Zuwanderung: nur ein Treiber unter anderen auf dem Wohnungsmarkt

Medienmitteilung, 05.11.2013

Bern - An den diesjährigen Grenchner Wohntagen ist die Thematik Personenfreizügigkeit und Wohnungsmarkt einer der Schwerpunkte. Eine Tagung des Bundesamts für Wohnungswesen (BWO) zeigte auf, dass die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt nicht nur auf das Bevölkerungswachstum und die Zuwanderung zurückzuführen ist. Eine ebenso wichtige Rolle spielen das günstige wirtschaftliche Umfeld, die tiefen Zinssätze, der demografische Wandel und veränderte Wohnbedürfnisse. Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann betonte, dass der Bundesrat die Sorgen der Bevölkerung im Zusammenhang mit der Personenfreizügigkeit ernst nehme. Er erläuterte Massnahmen in verschiedenen Politikbereichen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen des Arbeits- und Wohnungsmarktes Rechnung tragen.

Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) unterstrich die Wichtigkeit der Personenfreizügigkeit für die Zukunft der Schweiz. Problematische Auswirkungen würden konsequent angepackt. Im Arbeitsmarkt hätten Bundesrat und Parlament die flankierenden Massnahmen gestärkt. Die Wohnungspolitik des Bundes sorge dafür, dass private Investitionen und damit die Bautätigkeit hoch gehalten würden. Sie setze zudem auf eine Stärkung des gemeinnützigen Wohnungsbaus und den Dialog mit Kantonen und Städten, um die Wohnungsknappheit zu lindern, welche in einigen städtischen und stadtnahen Regionen bestehe. Gleichzeitig betonte Bundesrat Schneider-Ammann, dass die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung sehr gut mit Wohnraum versorgt sei und die Wohnungsversorgung weiterhin primär über den Markt erfolgen müsse.

Die Beziehung zwischen Arbeits- und Wohnungsmarkt thematisierte auch Philippe Thalmann, Präsident der eidgenössischen Kommission für Wohnungswesen. Er verwies auf den Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Reallöhne und der Mietpreise seit 2007. Weiter plädierte er für wohnungspolitische Massnahmen, welche den Markt in den betroffenen Regionen entspannen, den Mietanstieg und in der Folge den Lohnanstieg drosseln und so die Schweiz im internationalen Standortwettbewerb stärken.

Weitere Referenten wiesen auf die Faktoren hin, die dazu beitragen, dass sich der Wohnungsmarkt nach Regionen und Segmenten unterschiedlich entwickelt. Anhand des jährlichen Monitors «Personenfreizügigkeit und Wohnungsmarkt» lässt sich unter anderem aufzeigen, in welchem Ausmass Schweizer Haushalte in den letzten Jahren aus dem Miet- in den Eigentumsbereich wechselten und damit für inländische oder zuwandernde Personen Mietwohnungen frei machten. Ein direkter Zusammenhang zwischen Zuwanderung und Preisentwicklung ist zudem nicht überall auszumachen. Beispielsweise war 2012 der stärkste Zuwachs an ausländischen Mieterhaushalten in der Nordwestschweiz und der Ostschweiz zu verzeichnen, ohne dass sich dies übermässig auf die Mietpreise ausgewirkt hätte.

Die Zürcher Wohnungsmarktexpertin Corinna Heye stellte in ihrer Charakterisierung der Wohnungsnachfrage nach Nationengruppen fest, dass sich das veränderte Profil der Zuwanderung vor allem in den städtischen Zentren bemerkbar macht: Gut qualifizierte in- und ausländische Haushalte stünden hier in Konkurrenz um attraktive Wohnungsangebote, was bei den Einheimischen zu Ressentiments gegen die Mitbewerber führen könne.

Den «hausgemachten» Treibern der Wohnungsnachfrage widmete sich der Beitrag  des Basler Wirtschaftsgeographen und Ökonomen Markus Gmünder. Verantwortlich für den zunehmenden Wohnflächenkonsum sei in erster Linie der steigende Wohlstand. Weiter spielten die demographische Alterung oder Veränderungen der Haushaltsgrösse eine Rolle. Wie Wohnansprüche und verfügbare Ressourcen die Wohnungssuche und die Mobilitätsbereitschaft beeinflussen und welche Faktoren für Pendlerströme und landesinterne Wohnmobilität entscheidend sind, zeigten Stéphanie Vincent-Geslin von der ETH Lausanne und Alain Thierstein von der Technischen Universität München. Sie erläuterten dies anhand von Untersuchungen in der Schweiz, Frankreich und Belgien respektive im Grossraum München.

Die Veranstaltung zum Thema «Hohe Mieten als Folge der Personenfreizügigkeit?» fand am 5. November im Rahmen der Grenchner Wohntage 2013 statt, die noch bis am 11. November dauern. Hinweise zu den weiteren Veranstaltungen der Wohntage sowie die Tagungsunterlagen sind unter www.grenchnerwohntage.ch verfügbar.

Zusätzliche Verweise:

Grenchner Wohntage 2013

Adresse für Rückfragen:

Lukas Walter, Bundesamt für Wohnungswesen BWO, Grundlagen und Information, Tel. 032 / 654 91 93

Herausgeber:

Bundesamt für Wohnungswesen
Internet: http://www.bwo.admin.ch/