Erfolgreiche Herstellung eines Malariamedikaments in Tansania

Artikel, 25.04.2016

Die Schweiz setzt sich stark für die Bekämpfung der Malaria ein. Zum Malaria-Welt-Tag vom 25. April 2016 ein Bericht über die erfolgreiche Verlagerung der Produktion eines Malariamedikaments nach Tansania.

Ein Mann hält eine ASAQ-Tablette zwischen den Fingern. Das Malariamedikament wird in der neuen Produktionsanlage in Tansania hergestellt.
Das Malariamedikament ASAQ wird künftig in einer tansanischen Fabrik hergestellt. © DNDi

Bis die erste Packung des Kombinationspräparats ASAQ die Produktionsanlage Zenufa in Daressalaam, der tansanischen Wirtschaftshauptstadt, verlassen konnte, mussten viele Herausforderungen bewältigt werden. Nach sechs Jahren konnte die Stiftung «Drugs for Neglected Diseases initiative» (DNDi) ihr Projekt erfolgreich abschliessen. Die DEZA unterstützte das Vorhaben mit 270’000 CHF.

Bewilligung der WHO als Voraussetzung für die Massenproduktion

«Dies ist ein Beispiel für einen erfolgreichen Transfer von Arzneimitteltechnologie», sagt Jean-René Kiechel, Leiter des ASAQ-Projekts bei DNDi, stolz. «Jetzt brauchen wir noch die Präqualifikation des Medikaments und der tansanischen Produktionsanlage durch die WHO. Das Dossier steht kurz vor Abschluss. Wir sind bereit.» 

Wenn die WHO die Marktzulassung erteilt, kann die Fabrik in Tansania die Produktion schrittweise auf drei bis fünf Millionen Behandlungen pro Jahr für Afrika ausbauen. Das patentfreie ASAQ wurde umfassend untersucht und ist derzeit das kostengünstigste Malariamedikament auf dem Markt. Es wird weltweit am zweithäufigsten eingesetzt. Die Anlage in Daressalaam ist nach derjenigen in Marokko die zweite Fabrik auf dem afrikanischen Kontinent, die ASAQ herstellt.

Nähe zu Malaria-endemischen Gebieten

Warum wurde eine Produktionsanlage in Tansania gewählt? «Wir haben uns für einen afrikanischen Partner entschieden, der bereits über eine moderne Fabrik mit guten technischen Kapazitäten vor Ort verfügt», erklärt Jean-René Kiechel. «Zudem ist Zenufa in der Demokratischen Republik Kongo präsent. Dies erleichtert uns die Beziehungen zu den anderen Staaten im Süden Afrikas.» 

Subsahara-Afrika hat am meisten Malariafälle zu verzeichnen. Tansania grenzt an die Demokratische Republik Kongo (DRK), wo Malaria endemisch ist und besonders viele Todesfälle verursacht. Eine lokale Produktion trägt dazu bei, den Zugang der am meisten betroffenen Bevölkerungsgruppen zu einer medikamentösen Behandlung zu verbessern. 

«Bei diesem Projekt bestand eine echte Nachfrage von Seiten der afrikanischen Vertreter, die Malariamedikamente über kurze Wege und ohne Abhängigkeit von den üblichen Lieferanten in Europa oder Indien beziehen wollen.»

Zahlreiche Herausforderungen

Das Projekt war mit vielen technischen, administrativen und menschlichen Herausforderungen verbunden. Gemäss dem Projektleiter war die Herstellung einer Zweischichttablette mit zwei Wirkstoffen in Tansania ein echtes Abenteuer. 

Erheblicher Aufwand war notwendig, bis die Anlagen bereit waren. Die Verpackung des Medikaments musste angepasst werden, damit sie dem tropischen Klima standhält. Die Verpackungsmaschine traf infolge eines Brandes auf dem Frachtschiff erst nach einem anderthalbjährigen Umweg über Indien und China im richtigen Hafen ein. Auch Einfuhrabgaben und ‑vorschriften bremsten das Projekt immer wieder. 

Der Aufbau eines operationellen Teams brauchte ebenfalls Zeit. «Das Team vor Ort war interessiert und motiviert, aber die Mitarbeitenden mussten auf die neuen ASAQ-spezifischen Herstellungs- und Kontrollverfahren umstellen. Ausserdem mussten sie die Zusammenarbeit untereinander verbessern. Zu Anfang des Projekts gab es noch zu wenig Teamgeist.»

Engagement der Schweiz gegen Malaria

Anlässlich des Welt-Malaria-Tages ruft die DEZA ihr grosses Engagement zur Bekämpfung der Malaria in Erinnerung. Sie unterstützt zahlreiche Malariaprojekte finanziell. Sie spricht sich für einen Multi-Partner-Ansatz im Gesundheitsbereich aus, der den Technologie- und Kompetenztransfer an die am meisten betroffenen Länder erleichtert. «Dank dem globalen und koordinierten Engagement hat unsere Generation die historische Chance, Malaria zu besiegen», sagt DEZA-Direktor Manuel Sager. Die DEZA leitet dieses Jahr noch die Swiss Malaria Group (SMG), eine Partnerin von DNDi. Die Schweiz und die übrigen Länder der Welt haben sich mit der neuen Agenda 2030 verpflichtet, alles daran zu setzen, um Malaria bis 2030 zu beseitigen.

Verheerende Folgen der Malaria in Afrika

Das von der weiblichen Anopheles-Mücke übertragene Plasmodium ist ein mikroskopisch kleiner Parasit, der zahlreiche Todesfälle verursacht: Jedes Jahr sterben über 430ʼ000 Menschen an Malaria, hauptsächlich in Afrika. Im Jahr 2015 wurden 88% der gemeldeten Fälle und 90% der Todesfälle in Subsahara-Afrika verzeichnet. Kinder unter fünf Jahren sind besonders gefährdet. Mehr als zwei Drittel der Todesfälle betreffen diese Altersgruppe. Im Jahr 2015 starben rund 290ʼ000 Kinder unter fünf Jahren an Malaria.