Dokumentarfilm und Debatte zum Thema Menschenhandel

Artikel, 18.10.2013

Am 20. Oktober 2013 wird im Kino Rex in Freiburg der Dokumentarfilm «The Long Way Out» gezeigt. Er erzählt das Schicksal von sechs Kindern, die einem europäischen Menschenhändlerring entkamen. Nach dem Film findet eine Debatte statt, an der unter anderem SP-Präsident Christian Levrat und die DEZA-Programmbeauftragte Odile Rittener teilnehmen.

Gemeinsam mit anderen Partnern zeigt die DEZA am 20.Oktober 2013 im Kino Rex in Freiburg den Dokumentarfilm «The Long Way Out». Der Film handelt von der Wiedereingliederung sechs junger Erwachsener, zehn Jahre nachdem sie einem europäischen Menschenhändlerring entkamen.

Im Anschluss an den Film findet eine Diskussion statt, an der unter anderem Christian Levrat, Präsident der Sozialdemokratischen Partei, und Odile Rittener, Programmbeauftragte Migration und Entwicklung der DEZA, teilnehmen.

Diese Veranstaltung mit dem Titel «Traite des enfants en Europe, parlons-en!» markiert den Beginn der Woche gegen Menschenhandel, die vom 18. bis 25.Oktober 2013 stattfindet. Zum ersten Mal widmet die Schweiz diesem Thema nicht nur einen Tag, sondern eine ganze Woche.

Auf welche Regionen und Themen konzentriert sich die Tätigkeit der DEZA im Bereich der Bekämpfung des Menschenhandels?

Odile Rittener: Menschenhandel ist ein weltweites Problem, das sich mit der zunehmenden Globalisierung in den vergangenen zwanzig Jahren noch intensiviert hat. Der Menschenhandel ist ein transnationales Phänomen und zählt zu den einträglichsten Geschäftssegmenten des organisierten Verbrechens.

Die DEZA berücksichtigt diese globale Dimension bei ihren verschiedenen Tätigkeiten. Im Fokus steht ein Konzept der Partnerschaft und des Austauschs mit den Behörden verschiedener Länder in den Bereichen Prävention, Opferschutz und Strafverfolgung.

Die Bekämpfung des Menschenhandels ist unter anderem ein Bestandteil der Migrationspartnerschaften, welche die Schweiz mit Serbien und Nigeria abgeschlossen hat. Die DEZA unterstützt verschiedene Länder wie Marokko und Staaten in Westafrika bei der Ausarbeitung einer kohärenten Migrationspolitik. Sie setzt sich dabei mit Nachdruck dafür ein, dass der Schutz der am meisten gefährdeten Migrantinnen und Migranten in diesen Politiken seinen festen Platz hat.

Unterstützt werden zudem Projekte zur Bekämpfung des Menschenhandels in Osteuropa (Ukraine, Moldawien, Kaukasus). In der Ukraine zum Beispiel unterstützt die DEZA mit einem Projekt verschiedene soziale Einrichtungen, um Jugendlichen aus benachteiligten Verhältnissen Ausbildungs- und Beschäftigungsperspektiven zu bieten.

Der Dokumentarfilm «The Long Way Out» zeigt die Reintegration sechs junger Erwachsener, die zehn Jahre zuvor einem Menschenhändlernetz entkommen waren. Wie können die Akteure der DEZA sie unterstützen?

Ein wichtiger Faktor bei der Reintegration von Opfern von Menschenhandel in ihre Heimatländer sind Vorkehrungen, damit sie nicht noch einmal von Menschenhändlern angeworben werden. . Dies ist deshalb sehr wichtig, weil es häufig vorkommt, dass ein Familienmitglied in die Anwerbung des Opfers involviert war. Ziel ist es, den betroffenen Familien gangbare Alternativen aufzuzeigen.

Die DEZA kann dabei zusammen mit ihren verschiedenen Partnern Unterstützung gewähren, zum Beispiel im Bereich der Berufsausbildung und bei der Schaffung von Arbeitsplätzen für Jugendliche oder auch bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit der Schwächsten.

  • «The Long Way Out» (2012): Im Jahr 2002 porträtierte die französische Regisseurin Clara Ott sechs Kinder, Toni, Ela, Shpetim, Maringlen, Najada und Saléo bei ihrer Ankunft in Albanien, nachdem diese kurz zuvor einem Menschenhändlernetz in Griechenland entkommen waren. Zehn Jahre nach dem Dokumentarfilm kehrte sie zurück, um herauszufinden, wie diese jungen Erwachsenen ihre Reintegration in die Gesellschaft erleben.
  • Menschenhandel: Menschenhandel ist eine moderne Form der Sklaverei. Dabei werden Menschen zum Zweck der sexuellen Ausbeutung in der Prostitution, der Herstellung pornographischen Materials, aber auch für verschiedene Formen von Zwangsarbeit sowie für die Entnahme von Körperorganen angeworben, vermittelt oder angeboten. Weltweit fallen jährlich etwa 600’000 bis 2.4 Millionen Personen dem Menschenhandel zum Opfer, wobei Frauen und Kinder besonders betroffen sind.

«Es braucht eine verstärkte Sensibilisierung für diese Art von Verbrechen»

Herr Levrat, weshalb ist Menschenhandel in der Schweiz ein Thema?

Christian Levrat: Die Schweiz ist ein Zielland des Menschenhandels und in geringerem Masse ein Transitland der Opfer. Menschenhandel kommt in der Prostitution vor und es gibt bei uns auch Zwangsheiraten. Es braucht deshalb eine verstärkte Sensibilisierung für diese oft schwerwiegenden Vergehen.

Welche Lösungen schlagen Sie vor, um dagegen anzukämpfen?

Auf lokaler und kantonaler Ebene muss die Prostitution überwacht werden. Der Kanton Freiburg zum Beispiel hat 2010 ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Dadurch können Fälle von Zwangsprostitution verhindert werden: Die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter nehmen im Falle eines Missbrauchs die Polizei nicht mehr als Bedrohung, sondern als Schutz wahr.

In rechtlicher Hinsicht muss der Status der Opfer geklärt werden. Welcher Aufenthaltsstatus kann ihnen beispielsweise während eines Ermittlungsverfahrens gewährt werden? Wie kann man ihre Familien schützen und sie selbst dazu bringen, gegen ihre Peiniger auszusagen? Die Opfer sind eingeschüchtert, Drohungen ausgesetzt und verschwinden nur zu oft von der Bildfläche. Auf Bundesebene schliesslich gilt es, der DEZA und den zuständigen Stellen die notwendige politische und finanzielle Unterstützung zu sichern.