Alle neun Projekte und sechs thematischen Fonds sind seit Dezember 2019 abgeschlossen. Die ursprünglich definierten Projekteziele wurden mehrheitlich erreicht und teilweise sogar übertroffen.
Resultate in Bulgarien
Ein Überblick über die erreichten Resultate:
Berufsbildungsreform
Bulgarien lancierte 2015 ein neues Projekt, um Jugendlichen den Eintritt in die Arbeitswelt zu erleichtern. Das Projekt stützte sich auf das duale Bildungssystem der Schweiz. Ab dem Schuljahr 2018 gab es 32 Berufsschulen in 19 Städten im ganzen Land, die gemeinsam mit mehr als 170 Partnerunternehmen 1600Lernende in zwölf Berufen mit komplett aktualisiertem Lehrplan ausbildeten. Parallel dazu wurde die Berufsbildungsreform unter Beteiligung aller Akteure erfolgreich vorangetrieben. Ein wichtiger Meilenstein wurde im Mai 2018 mit dem Inkrafttreten der Verordnung über die duale Berufsausbildung erzielt, die aufgrund der Empfehlungen des Projekts angepasst wurde.
Projektbeschrieb (PDF, 2 Seiten, 260.8 kB, Deutsch)
Forschung
22 Doktoranden und Post-Doktoranden absolvierten dank Stipendium ein Forschungspraktikum an einer Schweizer Universität. Im Rahmen eines bulgarisch-schweizerischen Forschungsprogramms wurden 13 Projekte in den Bereichen Ökologie, Sozialwissenschaften, Medizin und Engineering umgesetzt. Diese beiden Programme haben zu einer besseren internationalen Vernetzung von bulgarischen Forschenden und Forschungseinrichtungen beigetragen. Ausdruck dafür sind verschiedene Artikel, die in renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Diese Art von Programmen dient auch der Erhaltung und dem Ausbau einer wissenschaftlichen Gemeinschaft in Bulgarien. So haben 71% der 97 begünstigten bulgarischen Forscherinnen und Forscher ihre Absicht bekundet, ihre akademische Karriere in der Heimat fortzusetzen.
Projektbeschrieb (PDF, 2 Seiten, 426.9 kB, Deutsch)
Öffentliches Beschaffungswesen
Die Schweiz unterstützte Bulgarien darin, die Rahmenbedingungen für nachhaltige öffentliche Beschaffungen zu verbessern. Zu diesem Zweck wurde eine Marktanalyse zu nachhaltigen Produkten in Bulgarien gemacht. Ein neues Handbuch wird die bulgarischen Behörden bei der Anwendung nachhaltiger Kriterien im Beschaffungswesen unterstützen.
Spitex – Pflege und Betreuung zu Hause
Mit einem Spitex-System kann die Lebensqualität von Menschen mit einer chronischen Krankheit, einer Behinderung oder von älteren Menschen verbessert werden. Das in Bulgarien erprobte System orientierte sich am Schweizer Spitex-System, dessen Effizienz und Qualität anerkannt ist. 734 Patientinnen und Patienten in vier Gemeinden des Bezirks Vratsa, einer der ärmsten Regionen Europas, profitieren während des gesamten Projektzyklus von einer Behandlung und Betreuung zu Hause. Das Projekt zeigte auch, dass es möglich ist, die Roma-Minderheit zu integrieren, sei es als Patientinnen und Patienten (15%), oder als Spitex-Pflegekräfte (25%) des Personals. Das Spitex-System soll in Zukunft auf das ganze Land ausgedehnt werden. Das bulgarische Parlament befürwortet diese Entwicklung. Es wurden bereits Gesetzesänderungen verabschiedet, die die Aufnahme dieser sozialmedizinischen Dienstleistungen in das öffentliche Gesundheitswesen ermöglichen sollen .
Projektbeschrieb (PDF, 2 Seiten, 334.0 kB, Deutsch)
Soziale Inklusion von Angehörigen der Roma und anderer Minderheiten
Das Programm der Schweiz unterstützte auf lokaler Ebene die bulgarische Regierung bei der Umsetzung der nationalen Strategie zur Integration der Roma (2012–2020). Der Zugang zu Kindergärten wurde durch neue Einrichtungen verbessert. Frühe Einschulung, Bulgarischunterricht, Förderunterricht, ausserschulische Aktivitäten und der Einsatz von Bildungsmediatorinnen und -mediatoren waren wirksame Mittel, um die Integration von Minderheiten in das Schulsystem zu fördern. Davon haben bis heute mehr als 5000 Kinder profitiert. Zudem haben Gesundheitsmediatorinnen und -mediatoren über 15000 Mitglieder der Roma-Gemeinschaft für Fragen der Krankheitsprävention und der Förderung eines gesunden Lebensstils sensibilisiert. Sie förderten die Inanspruchnahme von Basisgesundheitszentren, insbesondere zur Schwangerschaftsüberwachung und für die Impfung der Kinder. Im Jahr 2018 wurde die Funktion der Bildungsmediatorin bzw. des Bildungsmediators offiziell als Beruf im bulgarischen Bildungswesen anerkannt.
Projektbeschrieb (PDF, 2 Seiten, 348.2 kB, Deutsch)
Öffentlicher Verkehr
Eine Schweizer Firma hat 28 ausgemusterte Trams der Basler Verkehrsbetriebe nach Sofia geliefert. Damit leistet die Schweiz einen Beitrag zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrssystems und zur Reduktion von Verkehrsstaus und Luftverschmutzung. Zudem hat die Stadt Sofia mit Hilfe einer darauf spezialisierten Firma ein Planungskonzept für eine nachhaltigere Mobilität in Sofia entwickelt.
Abfallentsorgung
Die Schweiz unterstützte die umweltgerechte Entsorgung von rund 3800 Tonnen giftiger, alter Pflanzenschutzmittel, die in Lagerhäusern in ganz Bulgarien deponiert worden sind. Ausserdem hat Bulgarien in fünf Gemeinden Sammelstellen für Sonderabfälle aus Haushalten errichtet.
Sicherheit an den Grenzen
Die Abschaffung der Personenkontrollen innerhalb des Schengen-Raums erfordert eine verstärkte polizeiliche Zusammenarbeit zwischen den nationalen SIRENE-Büros und dem SIS II (Schengener Informationssystem), was den Informationsaustausch betrifft. Das schweizerisch-bulgarische Projekt hat dazu beigetragen, die Professionalität des bulgarischen SIRENE-Büros zu erhöhen und die bulgarisch-schweizerische Partnerschaft zu festigen.
Prävention und Bekämpfung des Menschenhandels
Eine enge Zusammenarbeit mit Schweizer Behörden und Organisationen der Zivilgesellschaft ermöglicht es, Opfer des Menschenhandels in Bulgarien und der Schweiz leichter zu identifizieren und zu unterstützen. Im Jahr 2018 erhielten über 200 Opfer Hilfe im neu eröffneten 34-Betten-Transitzentrum der NGO ANIMUS in Sofia. Zwei neu eröffnete nationale Aufnahmezentren in der Hauptstadt bieten eine umfassende und längerfristige Betreuung der Opfer. 150 im Ausland identifizierte Opfer erhielten ebenfalls Rückkehrhilfe und Unterstützung bei ihrer Wiedereingliederung in Bulgarien. Präventionskampagnen sollen Menschenhandel verhindern und eine neue Hotline für Opfer von Menschenhandel steht rund um die Uhr zur Verfügung.
Regionale Entwicklung und Naturschutz
Die Schweiz fördert die nachhaltige Landwirtschaft in Schutzgebieten, die Produktion von regionalen Produkten und den ökologischen Tourismus in den ärmsten Randgebieten Bulgariens. Bulgarische und Schweizer NGOs haben 45 Landwirtschaftsbetriebe dabei unterstützt, Milchprodukte wie Joghurt oder Käse direkt auf dem Hof zu produzieren und zu vermarkten. Das Projekt lancierte auch einen wöchentlich stattfindenden Bauernmarkt in Sofia. Erste Auswertungen zeigen, dass sich durch den Direktverkauf dreimal höhere Einnahmen erzielen lassen. Der Bauernmarkt in Sofia hat dabei eine Vorbildwirkung, und das Landwirtschaftsministerium sieht finanzielle Hilfen für weitere Städte vor, die ähnliche Bauernmärkte einführen wollen. Die Koalition «For the Nature», die 23 zivilgesellschaftliche Organisationen unter ihrem Dach vereinigt, stellt ein Modell für die Zusammenarbeit dar. Ihre Aktionen haben zu einer breiten Mobilisierung der Bevölkerung geführt: Die Zahl der bulgarischen Bürgerinnen und Bürger, die bei der Koalition mitmachen, ist von 7000 im Jahr 2012 auf 31'000 im Jahr 2017 gestiegen. Dank der Nähe zu Sofia bergen einzelne Regionen ausserdem grosses Potential für den Tourismus. Die NGOs haben daher nach lokalen Unternehmen gesucht, die Geld in einen Fonds einzahlen. Dank dem Fonds konnten beispielsweise Wanderwege und Picknickplätze finanziert und Gebiete renaturiert werden. Dies macht die Region für den Tourismus attraktiver und wird sich daher langfristig positiv auf den Umsatz der lokalen Unternehmen auswirken.
Fonds für die Zivilgesellschaft
45 Nichtregierungsorganisationen (NGO) erhielten finanzielle Mittel aus einem Unterstützungsfonds, um die Mitwirkung der Zivilgesellschaft an der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes zu fördern und zu stärken. Die unterstützten Projekte sind im Sozial- und Umweltbereich angesiedelt. Die betreffenden NGO konnten im Rahmen dieser Tätigkeiten ihre Kapazitäten ausbauen, eine gewisse öffentliche Unterstützung für ihre Anliegen mobilisieren und Einfluss auf verschiedene Reformen nehmen.
Projektbeschrieb (PDF, 2 Seiten, 403.0 kB, Deutsch)
Partnerschaftsfonds
In Bulgarien wurden 28 Partnerschaftsprojekte umgesetzt, welche die Weiterentwicklung des Landes und den Wissens- und Erfahrungsaustausch in verschiedensten Bereichen fördern. Sie ermöglichten die Zusammenarbeit zwischen 28 bulgarischen NGO und 30 Schweizer Organisationen sowie die Städtepartnerschaft zwischen Gabrovo und Thun. Sieben Projekte stärken bestehende Partnerschaften.
Projektbeschrieb (PDF, 2 Seiten, 692.0 kB)