Der Welttag der humanitären Hilfe an der Expo Milano 2015

Artikel, 19.08.2015

Die Ernährungssicherheit der Opfer in Konfliktsituationen kann nur garantiert werden, wenn auch die Sicherheit der humanitären Helfer gewährleistet ist. Diese Botschaft wollten die Schweiz und UNO am Mittwoch, 19. August 2015, an einem gemeinsamen Anlass an der Expo Milano vermitteln. Höhepunkt des Tages war der «humanitäre Umzug».

Der Anlass der Schweiz und der UNO sensibilisierte die Besucherinnen und Besucher für das Leid der Hungernden und für die Arbeit der humanitären Hilfe. © DEZA

Die Weltausstellung in Mailand war der ideale Ort für den diesjährigen Welttag der humanitären Hilfe. Die DEZA hatte beschlossen, das Thema Ernährungssicherheit, das an der Expo im Zentrum steht, mit dem Welttag der humanitären Hilfe zu verknüpfen. An diesem Tag werden die humanitären Helferinnen und Helfer geehrt, die Menschen in Not zur Seite stehen und dabei manchmal ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen.

Die DEZA und die UNO haben zu Grossbuchstaben gegriffen, um die Besucherinnen und Besucher der Expo für die Problematik zu sensibilisieren. Nach einigen einleitenden Ansprachen zogen rund hundert Freiwillige mit grossen Lettern den «Decumano», die Hauptachse der Expo Milano, entlang.

Hunderte Freiwillige trugen Buchstaben die Hauptachse der Expo 2015 entlang. Zusammen bildeten sie Wörter, die für die Grundsätze der humanitären Hilfe stehen. © DEZA

Sehr rasch waren Wörter wie «Solidarity» (Solidarität), «Impartiality» (Unparteilichkeit) und «Dignity» (Würde) zu erkennen. Der Umzug zu elf Grundsätzen der humanitären Hilfe zog die 1,3 km lange Strecke zwischen den verschiedenen Pavillons entlang. Die Zuschauerinnen und Zuschauer waren sichtlich beeindruckt.

Die vorwiegend jungen Menschen, die das Event besuchten, kamen aus der ganzen Welt und vertraten verschiedenste NGO, UNO-Organisationen und Geberländer. © DEZA

Der Umzug endete vor dem Schweizer Pavillon, wo die Besucherinnen und Besucher zu einer Podiumsdiskussion über die Zusammenhänge zwischen Hunger und Krieg sowie zum Thema Nahrung als Friedensinstrument eingeladen waren.

Nach dem Umzug fand eine Podiumsdiskussion zum Thema «Nahrung als Friedensinstrument gegen die Kriegswaffe des Hungers» statt. © DEZA

Das Podium bestand aus fünf Personen: Manuel Bessler, DEZA-Vizedirektor und Delegierter für humanitäre Hilfe, Barbara Noseworthy, stellvertretende Exekutivdirektorin des Welternährungsprogramms (WFP), Toby Lanzer, Beigeordneter Generalsekretär der UNO für die Sahel-Krise,  Rashid Khalikov, Direktor des Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in Genf, und Cornelis Wittebrood von der Generaldirektion humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (ECHO) der Europäischen Kommission. Sie alle hatten den Auftrag, einen der am Umzug präsentierten Grundsätze mit dem Thema der Debatte in Verbindung zu bringen.

Der Chef der humanitären Hilfe der Schweiz, Manuel Bessler, ganz links, neben LIana Mistretta, Journalistin und Moderatorin, Toby Lanzer, Barbara Noseworthy und Cornelis Wittebrood (v.l.n.r.). @ DEZA © DEZA

Manuel Bessler wählte den Grundsatz der Würde. Als Beispiel nannte er die Flüchtlinge, die wegen anhaltender Konflikte mehrere Jahre im Exil leben müssen. Sehr oft müssen sie sich mit den Nahrungsmittelrationen zufrieden geben, die durch ausländische Geber in den Lagern verteilt werden. «Der Grundsatz der Würde wäre besser gewahrt, wenn diese Menschen einen gewissen Betrag pro Tag erhielten und das Essen für ihre Familien auf einem lokalen Markt einkaufen könnten», sagte Manuel Bessler. Der Chef der Humanitären Hilfe der Schweiz wünscht sich, dass die humanitären Organisationen vermehrt auf solche «Cash»-Programme setzen. Er nutzte die Gelegenheit, um den Einsatz der DEZA in Sachen Ernährungssicherheit vorzustellen, insbesondere in fragilen Kontexten.

Mehrere Teilnehmende zeigten sich in der Diskussion beeindruckt vom Mut und von der Kraft der Opfer humanitärer Krisen. Sie würdigten zudem den Einsatz ihrer Kolleginnen und Kollegen, die bei Feldeinsätzen ums Leben kamen, und erzählten davon, dass angesichts der immensen und stetig wachsenden Not in der Welt zuweilen ein Gefühl der Ohnmacht aufkomme.

Insgesamt nahmen über 500 Personen an den verschiedenen Events des diesjährigen Welttags der humanitären Hilfe in Mailand teil. © DEZA

Neben dem in Mailand organisierten öffentlichen Event rief die #ShareHumanity-Kampagne Prominente, Opinion Leaders und die breite Öffentlichkeit dazu auf, ihren Raum in den sozialen Medien während 24 Stunden zu "spenden" und die Kanäle der sozialen Medien in eine interaktive Plattform für diese authentischen Zeugnisse zu verwandeln.

Beispiel Philippinen: Neu anpflanzen nach dem Taifun

Die Ernährungssicherheit einer Bevölkerung langfristig zu stärken, ist die beste Prävention gegen Nahrungskrisen oder zumindest zur Verringerung der damit verbundenen Folgen. Daran orientiert sich die DEZA bei ihrer Arbeit zum Beispiel im Niger, im südlichen Afrika und in Haiti. Bei einer Katastrophe ist es nach der Nothilfe wichtig, der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, ihr Leben selber neu aufzubauen. Auf den Philippinen verwüstete im November 2013 der Taifun Haiyan Tausende Hektar Reisfelder. Die humanitäre Hilfe der Schweiz finanzierte unverzüglich die Verteilung von Reissamen an über 44'000 Bauern, damit diese ihre Kulturen neu anbauen konnten. Jeder Bauer erhielt über 40 kg Reiskörner, mit denen er rund zwei Tonnen Reis auf einem Hektar Land produzieren kann. Dies reicht, um eine fünfköpfige Bauernfamilie ein Jahr lang zu ernähren und das zum Überleben notwendige Einkommen zu erwirtschaften.

Der Einsatz der Schweiz nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen