Bundesrat Schneider-Ammann in Polen

Artikel, 29.02.2012

Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann reiste vom 15. bis 17. Februar 2012 für Arbeitsgespräche nach Polen. Unter anderem traf er sich auch mit der für den Schweizer Erweiterungsbeitrag zuständigen Ministerin für Regionalentwicklung, Elżbieta Bieńkowska.

Im Rahmen des Besuchs von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann wurde ein Projekt zur Förderung von erneuerbaren Energien unterzeichnet.
Im Rahmen des Besuchs von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann wurde ein Projekt zur Förderung von erneuerbaren Energien unterzeichnet. © SECO

Polen kommt aufgrund seiner Bevölkerungsgrösse und seines Pro-Kopf-Einkommens fast die Hälfte des Schweizer Erweiterungsbeitrags zugute. Insgesamt wird die Schweiz in Polen rund 60 Projekte unterstützen.

Zuversicht am Ministertreffen

An ihrem Arbeitstreffen zeigten sich Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann und die polnische Ministerin für Regionalentwicklung Elżbieta Bieńkowska zufrieden mit der bisherigen Zusammenarbeit. Bis Ende 2011 konnten 46 Projekte im Umfang von 387 Millionen Franken genehmigt werden. Weiter hat die Schweiz alle polnischen Projektideen vorläufig gutgeheissen. Diese werden nun zu detaillierten Projektvorschlägen ausgearbeitet und müssen bis spätestens im Juni 2012 genehmigt werden. Beide Seiten gaben sich zuversichtlich, dass alle Mittel verpflichtet werden können. Allerdings musste Polen aufgrund von Kürzungen im polnischen Haushalt vereinzelt Projekte wieder zurückziehen, da die polnische finanzielle Beteiligung am Projekt nicht mehr gewährleistet werden konnte.

Solaranlagen statt Kohle für die Aufbereitung von Warmwasser

Im Rahmen des Besuchs wurde auch ein Projekt zur Förderung von erneuerbaren Energien in der Mszana Region im Südosten Polens unterzeichnet. Die Emissionswerte in dieser Region sind deutlich höher als in westeuropäischen Ländern. Luftverschmutzung und insbesondere Feinstaub erhöhen das Risiko für Lungen- und Herzkreislauferkrankungen erheblich. Da die teilnehmenden Gemeinden in der Nähe von UNESCO-Biosphärenreservaten, Nationalparks und Natura 2000-Gebieten liegen, gefährdet die hohe Luftverschmutzung auch die vielfältige Tier-und Pflanzenwelt dieser schützenswerten Zonen. Ein Grossteil der Emissionen ist darauf zurückzuführen, dass in den privaten Haushalten Kohle zur Warmwasseraufbereitung und zum Heizen genutzt wird. Um die Luftqualität zu verbessern werden im Rahmen des Projekts in 2'300 privaten Wohngebäuden und sechs öffentlichen Gebäuden Solaranlagen für die Aufbereitung von Warmwasser beschafft und installiert. Durch Informationskampagnen und Schulungen wird sichergestellt, dass die Solaranlagen richtig genutzt und gewartet werden. Die Schweiz unterstützt das Projekt mit rund neun Millionen Franken.

Von Energieeffizienz über Regionalentwicklung bis zum öffentlichen Verkehr

Neben den offiziellen Gesprächen standen für die Medien auch der Besuch von vier Projekten auf dem Programm. Zuerst führte die Reise in die strukturschwache Region Kleinpolen, wo die Schweiz schwerpunktmässig aktiv ist.

Solaranlagen zur Warmwasseraufbereitung in Polen
Solaranlagen zur Warmwasseraufbereitung in Polen © SECO

In Niepolomice erhielten die anwesenden Journalisten Einblick in ein Projekt, das dem oben erwähnten Projekt in der Mszana Region sehr ähnlich ist. Auch hier wird die Nutzung von erneuerbaren Energien gefördert. Zu diesem Zweck werden für die Aufbereitung von Warmwasser 3‘841 Solaranlagen in privaten und 26 Solaranlagen in öffentlichen Gebäuden installiert. Dazu kommen zwei Solaranlagen zur Stromerzeugung und vier Wärmepumpen für öffentliche Gebäude.

Ebenfalls in Kleinpolen besuchten die Journalisten eines von drei Spitälern, in denen Zentralheizung, Kühl- und Belüftungssysteme modernisiert werden, um deren Energieeffizienz zu erhöhen. Dank diesem Projekt sollen die CO2-Emissionen um jährlich 1‘630 Tonnen reduziert werden.

In Nowy Sacz besichtigten die Medienvertreter eines von zehn Projekten zur Stärkung des lokalen Unternehmertums. Dieses Projekt fördert insbesondere den lokalen Tourismus und innovative Ansätze in der landwirtschaftlichen Produktion. Mit modernen Berufs- und Weiterbildungsmodellen kann die lokale Bevölkerung besser geschult werden.

Marktstand
Die Schweiz fördert innovative Ansätze in der landwirtschaftlichen Produktion. © Ministerstwo Infrastruktury i Rozwoju

Der Weg zum vierten Projektbesuch war kürzer: Nur 23 Kilometer nordöstlich von Warschau liegt die Stadt Legionowo. Hier soll das Bahnhofsgebäude, das in den 70er Jahren als Provisorium gebaut wurde, erneuert werden. Ergänzend dazu werden Zufahrtsstrassen, ein Busbahnhof und ein Parkhaus mit 800 Plätzen errichtet. Profitieren werden unter anderem die 50‘000 Einwohner der wachsenden Vorstadtgegend, von denen viele nach Warschau zur Arbeit pendeln.