Klimawandel in Peru – Peruanische Bevölkerung lernt Umgang mit den Folgen des Klimawandels

Projekt abgeschlossen
Ein nach peruanischer Tradition gekleideter Mann steht auf offenem Gelände im peruanischen Hochland und schaut in den Himmel.
Silvero Choquenaira wird auch «Mann, der in den Himmel schaut» genannt. Er betreut die Wetterstation in Huacrahuacho und sammelt täglich Daten für meteorologische Prognosen. © Antonio Escalante: Fabrica de Ideas/HELVETAS Swiss Intercooperation © Fabrica de Ideas/HELVETAS Swiss Intercooperation

Der Klimawandel ist ein grosses Hindernis für Entwicklung und gefährdet vielerorts Errungenschaften. Das Andenhochland in Peru ist von den Auswirkungen des Klimawandels stark betroffen. Aus diesem Grund unterstützt die DEZA ein Projekt im peruanischen Hochland, das die Lebensgrundlage der armen, ruralen Bevölkerung sichert und sie hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels stärkt.

Land/Region Thema Periode Budget
Peru
Klimawandel & Umwelt
Umweltpolitik
01.05.2013 - 30.06.2017
CHF  5’568’712
Hintergrund

Das stetige Wirtschaftswachstum erlaubt es dem peruanischen Staat, öffentliche Gelder zum Abbau von Ungleichheiten einzusetzen und durch politische Massnahmen und Investitionsmechanismen Prozesse zur ländlichen Entwicklung in Gang zu setzen. Vor dem Hintergrund zunehmender sozio-ökologischer Konflikte zwischen Bergbauunternehmen und lokalen Gemeinschaften treiben die Regionalregierungen von Cusco und Apurímac die Anpassung weiter voran.

Ziele

Die Lebensgrundlagen der mittel bis stark armutsbetroffenen Bevölkerung im ländlichen Hochland stärken und ihre Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel reduzieren.

Zielgruppen

Die mehrheitlich arme, indigene und vorwiegend von der Land- und Viehwirtschaft lebende Bevölkerung des Andenhochlands, die durch den Klimawandel besonders betroffen ist.

Resultate

Erwartete Resultate:  

  • Regierungsstellen sorgen für die Verbreitung der Anpassungsmassnahmen durch evidenzbasierte Politikgestaltung und lassen die gewonnenen Erkenntnisse in den Politikdialog auf internationaler Ebene einfliessen.
  • Die regionalen und lokalen Regierungen von Apurímac und Cusco setzen die Anpassungsstrategien wirkungsvoll und klar strukturiert um.
  • Die ländliche Andenbevölkerung in prioritären Regionen verstärkt innovative Anpassungsmassnahmen und liefert damit Grundlagen für die Entscheidungsfindung in der Politik.
  • Die Universitäten Cusco und Apurímac betreiben angewandte Forschung und bilden Fachleute im Bereich der Klimaanpassung aus.


Resultate von früheren Phasen:  

  • Schaffung einer Wissensgrundlage auf lokaler und regionaler Ebene über die Gefährdung durch den Klimawandel und dessen Auswirkungen, Einbezug der zahlreichen Interessengruppen, Schaffung von Dialogräumen auf regionaler und nationaler Ebene.
  • Zwei regionale und drei lokale Regierungen verfügen über Strategien im Umgang mit dem Klimawandel.
  • In einem Pilotprojekt haben 1208 Familien in 18 Gemeinden in zwei Wassereinzugsgebieten Massnahmen zum nachhaltigen Umgang mit Wasser, Land und Weideflächen und für die landwirtschaftliche Produktion umgesetzt.


Verantwortliche Direktion/Bundesamt DEZA
Kreditbereich Entwicklungszusammenarbeit
Projektpartner Vertragspartner
Privatsektor
Schweizerische Hochschul- und Forschungsinstitution
Schweizerische Non-Profit-Organisation
  • HELVETAS Swiss Intercooperation
  • Schweizerischer Privatsektor
  • Schweizer Universitäten oder FHS
  • PACC is implemented by a consortium led by Helvetas Swiss Intercooperation, supported by scientific institutions in Peru and a Swiss scientific consortium under the lead of the University of Zurich.


Budget Laufende Phase Schweizer Beitrag CHF    5’568’712 Bereits ausgegebenes Schweizer Budget CHF    5’578’846
Projektphasen

Phase 4 01.05.2013 - 30.06.2017   (Completed)

Kopfsalat auf einem peruanischen  Berggipfel – was früher wegen der Höhe und den tiefen Temperaturen undenkbar schien, ist in Santa Rosa, einem kleinen Dorf im peruanischen Hochland auf rund 4600m über Meer möglich.  Seit einigen Jahren wachsen dort neben Kopfsalat auch Zwiebeln, Weisskohl, Karotten und Brokkoli. Dank kleinen überdachten Treibhäusern und dem Einsatz von selbsthergestelltem biologischem Düngemittel gehört der Konsum verschiedener  Gemüsesorten in Santa Rosa inzwischen zum Alltag. Die Betreiberfamilien der Gemüsegärten können sich gesünder ernähren, die Überschüsse verkaufen und damit ihr Einkommen steigern sowie anderen Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner zu einer ausgewogenen Ernährung verhelfen.  

Dies ist eine der bewährten Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, die die DEZA im Rahmen des Projekts PACC (Programa Adaptación al Cambio Climático)  im peruanischen Hochland umgesetzt hat. Peru gilt als eines der verletzlichsten Länder gegenüber Klimaveränderungen. Internationale Klimaforschende erwarten, dass die Temperaturen im andinen Hochland bis 2030 um 1,6° Celsius steigen und es zunehmend stärker und ausserhalb der Niederschlagsperiode regnen wird.  Bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre könnten alle Gletscher unterhalb von 5000m über Meer komplett verschwunden sein. Und die Prognosen deuten darauf hin, dass im Andenhochland in vierzig Jahren nur noch 60% der heutigen Wassermenge zur Verfügung stehen wird. All diese Faktoren werden die wirtschaftliche Kapazität des Landes,  – z.B.  die  Produktion von Nahrungsmitteln, Energie und anderen  Gütern – massgeblich beeinträchtigen.

Anpassung an den Klimawandel verbessern

Der Klimawandel in den peruanischen Anden zeigt  sich insbesondere durch ein rasches Zurückschmelzen der Gletscher und eine Zunahme von extremen klimatischen Ereignissen wie Bodenfrost, Dürren oder  sintflutartige Niederschläge, welche die Lebensgrundlage der lokalen Gemeinschaften bedrohen. Mit  PACC werden die Fähigkeiten von Bevölkerung und Behörden auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene gestärkt, damit sie  sich in den Bereichen  Wasser, Ernährungssicherheit und Naturgefahren an den Klimawandel anpassen können. Dazu gehört unter anderem, dass sie die Entwicklung des Klimas und die damit verbundenen Auswirkungen besser abschätzen können. Dies soll mit einer besseren wissenschaftlichen Datenerhebung und Klimamodellierung erreicht werden, die  die Zuverlässigkeit von Prognosen erhöhen und eine Massnahmenplanung möglich machen. Die DEZA ist speziell darauf bedacht, die Analysen nicht nur auf Basis von wissenschaftlichen Daten, sondern auch aufgrund der lokalen Wahrnehmung erstellen zu lassen. Die Idee dahinter ist es, den Dialog und das Verständnis zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Praktikerinnen und Praktikern,  Behörden und der lokalen Bevölkerung zu stärken.

Lokale, regionale und nationale Anpassungsstrategien

Seit Beginn des PACC-Projekts wurde eine solide Grundlage an Wissen über die Auswirkungen des Klimawandels erarbeitet und zusammengetragen. Auf dieser Basis  wurden auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Diskussionen  mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern geführt über Strategien im Umgang mit dem Klimawandel. Darauf haben zwei regionale und drei lokale Regierungen mithilfe von PACC Anpassungsstrategien entwickelt. In einem Pilotprojekt haben 1208 peruanische Familien in zwei Wassereinzugsgebieten  Massnahmen zum nachhaltigen Umgang mit  Wasser, Land und Weideflächen und für die landwirtschaftliche Produktion umgesetzt. Sie verbesserten die Speicherkapazität und Bewässerungssysteme ihrer Teiche, schlossen zwischenzeitlich ihre  Weiden, erhöhten so die Bodenfruchtbarkeit und bauten Gemüse biologisch an.  Zudem wird in Schulen  für einen nachhaltigen Umgang mit der  Umwelt sensibilisiert, d.h. die Schülerinnen und Schüler lernen z.B., mit meteorologischen Geräten umzugehen oder sie pflegen ihren eigenen Gemüsegarten.  

Bis Ende 2016 fokussiert die DEZA im Rahmen von PACC auf die Umsetzung der Strategien und eine breitflächige Anwendung der Anpassungsmassnahmen. Mit den Universitäten Cusco und Apurímac wurden angewandte Forschungsprojekte gestartet, welche peruanische Fachleute im Bereich der Klimaanpassung ausbilden. Zudem fliessen die gut dokumentierten Erkenntnisse des PACC in den Politikdialog auf nationaler und internationaler Ebene ein. Dies erlaubt es, die Erfahrungen aus den peruanischen Anden auch auf andere verletzliche Berggebiete anzuwenden. 

 

Bildergalerie PACC © Antonio Escalante: Fabrica de Ideas/HELVETAS Swiss Intercooperation

Yachaykusun – Lektionen über den Klimawandel aus den Anden

© Antonio Escalante: Fabrica de Ideas/HELVETAS Swiss Intercooperation

Ein Bauer, der geschult wurde, mit meteorologischen Stationen umzugehen und Klimadaten zu sammeln. Eine Familie, die die Speicherkapazität ihres Teiches erhöhte und so zu ihrer eigenen Wassersicherheit und jener von 40 weiteren Personen beiträgt. Eine Schule, die einen Gemüsegarten unterhält, Abfall recycelt und ihre Gemeinde via Radio über Umweltschutz informiert. Diese und andere Geschichten finden sich im Buch «Yachaykusun: Lessons on climate change from the Andes», das die DEZA im Rahmen des Projekts PACC veröffentlicht hat. Das Buch enthält Reportagen über Familien und Gemeinschaften aus dem peruanischen Hochland, die über ihre täglichen Herausforderungen im Umgang mit dem Klimawandel berichten. Aussagekräftige Bilder illustrieren die Geschichten.

Publikation “Yachaykusun’ – Lessons on climate change from the Andes“; Erfahrungen zur Anpassung an den Klimawandel in den peruanischen Anden

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Video: “Yachaykusun – Lessons on climate change from the Andes”: (10:11’)

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