Nachhaltig genutzte Weiden und gesundes Vieh: das «grüne Gold» der Mongolei

Projekt abgeschlossen
Eine Frau mit einem Plastikeimer steht vor einer Yak-Herde auf einer weitläufigen Weide.
Mit ihrer hochwertigen Wolle und der gehaltvollen Milch sind Yaks eine wichtige Einnahmequelle für die Hirtennomaden der Mongolei. © DEZA / D. Davaanyam

Seit dem Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 hat sich die Zahl der Nutztiere in der Mongolei nahezu verdreifacht – mit verheerenden Folgen für das Weideland. Die DEZA setzt sich mit einem Bündel von Massnahmen für die nachhaltige Weidenutzung, gesundes Vieh und die erfolgreiche Vermarktung tierischer Produkte ein. So trägt sie dazu bei, die Existenzgrundlage der Hirtennomaden langfristig zu sichern.

Land/Region Thema Periode Budget
Mongolei
Landwirtschaft und Ernährungssicherheit
Beschäftigung & Wirtschaftsentwicklung
nothemedefined
Landwirtschaftliche Nutzflächen
Landwirtschaftliche Genossenschaften & Bäuerinnen- und Bauernorganisationen
KMU Förderung
Landwirtschaftspolitik
01.01.2017 - 30.09.2021
CHF  8’676’000

Nachhaltig genutzte Weiden und gesundes Vieh: das «grüne Gold» der Mongolei

Aus der Ferne wirkt die Weite der mongolischen Weiden schier endlos – und doch ist ihre Übernutzung in den letzten Jahrzehnten zu einem gravierenden Problem geworden. War der Viehbestand zu Zeiten, als die Mongolei unter sowjetischem Einfluss stand, auf rund 25 Millionen Tiere beschränkt, so ist er seit dem Wegfall der staatlichen Regulierung auf gegen 70 Millionen angewachsen (2017). Die Folge: rund zwei Drittel des Weidelandes – das grösstenteils dem Staat gehört und zugleich die wichtigste Lebensgrundlage der Hirtennomaden bildet – sind übernutzt. Wo einst saftiges Gras wuchs, sind vielfach nur noch Sand und Steine übriggeblieben. Die Tiere finden in den kurzen Sommern nicht mehr genügend Nahrung, wodurch sie vermehrt Krankheiten und den extrem kalten Wintern zum Opfer fallen. Dadurch wird die Existenz der Nomaden zunehmend bedroht.

Hier setzt die DEZA mit einem Bündel von Massnahmen unter dem Stichwort «Green Gold» (grünes Gold) an. Das Projekt, das zwei separate Vorgängerprojekte vereint und bis Ende 2020 umgesetzt wird, verfolgt drei Hauptziele:

  1. Nachhaltigere Nutzung des Weidelandes
    Das Projekt fördert den Zusammenschluss der Hirtennomaden zu Weidegenossenschaften, die sich um die Verbesserung der Landnutzung bemühen. Zudem werden schriftliche Vereinbarungen zwischen den Hirten und den lokalen Behörden propagiert, in denen die Rechte und Pflichten der Nutzer verbindlich festgehalten sind.
  2. Verbesserung und bessere Vermarktung tierischer Produkte
    Dank Beratung können die Hirtennomaden die Qualität ihrer Produkte wie Yak- und Kamelwolle, Häute und Fleisch steigern. Zudem vermittelt das Projekt Kontakte zwischen den Kooperativen der Hirten und der verarbeitenden Industrie, wodurch sich der Zwischenhandel ausschalten und der Gewinn erhöhen lässt.
  3. Gesündere Tiere
    «Green Gold» setzt sich auf allen Ebenen für eine Verbesserung der Tiergesundheit ein – von der Beratung der Hirten und Tierärzte im Umgang mit Seuchen über die Förderung von Impfkampagnen bis hin zur Unterstützung bei der Erarbeitung und Umsetzung des neuen Gesetzes zum Thema Tiergesundheit, das Ende 2017 vom Parlament verabschiedet wurde.

Problembewusstsein nimmt zu, Konflikte nehmen ab

Die bisherigen Resultate können sich sehen lassen. Seit 2006 ist in weiten Teilen des Landes mit Unterstützung des Projekts ein Netz von über 1300 Weidegenossenschaften entstanden, und es wurden 840 lokale Nutzungsvereinbarungen unterzeichnet. Darin legen die Lokalbehörden und die Hirtennomaden gemeinsam fest, wer zu welchem Zeitpunkt wieviel Vieh auf welche Weide treiben darf – und welche Teile der Weide für eine gewisse Zeit der Nutzung entzogen werden, damit sich der Boden erholen kann. «Dadurch hat nicht nur das Bewusstsein der Hirten und der lokalen Behörden für die Übernutzung der Weiden zugenommen», sagt Andreas Weber vom DEZA-Kooperationsbüro in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar, «sondern es gibt dank gemeinsam etablierten Nutzungsregeln auch viel weniger Konflikte unter den Nomaden.»

Erfolge sind auch hinsichtlich der Qualität der tierischen Produkte und ihrer Vermarktung zu verzeichnen. So sind viele Hirten dank Trainings durch Projektmitarbeitende dazu übergegangen, ihre Yaks und Jungkamele mit Hilfe neu eingeführter Werkzeuge zu kämmen. Dadurch hat sich der Wert der gewonnenen Wolle vervielfacht: statt rauer Deckhaare dominiert nun die feine Unterwolle, die der Kaschmirwolle ebenbürtig ist. Vor wenigen Jahren noch ein Nischenprodukt, wird die Wolle dieser Tiere heute sogar international nachgefragt. Aber auch an den herkömmlichen Produkten wie Häute, Wolle, Milch und Fleisch verdienen die Hirten dank neu gegründeter Kooperativen und direkter Kontakte zu Abnehmern in der Stadt besser als früher.

Überzeugungsarbeit bei Behörden und Hirtennomaden

In der verbleibenden Laufzeit des Projekts sollen die erfolgreichen Ansätze im ganzen Land verbreitet und die Resultate nachhaltig gesichert werden. «Zu diesem Zweck leisten wir viel Überzeugungsarbeit bei Behörden und Hirtennomaden», berichtet Weber. So organisiert das Projekt etwa Studienreisen in andere Landesteile, bei denen sich die Teilnehmenden aus neuen Regionen mit eigenen Augen von den Vorzügen der nachhaltigen Weidenutzung überzeugen können.

Auf Regierungsebene ist die Botschaft offenbar angekommen: Ein wissenschaftlich fundiertes Monitoring-System zur Überwachung der Weidenutzung und -gesundheit, das mit Hilfe des Projekts lanciert werden konnte, wird von den staatlichen Behörden heute selbstständig weitergeführt, und ein Entwurf für ein Gesetz zu nachhaltigem Weidelandmanagement ist in Arbeit. Und ein weiterer Beleg für die Anerkennung des Schweizer Engagements durch die mongolischen Behörden: Anfang 2018 wurde das DEZA-Kooperationsbüro von der nationalen Handels- und Industriekammer mit dem renommierten «Silk Road Award» ausgezeichnet.