«Wir haben eine verantwortungsbewusste und solidarische Schweiz gezeigt»

Artikel, 30.10.2015

184 Ausstellungstage. 140 Teilnehmerländer. Über 20 Millionen Besucherinnen und Besucher, davon über 2 Millionen im Schweizer Pavillon. Die Expo Milano 2015 geht am Samstag, 31. Oktober 2015, nach sechs Monaten Ausstellung zum Thema «Den Planeten ernähren, Energie für das Leben», zu Ende. Interview mit Manuel Sager, Direktor der DEZA, für eine erste Bilanz der Weltausstellung, an der die Notwendigkeit einer nachhaltigen Ernährung omnipräsent war.

Der humanitäre Umzug, mitorganisiert von der Schweiz, durch die Expo Milano anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe endete beim Schweizer Pavillon. @, EDA, PRS @ EDA, PRS

Welche Bilanz zieht die DEZA aus ihrer Präsenz an der Expo Milano 2015?
Die Expo hat die internationalen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Ernährungssicherheit aufgezeigt. Sie war ein hervorragendes Forum, um ein breites Publikum für die Frage zu sensibilisieren. Auf Einladung von Präsenz Schweiz hat die DEZA die Gelegenheit wahrgenommen, ihr vielfältiges Engagement vorzustellen. Die Teilnahme an einer solchen Ausstellung hat uns gezeigt, dass es möglich ist, ein breites, oft für unsere Arbeit nicht sensibilisiertes Publikum zu erreichen.

Welche Botschaft wollte die DEZA über die Expo Milano vermitteln?
Das vorrangige Ziel des Schweizer Pavillons war es, den Besucherinnen und Besuchern unser Land, die Vielfalt unserer Produkte und die Werte, auf denen der Erfolg der Schweiz beruht, vorzustellen. Indem er zum Nachdenken über die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und die nachhaltige Entwicklung anregte, wollte er auch an die individuelle Verantwortung jedes Einzelnen appellieren. Die Präsenz der DEZA an der Ausstellung ist in diesem Rahmen zu sehen. Nebst den vier Silos, die mit Apfelringen, Kaffee, Wasser und Salz gefüllt waren, gab es im Schweizer Pavillon auch das interaktive Spiel «Plant Doctor Game». In diesem Spiel konnten die Besucherinnen und Besucher in die Rolle einer Kleinbäuerin oder eines  Kleinbauernschlüpfen, die oder der seine oder ihre  Ernte zu retten versucht. Das Spiel basiert auf dem Projekt von Plantwise, einem Partner der DEZA, und zeigt anschaulich die Probleme der 500 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern  auf, die zwei Drittel der Weltbevölkerung ernähren.

Ist die Botschaft bei den Besucherinnen und Besucher angekommen?
Die DEZA hatte im Schweizer Pavillon nur eine beschränkte Fläche zur Präsentation ihrer Tätigkeit zur Verfügung. Aber ich bin überzeugt, dass es uns gelungen ist, den Besucherinnen und Besuchern eine verantwortungsbewusste und solidarische Schweiz zu zeigen. Erwähnen möchte ich auch den humanitären Umzug durch die Expo, den die DEZA gemeinsam mit anderen UNO-Organisationen durchgeführt hat. Der Umzug fand am 19. August 2015, anlässlich des Welttags der humanitären Hilfe, statt. Thema war die Ernährungssicherheit in Konfliktsituationen. Es würdigte die Arbeit der humanitären Helferinnen und Helfer, die Menschen in Not zur Seite stehen und dabei manchmal ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Inmitten der an diesem Tag anwesenden 153'000 Besucherinnen und Besucher defilierten über 500 Freiwillige auf der Expo-Hauptallee zum Schweizer Pavillon, wo der Umzug endete. Medien aus aller Welt berichteten über dieses Ereignis.

Wie haben Ihnen persönlich der Schweizer Pavillon und die Expo Milano im Ganzen gefallen?
Die Expo hat mir gezeigt, wie aktuell das Thema der Ernährungssicherheit ist. 800 Millionen Menschen weltweit leiden Hunger, und wir hier haben Mühe, uns auf verantwortungsvolle Weise zu ernähren. Ich hatte das Glück, den Schweizer Pavillon am 18. Tag nach der Eröffnung, dem offiziellen Schweizer Tag der Expo, zu besuchen. Damals waren die vierte Etage der Silos, die Apfelringe enthielt, und die Wasserbecher schon geleert, sodass man diese Produkte nicht mehr beziehen konnte. Die leeren Silos stehen für mich symbolisch für unsere Schwierigkeit, unsere Ressourcen effizient und nachhaltig zu bewirtschaften. Dies unterstreicht die Bedeutung der neuen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die nicht nur für die Entwicklungsländer, sondern auch für uns gültig sind.