Künstlerinnen und Künstler bringen globale Themen auf die Bühne

Sieben Musikerinnen und Musiker aus La Paz stellen in Basel ihr Experimentalorchester mit traditionellen Instrumenten vor. Sie und weitere Kulturschaffende aus dem Amazonasgebiet zeigen ihr Können im Rahmen von CULTURESCAPES 2021 Amazonas, der 16. Ausgabe des Schweizer Kulturfestivals, auf verschiedenen Schweizer Bühnen. Das Festival wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit unterstützt.

Die sieben Musikerinnen und Musiker des Ensemble OEIN stehen nebeneinander. In ihren Händen halten sie Panflöten.

Mit ihren Performances interpretieren die Künstlerinnen und Künstler bei CULTURESCAPES, aktuelle globale Herausforderungen neu. © OEIN

Die Lichter im Stadtcasino, dem wohl bekanntesten Basler Konzerthaus, gehen aus. Auf der Bühne stehen acht Tische, auf denen Sikus und Wankaras, Panflöten und Perkussionsinstrumente, aufgereiht sind. Die sieben Musikerinnen und Musiker des Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (OEIN) aus La Paz sind bereit für ihren Auftritt. Alsbald erfüllen traditionelle Klänge aus den Anden den Saal. Aber auch neue Melodien erklingen; sie erzählen von einer ganz anderen Zeit, der unseren. 

Plattform zur Diskussion globaler Herausforderungen

Nahaufnahme von Carlos Gutiérrez.
Der Komponist des Ensembles OEIN, Carlos Gutiérrez. © OEIN

Wie immer im Oktober findet auch dieses Jahr wieder in 13 Schweizer Städten das Festival CULTURESCAPES statt. Die diesjährige Ausgabe ist dem Amazonas gewidmet und bringt Künstlerinnen und Künstler aus dieser Region auf über 40 Bühnen in allen vier Sprachregionen. Dieses Jahr ist unter anderem das Ensemble OEIN dabei, das bereits in Deutschland und Frankreich aufgetreten ist. «Unser Orchester hat zwei musikalische Schwerpunkte: zum einen die traditionelle Musik, die unserer Technik und unserer Philosophie zugrunde liegt, und zum anderen das moderne Repertoire, das es uns erlaubt, die Identität unserer Zeit zum Ausdruck zu bringen», erklärt Carlos Gutiérrez, Komponist und Leiter des Ensembles.

Zu dieser Identität gehören auch globale Fragen der Nachhaltigkeit, die im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals stehen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt nicht nur Kunstschaffende des Ostens und Südens mit neuen Kooperationen, Finanzierungen und Netzwerken, sondern erneuert auch ihre Kulturpartnerschaft mit CULTURESCAPES, weil das Festival eine geeignete Plattform für die Debatte über globale Herausforderungen ist. Die Künstlerinnen und Künstler ermöglichen mit ihren thematischen Darbietungen eine neue Sichtweise auf Probleme, die in Ländern wie Kolumbien, Bolivien und Peru von zentraler Bedeutung sind, so etwa Klimawandel, Abholzung oder Wasserressourcen. Die Kultur wird zu einem starken Multiplikator und bringt solche Themen der Bevölkerung näher, in der Schweiz ebenso wie in Bolivien. «Dank unserem Zugang zur traditionellen Musik haben wir gelernt zuzuhören, nicht nur anderen Musikstilen oder Auffassungen von Musik, sondern ganz allgemein uns auf andere einzulassen und zu verstehen, was sie sagen wollen», fährt Carlos Gutiérrez fort. 

Institutionen vernetzen

Nahaufnahme von Rudi von Planta
Rudi von Planta, Leiter Kultur und Entwicklung bei der DEZA. © EDA

Die Kulturpartnerschaften der DEZA beruhen auf der Überzeugung, dass Investitionen in die Kultur zu einer besseren Einbindung der Bevölkerung in gesellschaftliche Debatten, zu einer stärkeren politischen Partizipation und zu neuen Ideen führen können. «Dank den DEZA-Büros in Südamerika konnte die künstlerische Leitung von CULTURESCAPES wertvolle Kontakte mit lokalen Behörden, NGO, Universitäten und Kulturinstitutionen knüpfen», sagt Rudi von Planta, Chef des Teams Kultur und Entwicklung in der DEZA. «In den Amazonasländern ist die DEZA bestrebt, die Kultureinrichtungen, die mit CULTURESCAPES zusammenarbeiten, mit nationalen und regionalen Organisationen zu vernetzen, Debatten anzuregen und relevante Themen in den politischen Dialog mit den Regierungen einzubringen», erklärt der Experte. Wegen den Einschränkungen der Coronavirus-Pandemie hat das Festival auch ein Online-Programm organisiert, das für alle zugänglich ist. Damit wurde eine Austauschplattform für die Künstler der Region geschaffen, die sich in Zukunft über geografische Grenzen hinweg treffen und austauschen können. 

Die Kulturpartnerschaften tragen auch zur sozialen Integration bei. Dies zeigen auch die verschiedenen Projekte in Bolivien, die die DEZA über den von Solidar Suisse verwalteten Schweizer Kulturförderungsfonds unterstützt. Zum Beispiel wurden im Rahmen der Initiative «Chiquitania Viva» die Traditionen und Bräuche der indigenen Bevölkerung der Region Chiquitania im Osten Boliviens mit Fotos, Videos und Bildern dokumentiert. Wanderausstellungen trugen dazu bei, dieses Kulturerbe bekannt zu machen und zu erklären.  Hier finden sich die Ansätze des OEIN wieder: Förderung des Dialogs zwischen den verschiedenen Gemeinschaften des Landes unter Achtung der unterschiedlichen Lebensweisen. 

Kulturpartnerschaften und Globalprogramme: ein komplementäres Engagement

Nahaufnahme von Martin Jaggi
Martin Jaggi war für die DEZA vier Jahre in Bogotá und fünf Jahre in Lima tätig. © EDA

Die Kulturpartnerschaften tragen ausserdem dazu bei, die Ziele der Globalprogramme zu erreichen, die auf langfristigen Kooperationsprojekten und multilateraler Zusammenarbeit beruhen. Martin Jaggi war während neun Jahren in Südamerika im Einsatz, wo er die DEZA-Programme leitete.

«Die Anden und das Amazonasgebiet sind von zentraler Bedeutung für die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen, die Erhaltung der Biodiversität und die Bekämpfung des Klimawandels, auch aus globaler Sicht», erklärt er. Aber auch aus kultureller Sicht müssen diese Regionen geschützt werden. «Die Amazonasregion ist nicht nur in ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht sehr wichtig, sondern auch als kulturelles Erbe der Menschheit. Initiativen wie CULTURESCAPES sind wertvoll, weil sie die Kooperationsprogramme ergänzen, insbesondere indem sie ein junges Publikum ansprechen», meint Martin Jaggi. 

Ein kleines Mädchen mit Kopfhörern schaut auf Bildschirme auf einen Tisch. Neben ihr stehen zwei Frauen.
Die DEZA unterstützt verschiedene Projekte in Bolivien. Unter anderem hat sie dort das Projekt «Chiquitania Viva» gefördert. © EDA

Gerade junge Menschen sind an einem Austausch zwischen den Kulturen interessiert. Die DEZA unterstützte von 2019 bis 2020 die Kommunikationsarbeit der jungen Führungskräfte der «Coordinadora de las Organizaciones Indígenas de la Cuenca Amazónica» (COICA). Die COICA setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der nationalen Indigenenorganisationen von Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien, Brasilien, Venezuela, Suriname, Französisch-Guyana und Guyana zusammen. Sie engagiert sich auf regionaler und internationaler Ebene für ihre Interessen und koordiniert ihre politischen Aktivitäten. «Dieses Engagement kommt allen indigenen Völkern des Amazonasgebiets zugute, es zielt in die gleiche Richtung wie Initiativen wie CULTURESCAPES», sagt Martin Jaggi.

Die Veranstaltungen mit dem OEIN-Ensemble und das gesamte CULTURESCAPES-Programm sind auf der Website des Festivals zu finden. 

Sustainable Development goals Agenda 2030
© EDA
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