31.07.2015

Sumiswald/BE, 31.07.2015 – Allocution du Conseiller fédéral Didier Burkhalter à l’occasion de la Fête nationale 2015 - Seul le texte prononcé fait foi

Orateur: Didier Burkhalter

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Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde
Liebe Mitbürger,
Gueten Abe Sumiswald!

Meine Frau und ich, wir sind sehr froh, heute bei Ihnen zu sein: hier in Sumiswald, in meinem Bürgerort. Es ist wunderbar, sich am Nationalfeiertag gerade in seinem Bürgerort an seine Mitbürger zu wenden!

Soviel ich weiss, war meine Familie schon Anfang des 17. Jahrhunderts hier ansässig. Im Jahre 1617 heirateten Emmanuel Burkhalter und Elsbeth Wisler hier in Sumiswald. Sie hatten sieben Kinder. Und heute sind unsere drei Söhne die 13. Generation.

Meine Vorfahren zogen vor rund vier Generationen von hier nach Neuenburg. Es ist ihnen bestimmt schwer gefallen, eine so schöne Gegend zu verlassen. Doch das ist das Gute an unserem Land: Wohlfühlen kann man sich überall. Ich weiss nicht, ob meine Vorfahren in Neuenburg gut empfangen wurden. Ich weiss aber, dass sie gekämpft haben, um sich dort neue Perspektiven aufzubauen. Der schöne, manchmal auch raue See half ihnen: von Bauern wurden wir unter anderem auch Fischer. Aber bestimmt dachten sie oft an die wunderbare Landschaft und an die grünen Hügel des Emmentals, wo sie ihre Wurzeln hatten. Wo meine Familie ihre Wurzeln hat...

Die Schweiz ist auch eine grosse Familie. Und wie in einer Familie müssen wir den nationalen Zusammenhalt fördern. Wie in einer Familie müssen wir miteinander über unsere gemeinsamen Wurzeln und Werte sprechen. Damit wir auch in Zukunft auf diese Werte setzen können. Unser Land und seine Institutionen sind das Ergebnis unseres gemeinsamen Willens, unseres Strebens nach Unabhängigkeit, Wohlstand und Sicherheit.
Darüber möchte ich heute sprechen: über unser gemeinsames Streben nach Unabhängigkeit, Wohlstand und Sicherheit.

Ich möchte über unser Land sprechen. Über die Menschen, die unser Land gegründet haben und es im Verlauf der Jahrhunderte von Generation zu Generation mit Leben und Zusammenleben erfüllt haben. So wie Elsbeth und Emmanuel hier in Sumiswald vor genau vierhundert Jahren in Liebe zueinander fanden. Über die Menschen, die die Schweiz heute noch mit Leben füllen und die sich auch morgen mit Leidenschaft dafür einsetzen.

Ich möchte von der Leidenschaft für die Schweiz sprechen. Von der Erfahrung, in diesem grossartigen Land mit seinen Bergen, Tälern, Seen, Dörfern und Städten zu leben. Davon, dass wir alle Teil dieser Identität sind, die auf der Achtung der Vielfalt unseres Landes beruht, und wo jede Person wertvoll und wichtig ist. Von der Teilnahme an der direkten Demokratie, die das ganze Land durchdringt und zusammenhält.

Unser Land, unser gemeinsamer Wille basiert auf der Gewissheit, dass wir uns zusammen den Ungewissheiten stellen müssen. Dass wir frei nur sind, wenn wir die Freiheit nutzen, um unsere gemeinsame Zukunft zu sichern – die Zukunft unserer Kinder. Den glücklichen Tanz der Generationen…

Denn darum geht es ja, wenn wir Entscheide fällen müssen: Welche Perspektiven eröffnen wir damit unseren Kindern und Kindeskindern? Welches Glück bringen wir in den Tanz der Generationen?

Die aktuelle Ungewissheit weltweit erinnert uns eindrücklich, daran, dass ein Land ein gemeinsames Projekt ist. Es ist eine immerwährende Herzensangelegenheit. Ein Werk das sich laufend weiterentwickelt und das ständig unseren Willen herausfordert, uns Arbeit und Aufmerksamkeit abverlangt – aber dem auch unser Leiden und unsere Liebe gehören. Und ständig ist unser Wille zum nationalen Zusammenhalt gefordert.
Unser Land ist auch ein Land, das fähig ist, gemeinsam Fortschritte zu erzielen und schwere Zeiten durchzustehen. In jüngster Zeit sind wir insbesondere mit zwei grossen Unsicherheiten konfrontiert: mit Europa und der internationalen Sicherheit.

1. Europa

Zuerst zu Europa und zum bilateralen Weg, der die Schweiz mit der Europäischen Union verbindet.

Dieser Weg und die Beziehung mit Europa sind für unser Land zentral. Für unsere Kultur. Für unsere Identität. Für die Zukunft unserer Jugend. Und für unsere Wirtschaft – für unseren Wohlstand und unsere Arbeitsplätze: jeder dritte Arbeitsplatz im Inland hängt davon ab.

Das ist entscheidend! Und das wissen Sie hier im blühenden Emmental: Sie exportieren weltweit erfolgreich exzellenten Käse und auch hochstehende Industrie- und Gewerbeprodukte. Und beides können Sie dank der bilateralen Verträge deutlich einfacher in die EU verkaufen – sowohl Käse, als auch High-Tech Produkte!

Die Volksabstimmung vom 9. Februar 2014 soll angeblich  die Schweiz gespalten haben, soll den Zusammenhalt auf die Probe gestellt haben. Diesen nationalen Zusammenhalt zu fördern, wie es in der Bundesverfassung steht – dies ist seither für die Politk eine noch wichtigere Aufgabe geworden. Dafür setzen wir uns im Bundesrat mit grossem Engagement ein.

Unser Hauptziel in den Beziehungen mit der EU heisst: Wir wollen die Migration besser kontrollieren und den bilateralen Weg stärken. Wir setzen damit die Aufträge der Bevölkerung um. Wir wollen die Diskussionen mit der Europäischen Kommission über die Umsetzung der Personenfreizügigkeit weiterführen, die Optionen vertiefen. Wir wollen zur nächsten Etappe übergehen – und dabei das Tempo erhöhen.

Wir wollen auch diese Debatte erweitern. Wir möchten mehr Mitgliedstaaten einbeziehen, vor allem unsere Nachbarländer. Wir wollen mit ihnen zusammenarbeiten und bei den gemeinsamen Interessen ansetzen. Solche gemeinsamen Interessen gibt es und sie sind bedeutend: Gut ein Drittel aller schweizerischen Exporte sind für eines unserer Nachbarländer bestimmt. Umgekehrt kommt über die Hälfte aller schweizerischen Importe aus unseren Nachbarstaaten. Und in der Schweiz arbeitet die grösste Anzahl von Grenzgängern in ganz Europa…Was wiederum für beide Seiten gut sein kann.

Wir müssen Lösungen für unsere Zukunft finden. Und „wir“ heisst: die Schweiz und die Nachbarländer, die Schweiz und die EU gemeinsam.
Der Bundesrat will die Ungewissheit bekämpfen. Diesen Sommer verstärken wir die Verhandlungsstruktur, indem wir – wie immer in der Schweiz – die Vielfalt der Gespräche und Themen zwar respektieren, aber auch eine Gesamtschau ermöglichen. Denn alles hängt mit allem zusammen: Ohne Lösung in der Frage der Personenfreizügigkeit, kann der bilaterale Weg nicht auf eine solide Grundlage gestellt werden. Und das wäre nicht gut für die Schweiz und auch nicht gut für die EU.

Im Herbst werden wir das Resultat der vertieften Optionen für die Personenfreizügigkeit erhalten und ebenso das Ergebnis der Vernehmlassung zum Gesetz über die Umsetzung des neuen Verfassungsartikels.

Anfang 2016 wollen wir dem Parlament einen Vorschlag unterbreiten. Und schliesslich haben wir wie immer in diesem Land eine klare Gewissheit: Die Gewissheit, dass sich das Volk dazu äussern kann. Deshalb kann man uns nicht teilen und spalten. Deshalb sind wir und unser Zusammenhalt stark.

2. Sicherheit

Meine Damen und Herren, liebe Freunde,

Unsere Gegenwart ist also von Europa geprägt. Aber auch von der Frage nach der internationalen Sicherheit oder – anders gesagt – der internationalen Unsicherheit.

Wussten Sie, dass der Name „Sumiswald“ für einen kleinen Friedensgesang mitten in einem der blutigsten Kriegsgebiete steht?

Die Turmuhrenfabrik Baer lieferte vor gut 100 Jahren das Uhrwerk für die Sankt-Elias-Kathedrale. Es ist ein Meisterwerk schweizerischer Uhrmacherkunst; Jede Viertelstunde spielt ihr Glockenspiel seit 100 Jahren zuverlässig ein „Ave Maria“. Auf dem Zifferblatt steht „J.G. Baer, Sumiswald“.

Doch das friedliche Glockengeläut geht heute leider im Kriegsgetöse unter, denn die Kathedrale steht in Aleppo, in Syrien, wo einer der grausamsten Bürgerkriege unserer Zeit tobt. Die schlimmste humanitäre Tragödie seit dem zweiten Weltkrieg. Und auch das grösste humanitäre Engagement in der Geschichte der Schweiz.
 
Die Sumiswalder Uhr am Kirchturm in Aleppo erinnert uns daran, dass Friede ein zentrales Gut ist. Und dass die Zeit des Friedens nicht einfach für immer gilt, sondern wir uns dafür ständig einsetzen müssen. Auch hier muss unser Land auf seine Stärken und seine Werte setzen: auf seinen gemeinsamen Willen zur Sicherheit, um die Unsicherheit effektiv und dezidiert zu bekämpfen.

Europa ist im Osten und im Süden von einem Feuergürtel umgeben: in der Ukraine, in Syrien und Irak, in Libyen, in Jemen, in Südsudan, Zentralafrika, und in der Sahelzone.

Der Weg zu einer sicheren Schweiz führt auch über eine grössere Stabilität rund um uns herum.

Der Weg zu unserer Sicherheit führt über die Sicherheit der anderen. Es ist in unserem Interesse, die Aussichten von perspektivenlosen Jugendlichen in anderen Regionen der Welt wie in Mali oder in Nigeria zu verbessern.

Es ist auch im Interesse der Schweiz als Wirtschaftsstandort, dazu beizutragen, dass Differenzen in Ländern wie Myanmar oder Sri Lanka beigelegt werden können. Ein potentes Mittel dazu ist die Ausbildung der Jugendlichen.

Denn wer eine gute Bildung hat, hat bessere Lebensperspektiven.

Es ist auch in unserem Interesse, dass unsere langjährige Vermittlungsarbeit zwischen Kuba und den USA zu einem Ende kommt.
Aus diesem Grund habe ich die Einladung von Staatssekretär John Kerry angenommen, am 14. August in Havanna dabei zu sein, wenn die amerikanische Flagge vor der US-Botschaft gehisst wird.

Über 50 Jahre lang hat die Schweiz die US-Interessen in einer Region vertreten, in der es in den 1960er Jahren beinahe zu einem Atomkrieg kam. Damit hat die Schweiz zum Frieden und zu ihrer eigenen Sicherheit beigetragen.

Es ist auch in unserem Interesse, dass eine Lösung für die Rückkehr Irans in die internationale Gemeinschaft gefunden wird. Deshalb hat die Schweiz mitgeholfen, dass Gespräche in Genf, Lausanne und Montreux stattfinden konnten. Und deshalb vertritt die Schweiz weiterhin die Interessen der USA in Teheran.

Wir können uns bei unserem Engagement für die Welt auf unsere Werte verlassen, auf denen unser gemeinsamer Wille, unsere schweizerischen Eigenheiten beruhen. Anfang Sommer, als die Kämpfe in der Umgebung von Donezk im Osten der Ukraine intensiver wurden, gelang es einem Schweizer Hilfskonvoi, Chemikalien für die Trinkwasseraufbereitung zu liefern.

Dadurch werden 3,5 Millionen Menschen während mehrerer Monate sauberes Trinkwasser haben. Diese Menschen befinden sich auf beiden Seiten der Kontaktlinie. Die Schweiz hilft unabhängig davon, auf welcher Seite der Konfliktzone sich die Männer, Frauen und Kinder befinden. Die Schweiz bringt sauberes Wasser und damit Würde, Hoffnung und Menschlichkeit mitten in den Konfliktherd.

Der Schweizer Hilfskonvoi kam zustande dank der Willenskraft von Personen mit einem klaren, konkreten Ziel vor Augen.
 
Aber auch dank der Glaubwürdigkeit der Schweiz und weil man unsere Fahne erkannte. Die rote Fahne mit dem weissen Kreuz, die wir heute auf vielen Gebäuden sehen. Die Fahne, die wir heute feiern: sie wehte auf jedem Lastwagen. Und sie hat uns den Weg in der Region geöffnet als erstem und einzigem Land überhaupt. Unser Land ist neutral, solidarisch und verantwortungsbewusst. Und das weiss man. Unser gemeinsamer Wille gibt uns Gewissheit und Sicherheit und das fühlt man. In unser Land hat man Vertrauen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde

Heute, wo wir diese Fahne hochhalten, wo wir den Geburtstag unseres Landes feiern, unserer Heimat, die uns so viel gibt. Heute, wo ich zurück an meinen Heimatort gekommen bin, wo wir die gleichzeitig starke und stille Präsenz der vergangenen Generationen, von Menschen wie Emmanuel und Elsbeth spüren.

Heute habe ich einen Wunsch:
Ich wünsche mir, dass es uns gemeinsam gelingt, uns den zunehmenden Unsicherheiten unserer Welt zu stellen. Dass wir uns immer wieder inspirieren lassen von der Ruhe unserer Berge, unserer Täler und unserer Seen – von den Orten, wo wir unsere Wurzeln haben. Vom Morgenrot und vom Alpenfirn, der sich rötet. Von der Dynamik unserer Städte und Dörfer, wo „Fortschritt Tradition hat“ . Dass wir unsere Zukunft gemeinsam bauen. Dass wir uns der vergangenen und künftigen Generationen würdig erweisen, die sich mit Leidenschaft für die Schweiz eingesetzt haben und einsetzen werden. Dass wir einen zentralen Wert so hochhalten wie unsere Fahnen: den Zusammenhalt.

Dass die Schweiz immer so schön bleibt wie Sumiswald …


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Dernière mise à jour 19.07.2023

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