«Babys können wieder im Spital auf die Welt kommen»

Artikel, 08.05.2015

Als Mitglied des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH) leitete Ueli Salzmann das erste Soforteinsatzteam, das einen Tag nach dem Erdbeben nach Nepal geschickt wurde. Nach zehn Tagen vor Ort spricht er über seine ersten Eindrücke.

Ueli Salzmann leitet ein Briefing des Soforteinsatzteams in Nepal.
Als Leiter des ersten Soforteinsatzteams (SET), das die Humanitäre Hilfe des Bundes nach Nepal entsandt hat, organisierte Ueli Salzmann (in der Mitte) die Nothilfe und legte Prioritäten fest. © DEZA

Ueli Salzmann, was haben die Experten der Humanitären Hilfe des Bundes bisher konkret erreicht?
Wir haben neben anderen Evaluationen sofort mit den ersten Abklärungen für die Einsetzung des «Mother and Child»-Projekts begonnen, mit dem das Spital in Gorkha unterstützt wird. Dieses Regionalspital mit einem Einzugsgebiet von über 250‘000 Personen wurde dank unserem medizinischen Team wieder einsatzfähig. Es werden wieder Patienten behandelt und operiert, Babys können wieder im Spital auf die Welt kommen. Ausserdem konnten wir in dieser Zeit die ersten Hilfsgüter verteilen. Auch die Koordination ist sehr wichtig, deshalb nehmen wir an vielen Diskussionen teil, besuchen Ministerien usw.

Das humanitäre Team der Schweiz ist im Raum Gorkha, westlich von Kathmandu, sowie in den Regionen südlich von Kathmandu präsent. Nach welchen Kriterien wurden die Einsatzgebiete ausgewählt?
Wir haben gemerkt, dass es in Kathmandu selbst keine medizinische Unterstützung braucht, in Gorkha, das sehr nahe am Epizentrum liegt, hingegen schon. Dort besteht seit dem Erdbeben ein grosser Bedarf. Immerhin ist es das Spital, das für die ganze Region zuständig ist. Wir waren die erste Hilfsorganisation vor Ort und entschieden rasch, uns dort einzusetzen. Wir sind aber auch südlich von Kathmandu im Einsatz – in einer Region, die nicht im Fokus der anderen Organisationen steht, die sich eher auf das Gebiet nördlich der Hauptstadt konzentrieren. Deshalb haben wir entschieden, in jener Region den Bedarf zu prüfen und Hilfsgüter zu liefern.

Das SET hat seine Zentrale auf dem Gelände der Schweizer Botschaft eingerichtet. Jetzt ist aber das Botschaftsgebäude durch das Erdbeben stark beschädigt. Kann man hier überhaupt arbeiten?
Doch, wir können relativ gut arbeiten. Zum Glück ist das Wetter gut, nachdem es in den ersten Tagen regnerisch und eher kühl war. Klar, es ist eine improvisierte Installation, aber uns reichen diese Räumlichkeiten und Unterstände im Hof der Botschaft völlig aus.

Die in Nepal eingesetzten Expertinnen und Experten des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe lösen sich regelmässig ab. Was bedeutet das für die Kontinuität der durchgeführten Projekte?
Die Projekte werden laufend analysiert und diskutiert. Grundsätzlich halten wir auch in den nächsten Wochen an der Ausrichtung fest. Die Palette an Hilfsgütern werden wir ausbauen und den aktuellen Bedürfnissen anpassen. Vieles kann man in Kathmandu beschaffen, was wir tun werden, und das Engagement in den peripheren Regionen wird bleiben.