten Praktiken auch anderswo umzusetzen. Bis Juni 2015 sind wir noch in der Testphase. Gestützt auf deren Ergebnisse werden wir anschliessend eine neue Strategie für unsere Arbeit entwickeln.

Wie beteiligen sich Partnergemeinden an der Alphabetisierung Erwachsener?
Die Gemeinden in Borgou, Atacora und Alibori verfügen zurzeit nicht über genügend Mittel, um ihre Aufgabe zu erfüllen. So wird zum Beispiel die Ausbildung der Lehrkräfte unserer Partner-NGO von der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit finanziert. Die Gemeinden sind jedoch bereit, sich zu engagieren. Manchmal hat man den Eindruck, die Alphabetisierung Erwachsener gehöre nicht zu ihren Prioritäten, doch liegt das vor allem an mangelnden Kompetenzen und Ressourcen. In den genannten Provinzen haben sich die kommunalen Verwaltungen zusammen mit der DEZA an der Ausarbeitung des PAGEDA beteiligt und nehmen auch weiterhin an den Arbeitssitzungen zur Umsetzung des Programms teil. Sie beteiligen sich an der gesamten Debatte und klären die erwachsene Bevölkerung über die Vorteile der Alphabetisierung auf.

Das Projekt soll zudem die Schriftkultur in den Gemeinden fördern. Was bedeutet das konkret?
Die seit Januar 2014 mit den Gemeinden geführten Gespräche haben uns erneut vor Augen geführt, wie wichtig es ist, schriftliche Medien zu fördern und den Zugang der erst kürzlich alphabetisierten Personen zu Büchern zu erleichtern, namentlich durch Dorfbibliotheken und die Organisation von Lesezirkeln. Die kommunalen Verwaltungen werden ermutigt, die Protokolle der Ratssitzungen in den verschiedenen Sprachen der Region auszuhängen und ihre Medienmitteilungen übersetzen zu lassen. Zudem stellen die NGO an den Strassen Aufklärungs- und Informationstafeln in den lokalen Sprachen auf. Diese Präsenz der Schriftkultur bietet den kürzlich alphabetisierten Personen die Möglichkeit, ihre Lesepraxis beizubehalten.

Die DEZA unterstützt derzeit 608 Zentren für Erwachsenenalphabetisierung im Norden Benins. Welche Aufgabe haben Sie in diesem Rahmen?
Ich sorge dafür, dass unsere fünf Partner den Aktionsplan der DEZA für das Alphabetisierungsprogramm einhalten. Ich arbeite zusammen mit den Partnern Finanzierungsanträge sowie Arbeitspläne aus und kontrolliere ihre Umsetzung und die Einhaltung der vertraglichen Bestimmungen. Zwei unserer vier NGO-Partner geben Alphabetisierungskurse, die beiden anderen setzen sich bei verschiedenen Behörden dafür ein, dass mehr Mittel für die Alphabetisierung Erwachsener zur Verfügung gestellt werden. Unser fünfter Partner ist das Ministerium für Alphabetisierung. Meine Aufgabe ist es zudem, die Tätigkeit des Lenkungsausschusses des PAGEDA zu verfolgen, dessen Vorsitz das Ministerium innehat. Dieser Ausschuss prüft, ob in den Kursen der von der DEZA unterstützten Alphabetisierungszentren die innerstaatlichen Vorschriften respektiert werden. Darüber hinaus prüft er die Kohärenz der Aktivitäten der Partner und den Stand der Ausführung der Arbeitspläne. Im Übrigen statte ich den von der DEZA finanzierten Zentren vor Ort Besuche ab.