Kopfsalat auf einem peruanischen Berggipfel – was früher wegen der Höhe und den tiefen Temperaturen undenkbar schien, ist in Santa Rosa, einem kleinen Dorf im peruanischen Hochland auf rund 4600m über Meer möglich. Seit einigen Jahren wachsen dort neben Kopfsalat auch Zwiebeln, Weisskohl, Karotten und Brokkoli. Dank kleinen überdachten Treibhäusern und dem Einsatz von selbsthergestelltem biologischem Düngemittel gehört der Konsum verschiedener Gemüsesorten in Santa Rosa inzwischen zum Alltag. Die Betreiberfamilien der Gemüsegärten können sich gesünder ernähren, die Überschüsse verkaufen und damit ihr Einkommen steigern sowie anderen Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner zu einer ausgewogenen Ernährung verhelfen.
Dies ist eine der bewährten Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, die die DEZA im Rahmen des Projekts PACC (Programa Adaptación al Cambio Climático) im peruanischen Hochland umgesetzt hat. Peru gilt als eines der verletzlichsten Länder gegenüber Klimaveränderungen. Internationale Klimaforschende erwarten, dass die Temperaturen im andinen Hochland bis 2030 um 1,6° Celsius steigen und es zunehmend stärker und ausserhalb der Niederschlagsperiode regnen wird. Bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre könnten alle Gletscher unterhalb von 5000m über Meer komplett verschwunden sein. Und die Prognosen deuten darauf hin, dass im Andenhochland in vierzig Jahren nur noch 60% der heutigen Wassermenge zur Verfügung stehen wird. All diese Faktoren werden die wirtschaftliche Kapazität des Landes, – z.B. die Produktion von Nahrungsmitteln, Energie und anderen Gütern – massgeblich beeinträchtigen.
Anpassung an den Klimawandel verbessern
Der Klimawandel in den peruanischen Anden zeigt sich insbesondere durch ein rasches Zurückschmelzen der Gletscher und eine Zunahme von extremen klimatischen Ereignissen wie Bodenfrost, Dürren oder sintflutartige Niederschläge, welche die Lebensgrundlage der lokalen Gemeinschaften bedrohen. Mit PACC werden die Fähigkeiten von Bevölkerung und Behörden auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene gestärkt, damit sie sich in den Bereichen Wasser, Ernährungssicherheit und Naturgefahren an den Klimawandel anpassen können. Dazu gehört unter anderem, dass sie die Entwicklung des Klimas und die damit verbundenen Auswirkungen besser abschätzen können. Dies soll mit einer besseren wissenschaftlichen Datenerhebung und Klimamodellierung erreicht werden, die die Zuverlässigkeit von Prognosen erhöhen und eine Massnahmenplanung möglich machen. Die DEZA ist speziell darauf bedacht, die Analysen nicht nur auf Basis von wissenschaftlichen Daten, sondern auch aufgrund der lokalen Wahrnehmung erstellen zu lassen. Die Idee dahinter ist es, den Dialog und das Verständnis zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Praktikerinnen und Praktikern, Behörden und der lokalen Bevölkerung zu stärken.
Lokale, regionale und nationale Anpassungsstrategien
Seit Beginn des PACC-Projekts wurde eine solide Grundlage an Wissen über die Auswirkungen des Klimawandels erarbeitet und zusammengetragen. Auf dieser Basis wurden auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Diskussionen mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern geführt über Strategien im Umgang mit dem Klimawandel. Darauf haben zwei regionale und drei lokale Regierungen mithilfe von PACC Anpassungsstrategien entwickelt. In einem Pilotprojekt haben 1208 peruanische Familien in zwei Wassereinzugsgebieten Massnahmen zum nachhaltigen Umgang mit Wasser, Land und Weideflächen und für die landwirtschaftliche Produktion umgesetzt. Sie verbesserten die Speicherkapazität und Bewässerungssysteme ihrer Teiche, schlossen zwischenzeitlich ihre Weiden, erhöhten so die Bodenfruchtbarkeit und bauten Gemüse biologisch an. Zudem wird in Schulen für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt sensibilisiert, d.h. die Schülerinnen und Schüler lernen z.B., mit meteorologischen Geräten umzugehen oder sie pflegen ihren eigenen Gemüsegarten.
Bis Ende 2016 fokussiert die DEZA im Rahmen von PACC auf die Umsetzung der Strategien und eine breitflächige Anwendung der Anpassungsmassnahmen. Mit den Universitäten Cusco und Apurímac wurden angewandte Forschungsprojekte gestartet, welche peruanische Fachleute im Bereich der Klimaanpassung ausbilden. Zudem fliessen die gut dokumentierten Erkenntnisse des PACC in den Politikdialog auf nationaler und internationaler Ebene ein. Dies erlaubt es, die Erfahrungen aus den peruanischen Anden auch auf andere verletzliche Berggebiete anzuwenden.