Klimawandel im Klassenzimmer: Von der Theorie zur Realität

Artikel, 23.11.2015

Die DEZA und das United Nations Institute for Training and Research führen an drei   Schweizer Gymnasien Youth Climate Dialogues durch. Dabei tauschen sich Schweizer Schülerinnen und Schüler via Skype mit Klassen aus einem Entwicklungsland zum Thema Klimawandel aus. Ein Augenschein in der Kantonsschule Burggraben in St. Gallen. 

Flyer des Youth Climate Dialogues in St. Gallen, organisiert von der DEZA. Ein Frau und ein Mann halten sich den Zeigefinger ans Kinn und schauen nach oben.
Youth Climate Dialogues: Schweizer Schülerinnen und Schüler im Kontakt mit Klassen aus einem Entwicklungsland. © DEZA

«Wir haben realisiert, wie sich der Klimawandel auf die Menschen auswirken kann.» Amélie und Joel aus der Klasse 3aL der Kantonsschule am Burggraben stehen an diesem Novemberabend vor ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, ihren Lehrerinnen und Lehrern, den Vertreterinnen und Vertretern der DEZA, des United Nations Institute for Training and Research (UNITAR), einigen Eltern sowie Medienschaffenden im Auditorium der Kantonsschule am Burggraben in St. Gallen. Sie erzählen in Englisch, wie sie eine Skype-Videokonferenz mit einer Mädchenklasse in Lilongwe in Malawi zum Thema Klimawandel drei Tage zuvor erlebt haben.

Die Schülerinnen in Lilongwe berichteten von Überschwemmungen, die Häuser mitreissen und Menschenleben kosten und von den knapper werdenden Erträgen in der Landwirtschaft und im Fischereiwesen. Damit gaben sie den St. Galler Schülerinnen und Schülern einen Eindruck davon, was es heisst, direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen zu sein. Was normalerweise weit weg zu sein scheint, wurde greifbar und verständlich. Das Thema sei nun mehr als ein theoretisches Konzept, bemerkt eine Schülerin an diesem Abend. 

UNO-Lehrgang zum Klimawandel

Wenn sich in den Köpfen der Jugendlichen die Theorie in eine Vorstellung davon wandelt, wie der Klimawandel das Leben von Menschen beeinflusst, dann hat die DEZA eines der Ziele erreicht, die sie sich mit den drei Youth Climate Dialogues gesetzt hat. «Wir möchten die Gesellschaft in ihrer ganzen Breite, besonders aber die Jugendlichen, für die Folgen des Klimawandels sensibilisieren», erklärt Daniel Maselli von der DEZA, Projektleiter der Youth Climate Dialogues.

Die heutigen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sind die Entscheidungsträger der Zukunft und sie sind sich dessen durchaus bewusst. «Wir sind die Generation, die von diesem Problem betroffen ist. Wir müssen uns dem stellen », erklärt z.B. der Schüler Noah in seiner Kurzpräsentation.

An der UNO-Klimakonferenz in Paris, der sogenannten COP21, wird das Thema vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in den Fokus der Weltöffentlichkeit rücken. Anstatt eines thematischen Stands in Paris habe man dieses Jahr die Youth Climate Dialogues gewählt, um die Schweizer Jugend auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, so Daniel Maselli.

Die zwischen 16 und 17 Jahre alten Jugendlichen haben sich auf die Skype-Videokonferenz vorbereitet, unter anderem mit dem Online-Lehrgang zum Klimawandel auf der Plattform UN CC Learn. Er besteht aus sechs Modulen, für die je zwei Stunden Arbeitsaufwand notwendig sind. Werden alle Module erfolgreich abgeschlossen, erhält die Absolventin oder der Absolvent ein Zertifikat.  Die St. Galler Schülerinnen und Schüler haben je deren zwei absolviert. Sie hätten durch den Online-Lehrgang vertieftes Wissen erworben, betonen die beiden Schüler Simon und Noah.

Grundlagen vermitteln

Die Plattform UN CC:Learn gibt es seit 2009, sie wurde mit Unterstützung der DEZA realisiert. «Mittlerweile haben sich über 20‘000 Personen für den Lehrgang registriert», führt Amrei Horstbrink, Spezialistin des Programms Klimawandel bei UNITAR, vor den St. Galler Schülerinnen und Schülern aus. Darunter seien Menschen aus allen 195 Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention der UNO (United Nations Framework Convention on Climate Change). 

Nationale Klimalernstrategie in Malawi

In Malawi, das dank dem UN CC Learn Projekt der DEZA mit Hilfe von UNITAR seit 2013 eine nationale Klimalernstrategie hat, wird das Thema Klimawandel vom Kindergarten bis zur Universität in die Lehrpläne  eingebaut. Beim Thema Klimawandel in die Jugend zu investieren, sei in Malawi enorm wichtig, unterstreicht Shamiso Naijira, Leiterin des Departements für Umweltfragen in Malawi und Botschafterin von UN CC:Learn. Sie ist an diesem Abend live zugeschaltet. 

Die St. Galler Schülerinnen und Schüler drehten im Rahmen der Youth Climate Dialogues ebenfalls kurze Videos. Darin haben sie unter anderem die Erderwärmung zum Thema gemacht. Ein Zusammenschnitt dieser Filme wird an der Klimakonferenz in Paris gezeigt.

Neben St. Gallen finden weitere Youth Climate Talks statt am Gymnasium de Burier in La-Tour-de-Peilz (VD, 18. November 2015) und am Liceo cantonale di Lugano 1 (TI, 9. Dezember 2015).