21.08.2015

Schlussrede von Botschafter Manuel Sager Direktor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA. Basel, den 21. August 2015

Rednerin/Redner: Manuel Sager

Sehr geehrte Damen und Herren, Exzellenzen, Liebe Freundinnen und Freunde der Entwicklungszusammenarbeit,

Es freut mich, nach den vielen eindrucksvollen Beiträgen und Diskussionen des heutigen Tages die Schlussrede an der diesjährigen Jahreskonferenz der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit zu halten.

Das Motto der heutigen Konferenz – „Gesundheit, ein vergessenes Menschenrecht“ – erinnert uns daran, dass es bei der Förderung der Gesundheit um viel mehr geht, als um ein ehrgeiziges Ziel. Es geht um das jedem Menschen zustehende Recht auf ein gesundes Leben – und damit auch um die Verantwortung der Staatengemeinschaft, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit dieses Recht umgesetzt werden kann. Die Projekte, die heute vorgestellt wurden, zeigen eindrücklich, auf welch unterschiedliche Weise verschiedene Akteure in unseren Partnerländern diese Verantwortung bereits wahrnehmen.

Die letzten Jahre haben erfreulicherweise gezeigt, dass sich unser gemeinsamer Einsatz lohnt: Die Anzahl der Kinder, die ihren fünften Geburtstag erleben, hat sich in den letzten zwanzig Jahren fast verdoppelt. Das Risiko, dass ein Kind vor seinem fünften Geburtstag stirbt, konnte in den letzten zwanzig Jahren fast halbiert werden. Das Gleiche gilt für die Mütter – fast doppelt so viele überleben heute eine Schwangerschaft und die Geburt ihres Kindes. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit erscheint auch die Beseitigung der extremen Armut tatsächlich in Reichweite. Die DEZA hat dazu beitragen können, und darauf sind wir stolz.

Trotzdem gibt es noch viel zu tun: noch immer sterben zu viele Menschen an Krankheiten, die eigentlich vermeidbar und heilbar sind – weil ihnen der Zugang zu einer umfassenden Gesundheitsversorgung fehlt. So sterben alle 24 Stunden noch immer rund 29‘000 Kinder unter fünf Jahren an Erkrankungen wie zum Beispiel Malaria und Durchfall, erliegen jeden Tag über 4‘000 Menschen einer Tuberkulose-Infektion, verlieren täglich rund 800 Frauen und Mädchen ihr Leben infolge von Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt. Das sind rund 15‘000 Menschen seit Beginn dieser Konferenz heute Morgen!

Im Fokus: Zugang zu Gesundheitsversorgung

Es sind menschliche Schicksale, die wir nicht einfach hinnehmen dürfen. Darum legten wir heute einen Akzent auf den Zugang zur medizinischen Grundversorgung. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb dieser oft fehlt: Die Behandlungen sind zu teuer, die Gesundheitszentren zu weit weg, die Transportmittel fehlen, oder die Wege sind wegen der Regenzeit gar nicht passierbar. Oder der Arztbesuch wird von den Angehörigen nicht erlaubt, weil den Ärzten misstraut wird. Spitäler, Medikamente, ausgebildetes Personal, neue Technologien – all dies nützt nichts, wenn die Menschen den Zugang zu diesen Leistungen nicht haben.

Wie können wir dazu beitragen, den Zugang zu Gesundheitsversorgung zu verbessern? Lassen Sie mich einige Aspekte aus den Paneldiskussionen hervorheben:

Wir haben in der ersten Diskussion am Morgen gehört, dass es eine enge Zusammenarbeit zwischen der Privatwirtschaft, der Forschung und dem öffentlichen Sektor braucht. Nur durch solche breit angelegten Partnerschaften können Medikamente, wie etwa ein Malariamittel für Kinder, entwickelt und dort zur Anwendung gebracht werden, wo sie am dringendsten benötigt werden.

Im zweiten thematischen Block mit Frau Placella, unserer Gesundheitsspezialistin für Osteuropa und Zentralasien, wurde uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, in die Jugend zu investieren. Gemäss UNO sind ein Viertel der Weltbevölkerung junge Frauen und Männer zwischen 10 und 24 Jahren. Vor allem in armen Ländern steigt die Zahl der jungen Menschen am schnellsten. So auch in Moldau. Projekte wie Youth Friendly Health Services stellen die junge Generation ins Zentrum und konzentrieren sich vor allem auf verbesserten Zugang zu Informationen über Gesundheit. Wichtig ist aber auch die Eltern miteinzubeziehen, damit Vorurteile und Skepsis abgebaut werden können, so dass auch unmündige Jugendliche den benötigten Zugang zu den Gesundheitsdiensten in Anspruch nehmen können.

Die letzte Diskussion beleuchtete verschiedene Aspekte des Zugangs zu medizinischer Versorgung, insbesondere die Frage der Krankenversicherung. In der Schweiz ist die Grundversicherung obligatorisch. In anderen Ländern ist dies nicht der Fall. Wie wir am Beispiel von Tansania gesehen haben, braucht es gerade in Ländern mit tiefen Einkommen innovative Ansätze für den Aufbau eines funktionierenden Krankenkassensystems. So hat sich der Anteil der Bevölkerung in Tansania, die über eine Krankenkasse versichert ist, auch dank der Unterstützung der DEZA in den letzten Jahren vervierfacht - von 4% im Jahr 2011 auf 15% heute. In einem Land mit 40 Millionen Einwohnern ist dies bereits ein grosser Erfolg. Wir arbeiten weiterhin eng mit unseren Partnern zusammen, damit noch mehr Tansanierinnen und Tansanier über eine Krankenkasse versichert sind.

Le rôle de la DDC dans les projets en faveur de la santé

Mesdames et Messieurs,

Nous vous avons présenté aujourd’hui trois projets de la DDC qui, chacun à leur manière, favorisent l’accès aux services de santé, que ça soit une consultation professionnelle, des médicaments efficaces ou des activités de prévention.

Forte de ses expériences passées, la DDC a aussi compris que les causes et les moyens de lutte contre la maladie ne relèvent pas seulement des systèmes de santé.

D’autres facteurs jouent souvent un rôle décisif, tels que l’environnement physique et social, l’accès à l’eau ou l’alimentation. Tous ces éléments ont un impact sur notre santé et doivent être pris en compte.

Un projet qui vise la prévention des maladies à l’école ne sert à rien si les enfants ne viennent pas en classe parce que leurs parents ont besoin qu’ils travaillent dans les champs. Par contre si l’école peut offrir un repas équilibré aux élèves, le taux de fréquentation augmente et l’état de santé des enfants s’améliore.

La lutte contre la pauvreté est le mandat de la DDC et se trouve au cœur de notre engagement. En influençant les multiples facteurs économiques, sociaux, culturels et environnementaux, nous pouvons influencer l’état de santé des populations, et ce faisant nous contribuons à renforcer encore l’impact sur la diminution de la pauvreté.

Un groupe d’experts indépendants a été récemment chargé d’examiner l’efficacité des projets de promotion de la santé menés par la DDC au cours des dix dernières années, afin de déterminer si le travail de la DDC dans ce domaine produit effectivement les résultats souhaités. L’équipe a inspecté les projets sur place que la DDC soutien au Mozambique, où mères et enfants meurent souvent de complications dues à une grossesse, parce qu’ils vivent trop loin d’un dispensaire. Or ces complications pourraient être évitées et nous avons décidé d’y remédier en réalisant un projet qui prévoit l’utilisation d’ambulances à vélo. Ces ambulances permettent au personnel de santé de rejoindre des villages reculés dans un délai raisonnable. Les personnes peuvent alors être soignées à domicile ou transportées vers le dispensaire le plus proche. Grâce à ce système, des femmes enceintes peuvent désormais être suivies avant, pendant et après la naissance par un personnel bien formé. Le projet est un modèle du genre et montre qu’une idée simple peut avoir d’immenses répercussions.

Laut Experten-Bericht liefern neun von zehn DEZA-Projekten zufriedenstellende bis gute Resultate. Im Gesundheitssektor sind wir also auf Kurs. Ich sagte es aber eingangs schon: Gesundheit ist mehr als eine Zielsetzung. Sie ist ein Menschenrecht. Und deshalb werden wir uns auch in Zukunft für die 400 Millionen Menschen stark machen, die heute noch keinen Zugang zu einer Gesundheitsversorgung haben, und uns dafür einsetzen, dass auch die Ärmsten ihr Recht auf Gesundheit leben können.

Blick in die Zukunft: 2030 Agenda für eine Nachhaltige Entwicklung

In weniger als vier Wochen versammelt sich die Staatengemeinschaft in New York zur Verabschiedung des Rahmenwerks für die nachhaltigen Entwicklungsziele – die bislang bekannte Post-2015 Agenda heisst nun offiziell „2030 Agenda für eine Nachhaltige Entwicklung“. Die Ziele sollen bis 2030 erreicht werden und nehmen alle Staaten der Welt in die Pflicht, sich für eine nachhaltige Entwicklung – aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und ökologischer Sicht – einzusetzen. Einen ersten Rückblick auf den Prozess der Entstehung der 2030 Agenda für eine Nachhaltige Entwicklung macht die DEZA an ihrer nächsten Jahreskonferenz, welche bereits ausserordentlich am 22. Januar 2016 in Zürich stattfindet. Reservieren Sie sich doch bereits das Datum in Ihren Agenden.

Die 2030 Agenda ist sowohl zeitlich, als auch inhaltlich ehrgeizig. Um sie umzusetzen, müssen alle Akteure auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zusammenarbeiten, denen Entwicklung und Nachhaltigkeit ein Anliegen sind. Das heisst, es braucht nicht nur das Engagement von Regierungen und staatlichen Entwicklungsakteuren wie der DEZA. Es braucht auch die Zusammenarbeit mit NGOs, der Wissenschaft und eines Privatsektors, der bereit ist, Verantwortung für eine Entwicklung zu übernehmen, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch und sozial nachhaltig ist. Dieses Zusammenwirken wird anspruchsvoll sein.

Meine Damen und Herren,

Es ist daher auch kein Zufall, dass unsere heutigen Referentinnen und Referenten unterschiedliche Erfahrungen aus unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen und Kulturen mitbringen. Denn wir werden alles Wissen, das wir heute hier vertreten haben und das Engagement von uns allen brauchen, um zu erreichen, dass die Gesundheit kein vergessenes Menschenrecht bleibt.

Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei unseren Gästen, die weit gereist sind: Professor Hans Rosling aus Schweden, Edna Adan Ismail aus Somaliland und unseren beiden Panellisten aus Tansania, Jacqueline Matoro und Ntuli Angyelile Kapologwe. Ein grosses Dankeschön natürlich auch an alle anderen Panellistinnen und Panellisten. Sie haben uns einen eindrücklichen Einblick in ihre Arbeit gegeben, uns aber auch aufgezeigt, wo weitere Fortschritte möglich sind und wo wir uns noch verbessern können. Herzlichen Dank an Sie alle, dass Sie den Weg nach Basel gefunden haben. Damit lade ich Sie zum Apéro ein und Ihnen danach eine gute Heimreise.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Letzte Aktualisierung 29.01.2022

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