Inklusion und Bildung: Für alle heisst für alle. Auch in Zeiten von COVID-19

Artikel, 24.06.2020

Die internationale Gemeinschaft hat sich dem Ziel verpflichtet, bis 2030 für alle Menschen eine hochwertige Bildung sicherzustellen. Dennoch besuchen heute noch nahezu 265 Millionen Kinder und Jugendliche keine Schule. Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2020 ruft alle Länder dazu auf, Schritte in Richtung des Ziels einer inklusiven Bildung zu machen und den Fokus vermehrt auf die Menschen am Rande der Gesellschaft zu richten. Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit misst diesem Thema grosse Bedeutung bei.

Mädchen und Jungen sitzen im Schulzimmer vor der Wandtafel um einen Tisch und fertigen farbige Zeichnungen an.
Im Kosovo durchgeführtes Programm zur Verbesserung des Zugangs von Roma-Gemeinschaften zu öffentlichen Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheit. © Voice of Rome Ashkali and Egyptians (VoRAE), 2015

Nach Angaben der UNESCO haben mehr als 190 Staaten ihre Schulen aufgrund der COVID-19-Krise geschlossen. Betroffen sind rund 1,6 Milliarden Kinder, Jugendliche und Erwachsene weltweit. Trotz der aktuellen Krise dürfen diejenigen Mädchen und Jungen nicht vergessen gehen, die aufgrund von Armut, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder aus anderen Gründen schon keine Schule besuchten, bevor COVID-19 den Bildungszugang massiv beeinträchtigte. Die Bildungsakteure müssen ihr Engagement für eine integrative Bildung, die den Bedürfnissen aller gerecht wird, fortsetzen, damit Millionen Kinder und Jugendliche nicht länger ohne Aussicht auf ein besseres Leben zurückgelassen werden.

Das Konzept der inklusiven Bildung legt den Fokus auf Bevölkerungsgruppen, denen der Zugang zu Bildung besonders häufig verwehrt bleibt, wie Mädchen, Kinder mit Behinderungen, Flüchtlinge und Vertriebene, von Konflikten betroffene Kinder, Kinder aus armutsbetroffenen Familien oder Angehörige ethnischer oder religiöser Minderheiten. Ausgrenzung von Bildung ist kontextspezifisch und widerspiegelt soziale Ungleichheiten.

Die Schweizer Präsentation des UNESCO-Weltbildungsbericht 2020 wird am 30. Juni 2020 unter Beteiligung des Direktors des Berichts und einer Gruppe von Expertinnen und Experten stattfinden (siehe Kasten unten). Der Bericht zieht eine Bilanz der Fortschritte und Herausforderungen bei Ziel 4 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung: «Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern». Zudem enthält er konkrete Beispiele für erfolgreiche Massnahmen zur Realisierung einer inklusiven Bildung.

Soziale Inklusion und Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung: eine Priorität der DEZA

Grundbildung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Die DEZA fördert Bildung als Mittel zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts und der Inklusion, der wirtschaftlichen Eigenständigkeit und der Resilienz sowie als Mittel für nachhaltige Entwicklung insgesamt.

In vielen Ländern, in denen die DEZA tätig ist, sind bestimmte Bevölkerungsgruppen beim Zugang zu Grundbildung und Berufsbildung mit teilweise erheblichen Hürden konfrontiert. Die DEZA setzt sich für die Nichtdiskriminierung gefährdeter Bevölkerungsgruppen und für die Stärkung der Inklusion und Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung ein. Rund 80 Prozent der Roma in Europa leben unterhalb der Armutsgrenze. Sie haben eine geringere Lebenserwartung und erleben täglich Diskriminierung und soziale Ausgrenzung. Mit der Unterstützung der Schweiz konnten im Jahr 2019 4335 Roma-Kinder, darunter 2147 Mädchen, die Schule besuchen. 1106 Schülerinnen und Schüler konnten ihre schulischen Leistungen dank Nachhilfeunterricht und Mentoring verbessern. Dadurch wurden Schulabbrüche in der Primarschule vermieden und der Übertritt in die Sekundarstufe mit besseren Aussichten auf Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert. Ein von der DEZA unterstütztes Projekt im Gazastreifen ermöglicht 320 Kindern und Jugendlichen mit Down-Syndrom oder Autismus den Zugang zu einer auf ihre spezifischen Bedürfnisse abgestimmten Grund- und Berufsausbildung. Das Projekt fördert ihre soziale Eingliederung und wirtschaftliche Integration und hilft ihnen, aus ihrer Rolle als Leistungsempfänger herauszuwachsen.

Bildung eröffnet Perspektiven für das ganze Leben. Sie ermöglicht Geschlechtergleichstellung und die gleichberechtigte Teilhabe am sozialen und wirtschaftlichen Leben. Das Recht auf hochwertige Bildung ist heute vielen jungen Menschen verwehrt. Der Weltbildungsbericht 2020 ruft die Bildungsakteure dazu auf, ihre Bildungssysteme zu überdenken und alle Kinder und Jugendlichen ungeachtet ihrer Identität, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer Fähigkeiten gebührend zu berücksichtigen. Diese Botschaft ist im Hinblick auf den Wiederaufbau der Schulsysteme nach der Coronakrise in den einzelnen Ländern von besonderer Bedeutung.

Präsentation des Weltbildungsberichts 2020 der UNESCO in der Schweiz

Der Weltbildungsbericht (GEMR 2020) zum Thema «Inklusion und Bildung: Für alle heisst für alle!» wird am 30. Juni 2020 von 15 bis 17 Uhr der Schweizer Öffentlichkeit vorgestellt. Nach einer Einführung durch den Direktor des Weltbildungsberichts der UNESCO Manos Antoninis werden Expertinnen und Experten in einer Podiumsrunde über Inklusion und Bildung in der Schweiz und deren Bedeutung in der internationalen Zusammenarbeit diskutieren.

Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie auf der Präsentationseite.