«Nelson Mandela und die Fussballweltmeisterschaft 2010 haben unsere Einheit gestärkt»

Artikel, 25.04.2014

Interview mit Nomfundo Mbuli, Programmverantwortliche des DEZA-Kooperationsbüros in Südafrika

Vor zwanzig Jahren fanden in Südafrika die ersten demokratischen Wahlen nach dem Ende der Apartheid statt. Die DEZA, die seit dieser Zeit in Südafrika präsent ist, unterstützte das Land beim Neuaufbau. Mehrere Projekte waren so erfolgreich, dass sie auf die Region des südlichen Afrika ausgedehnt wurden. Nomfundo Mbuli, die seit 2001 beim Kooperationsbüro in Pretoria tätige ist, wirft einen Blick zurück auf die Entwicklung ihres Landes seit 1994 und die Rolle der DEZA .

 

Die DEZA engagiert sich heute in Südafrika hauptsächlich im Rahmen des «Regionalprogramms Südliches Afrika» mit den drei Schwerpunkten: Gouvernanz, Ernährungssicherheit und Bekämpfung von HIV. Daneben führt sie aber auch spezifische Projekte in Südafrika weiter, das nach wie vor ein strategisch wichtiger Partner in der Region ist.

Nomfundo Mbuli, wie geht es den Südafrikanerinnen und Südafrikanern zwanzig Jahre nach Ende der Apartheid?

Ziemlich gut. Es wurden viele Fortschritte erzielt. Die verschiedenen Regierungen haben viel unternommen, um die Ungleichheiten im Bildungs- und Gesundheitswesen zu reduzieren. Im Gesundheitsbereich ist Südafrika in den letzten drei Jahren zu einer Referenz in Sachen Dreifach-Kombinationstherapie für HIV-Infizierte geworden. 98% der südafrikanischen Kinder besuchen eine Primarschule und werden dort verpflegt. Natürlich ist nicht alles perfekt. Die Qualität der Bildung ist nach wie vor ein Problem, ebenso die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit.

Wo steht der Versöhnungsprozess heute?

Wenn man darunter einen echten sozialen Zusammenhalt versteht, so sind wir noch nicht ganz so weit. Aber wir sind zumindest wieder vereint. Die Wahrheits- und Versöhnungskommission war eine gute Sache. Die Einheit unseres Landes wurde unter anderem durch Nelson Mandela und die Fussballweltmeisterschaft 2010 gestärkt. Heute garantieren demokratische Institutionen die Rechte jedes Einzelnen. Das fördert die Einheit ebenfalls.

Welche Rolle hat die DEZA dabei seit 1994 gespielt?

Die Schweiz hat unserem Land beim Neuaufbau geholfen und es bei seiner Entwicklung unterstützt gemäss den Prioritäten, die die neue Regierung definierte .Die DEZA setzte sich ein für die Stärkung der demokratischen Institutionen, die Dezentralisierung, die Agrarreform und die Bekämpfung der Gewalt gegenüber Frauen. Seit 2004 sind wir verstärkt überregional tätig. Unser Engagement deckt das ganze südliche Afrika ab. Die DEZA kommt damit einem Wunsch der betroffenen Länder nach, die als Gesamtregion wachsen und sich dabei stärker an globalen Themen orientieren möchten.

Wenn Sie zwei Erfolgsprojekte der DEZA in Südafrika nennen müssten ...?

Das ist schwierig, es gibt so viele! Ich würde wahrscheinlich zuerst die Grundlagenarbeit im Rahmen des Programms für den Aufbau lokaler Gerichte nennen, sogenannte «Small Claim Courts». Ziel dieses Projekts war, den ärmsten Bevölkerungsgruppen Zugang zur Justiz zu ermöglichen und zwar auch in abgelegenen Gegenden. Die DEZA arbeitete dabei eng mit der Regierung zusammen. Dank dieses Projekts, das dieses Jahr abgeschlossen wird, wurden 293 lokale Gerichte geschaffen, die bisher insgesamt über 100 000 Fälle behandelt haben. Die Gerichte sind heute Teil des staatlichen Justizsystems.

Ein zweiter Grosserfolg ist unser Engagement gegen HIV. Unser Sensibilisierungsprogramm, das sich an Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und lokale Gemeinschaften richtete, war so erfolgreich, dass es von zwei Provinzen übernommen wurde und nun an fast 12 000 Schulen systematisch eingesetzt wird. Und damit nicht genug: Mehrere regionale Bildungsminister beschlossen, das ursprünglich von der DEZA finanzierte Projekt zu übernehmen.

Zurück über Aktualität, blicken Sie den bevorstehenden Wahlen gelassen entgegen?

Ja. Wir haben Grund zur Hoffnung, denn wir haben vertrauenswürdige Institutionen. Wir haben das Glück, alle fünf Jahre demokratische Wahlen miterleben zu dürfen. Dieses Jahr werden die sogenannten«Born Free» zum ersten Mahl wählen. Wir wissen sehr gut, welche Änderungen es noch braucht, und erinnern unsere Behörden regelmässig daran, sie auch umzusetzen. Das ist wichtig, damit wir weiter Fortschritte machen.

Spezifische Programme in Südafrika
Bekämpfung der HIV/AIDS-Pandemie im südlichen Afrika