11.04.2018

Genf, 11.04.2018 - Ansprache von Bundesrat Ignazio Cassis anlässlich der Eröffnung der 46. Internationalen Messe für Erfindungen - Es gilt das gesprochene Wort

Rednerin/Redner: Cassis Ignazio; Departementsvorsteher, Ignazio Cassis

Sehr geehrter Herr Präsident
Sehr verehrte Frau Direktorin
Liebe Aussteller und Messebesucher
Sehr geehrte Gäste

Es gibt Aufgaben für einen Bundesrat, die man mehr als gerne erfüllt. Ihnen die Grüsse und Glückwünsche des Bundesrates zur Eröffnung der 46. Internationalen Messe für Erfindungen übermitteln zu dürfen, ist eine solche Aufgabe.

Aus gutem Grund: Erfinder stehen ganz am Anfang innovativer Erfolgsgeschichten. Auch die Erfolgsgeschichte des Forschungsstandortes Schweiz ist untrennbar mit Erfindungen verbunden. Deshalb hat die Schweizerische Eidgenossenschaft auch das Patronat der Internationalen Messe für Erfindungen in Genf übernommen.

Es ist ein klares Signal, welche Bedeutung wir dieser Arbeit mit «Kopf, Herz und Hand» beimessen. So lautete bekanntlich das Prinzip des Schulreformers Heinrich Pestalozzi.

Der Bund unterstützt zudem seit kurzem die Schweizer Innovationsparks, zu denen auch der Innovationspark der École polytechnique fédérale, Lausanne gehört. Und zwar mit Bürgschaften von 350 Millionen Franken und mit der Abgabe von Bauland zu marktüblichen Preisen im Baurecht. Zudem verbessert er kontinuierlich die Rahmenbedingungen für Start-ups, zum Beispiel mit administrativen Entlastungen. Das hat der Bundesrat letztes Jahr in einem Bericht festgehalten.

Die Schweiz gehört zu den Ländern mit den besten Rahmenbedingungen für Jungunternehmen.

Sehr verehrte Aussteller

Es fällt Ihnen nichts in den Schoss. Oft gelingt nicht alles auf Anhieb. Mehrere Anläufe sind manchmal nötig.  Sie brauchen Zeit und viel Geduld. Sie überlegen, kombinieren, planen und verwerfen das Resultat wieder, wenn es noch nicht sitzt, um wieder von vorne beginnen zu können.

Kurzum: Sie wissen noch besser als ich, was ein Resetknopf ist….

Sie produzieren Prototypen, bis Ihre Erfindung gewerblich anwendbar ist. Sie bezeichnen diesen Entwicklungsstand als «kommerzialisierte Erfindung».

Doch hier ist die Erfinderarbeit noch längst nicht getan. Dann brauchen Sie Investoren, Vermarkter und innovative Unternehmen, die Ihre Erfindung auf den Markt bringen. Dafür reisen Sie nach Genf, ins Mekka der Erfinder, mieten einen Stand in der Internationalen Messe für Erfindungen und stellen die Früchte Ihrer Arbeit vor.

Mit guten Erfolgsaussichten. Ich habe mir sagen lassen, dass eine Umfrage im vergangenen Jahr unter den Ausstellern ergeben hat, dass für 45 Prozent der ausgestellten Erfindungen Lizenzverträge abgeschlossen werden konnten.

Sehr verehrte Damen und Herren

Die Entwicklung des in der Messe vertretenen, agilen Roboters ROVéo ist ein Musterbeispiel für eine innovative Erfolgsgeschichte - sogar von globaler Tragweite. Der Roboter, der jedes Hindernis bewältigen, Treppen steigen und sich in unwegsamem Gelände bewegen kann, dürfte ein Star der diesjährigen Messe werden. Es handelt sich schon um den zweiten Prototypen. Er ist wesentlich grösser als der erste.

Nachdem ich ein Video des Roboters gesehen habe nenne ich ihn nur noch «l'indestructible», «Der Unverwüstliche».

Entwickelt wurde der Roboter» an der Ecole Polytechnique Federal de Lausanne. Den Prototypen stellte ein Start-up-Unternehmen aus dem Innovationspark der EPFL her, Voilà!

Im November des vergangenen Jahres erhielt das unbemannte Gefährt in Brisbane bereits eine international renommierte Auszeichnung: Den zweiten Preis der Internationalen Atomenergie Organisation IAEA in der Kategorie «Unmanned Ground Vehicle».

Damit hat die IAEA ein Anwendungsgebiet bereits vorgezeichnet: Einsatz in atomar verstrahltem Gelände oder Abbruch- und Transportarbeiten in stillgelegten Kernkraftwerken.

Wichtig scheint mir, dass nicht nur solche epochalen Erfindungen erwähnenswert sind, sondern auch die kleineren - die «Erfindungen in der Garage», wie man so schön zu sagen pflegt. Denn jede Erfindung verändert die Welt – mal etwas mehr, mal etwas weniger. Und es sind auch die «kleinen» Erfindungen, die diese Messe weltbekannt gemacht haben.

Ich frage mich: Haben Erfinder und Politik etwas gemeinsam?

Ja!: Beiden gelingt nicht immer alles auf Anhieb. Beide brauchen oft mehrere Anläufe bis sie am Ziel sind- und manchmal auch eine Eselsgeduld.

Sie, liebe Erfinderinnen und Erfinder, befinden sich mit Ihrem Produkt im Entwicklungsstand einer «gewerblich anwendbaren Erfindung», wenn Sie nach Genf kommen.

Wir Bundesräte befinden uns mit unserem Produkt im Entwicklungsstand einer «politisch anwendbaren Vorlage», wenn wir sie ans Parlament verschicken.

Bei Ihnen kommen danach Investoren und Produzenten ins Spiel – bei uns das Parlament und die Stimmbürger.

Zum Schluss eine wichtige Gemeinsamkeit: Alles in der Politik musste auch erfunden werden: Parlament, das Zweikammersystem, die Gewaltentrennung, Initiative und Referendum, die Schuldenbremse...

Wie bei Ihren Erfindungen reicht auch bei unseren staatlichen Institutionen die «gute Idee» nicht. Demokratie alleine funktioniert nicht, nur weil Menschen «Wählen» dürfen. Es braucht sehr viel mehr Kleingedrucktes und Prozesse, damit die Maschine funktioniert. Und es braucht viel, damit die Maschine up-to-date bleibt.

Und auch hier braucht es Erfinder – die Demokratie muss immer wieder erneuert werden, damit mit der Gesellschaft mithält. Es gibt Herausforderungen in diesem Bereich: Zum Beteiligung der Jungen am politischen Prozess, der wachsende Populismus, Demokratiemüdigkeit oder die Tatsache, dass viele immer komplexere Vorlagen in die Volksabstimmung kommen.

Ich habe jetzt viel von Gemeinsamkeiten gesprochen: Es gibt durchaus auch Unterschiede, zum Teil nicht ganz ernst gemeint.

Parlament und Stimmbürger können unsere «Erfindungen» frei Haus an den Adressaten zurückschicken. Dies verhindern in ihrem Fall abgeschlossene Lizenzverträge.

Und: Sie kriegen Preise für die Früchte Ihrer Arbeit….

Liebe Erfinderinnen und Erfinder
Liebe Gäste und liebe Messebesucher

Ich möchte mit einem Aufruf an Sie meine Grussbotschaft abschliessen: Tüfteln Sie am Staat mit! Die Politik braucht Sie – und in keinem anderen Land der Welt ist es mehr gewünscht, dass sich Bürgerinnen und Bürger mit ihren Ideen in den politischen Prozess einbringen.  In diesem Sinne: Erfinden Sie den Staat mit uns neu, um unsere Demokratie für die Zukunft zu sichern! Ich vertraue auf Ihre Kreativität!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche und spannende Erfindermesse!


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Letzte Aktualisierung 06.01.2023

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