Versteckte humanitäre Krisen in der Demokratischen Republik Kongo

Artikel, 12.01.2018

In mehreren Provinzen der Demokratischen Republik Kongo (DRK) kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Die Zivilbevölkerung flieht in Scharen, und die humanitären Bedürfnisse sind riesig. Aufgrund der Verschlechterung der Lage hat die DEZA ihr humanitäres Engagement ausgebaut und zusätzliche Mittel und Know-how bereitgestellt.

Verteilung von lebensnotwendige Güter und Bargeld an die Bevölkerung.
Die von der Schweiz unterstützten NGO verteilten lebensnotwendige Güter und Bargeld an die Bevölkerung der Provinzen Lomami und Ost-Kasai. © DEZA

Die Demokratische Republik Kongo (DRK) wird seit fast zwanzig Jahren von humanitären Krisen erschüttert. Neben Epidemien und Naturkatastrophen gibt es im grössten Land Subsahara-Afrikas immer wieder gewaltsame Konflikte, bei denen es häufig um die Kontrolle über gewisse Gebiete und natürliche Ressourcen geht. Dies ist insbesondere in Tanganjika sowie in Nord- und Süd-Kivu der Fall. 

Mit rund 4,1 Millionen Binnenvertriebenen zählt der 80-Millionen-Staat mehr Vertriebene als jeder andere afrikanische Staat. Zudem gibt es über eine halbe Million Flüchtlinge aus Ruanda, der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan und aus Burundi. Auch sind 7,7 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. 

Laut UNO eine der schlimmsten Krisen

Die Region Kasai im Zentrum des Landes, die lange Zeit friedlich war, ist seit August 2016 Schauplatz gewaltsamer Auseinandersetzungen. In dem Gebiet, das doppelt so gross ist wie die Schweiz, stehen sich Armee und Anhänger eines von Regierungskräften getöteten lokalen Stammesführers gegenüber. Rund 1,4 Millionen Menschen mussten vor der Gewalt auf beiden Seiten fliehen. 

Seit dem Sommer hat sich die Lage so zugespitzt, dass die UNO die DRK zusätzlich zu Syrien, Irak und Jemen auf die Liste der schwersten humanitären Krisen aufgenommen hat. Sie will die Bedürftigen im ganzen Land mit 1,68 Milliarden US-Dollar unterstützen. Das ist doppelt so viel wie für 2017 beantragt.

Flexibles Engagement zur Abdeckung der enormen Bedürfnisse

Die Humanitäre Hilfe der DEZA beweist in diesem sehr instabilen Umfeld Flexibilität. Sie hat 2017 fast 10 Millionen Franken für die dringlichsten Bedürfnisse bereitgestellt. Damit wurden der Schutz und die medizinische Versorgung von Vertriebenen und die Unterstützung von Personen finanziert, die Flüchtlinge beherbergen. 

Die Humanitäre Hilfe war bisher in den Kivu-Provinzen im Osten des Landes präsent. Zur Bewältigung der neuen Notlage dehnte sie ihr Engagement auf die Region Kasai aus. Sie führte mehrere Projekte mit Partnern durch, um die Gewaltflüchtlinge zu schützen und ihnen Zugang zu Wasser, Nahrung und einer temporären Unterkunft zu verschaffen. Die Beiträge an NGO werden ergänzt durch die Unterstützung des IKRK und des Welternährungsprogramms der UNO (WFP), die im ganzen Land aktiv sind. 

Nothilfe in der Region Kasai, Demokratische Republik Kongo

Zudem stellt die Humanitäre Hilfe der DEZA ihren UNO-Partnern Expertinnen und Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) zur Verfügung. Eine Logistikexpertin arbeitet beim WFP, wo sie sich um die Verteilung von Nahrungsmitteln für Vertriebene und Gastgemeinschaften kümmert. Zwei weitere Expertinnen des SKH waren während des ganzen Jahres für das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) im Einsatz. In den Flüchtlingslagern im Osten der DRK, wo Flüchtlinge aus Burundi und dem Südsudan Zuflucht gefunden haben, setzten sie sich für den Schutz von Flüchtlingen, insbesondere Kindern, und für die Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt ein. 

Ein vierter Experte ist im Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in Kinshasa stationiert. Seine Aufgabe besteht darin, die zahlreichen zivilen und militärischen Akteure in der DRK zu koordinieren (UNO-Organisationen, Blauhelme, kongolesische Armee und NGO). Je nach Entwicklung der Situation werden im Jahr 2018 weitere Expertinnen und Experten des SKH entsandt. 

Die DRK ist ein Schwerpunktland der DEZA. Die humanitären Aktivitäten ergänzen daher die bestehenden Entwicklungsprogramme. Auf diese Weise kann einerseits die Resilienz der Bevölkerung gestärkt und andererseits auf die Notsituationen reagiert werden.

Ein schwieriges Jahr für Afrika und die humanitäre Hilfe

Die Krisen in der DRK kommen zu den Hungersnöten in anderen Staaten Afrikas hinzu, etwa im Nordosten Nigerias, im Südsudan und in Somalia. Allen diesen Krisen liegen menschliche Ursachen, das heisst Konflikte, zugrunde. Bezieht man den Jemen, Syrien und den Irak mit ein, so wurden die finanziellen und personellen Ressourcen der humanitären Organisationen 2017 auf eine harte Probe gestellt.