Bilaterale Beziehungen Schweiz–Estland

Die politischen Beziehungen zwischen Estland und der Schweiz sind ausgezeichnet. Das liegt einerseits an der Hilfe im Bereich Sicherheit und Verteidigung, die die Schweiz Estland während der ersten Jahre seiner Unabhängigkeit gewährte. Andererseits haben bilaterale Besuche auf hohem Niveau das Verhältnis gefestigt. Estland gehörte zu den Empfängerländern des Schweizer Erweiterungsbeitrags.

Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen

Die Schweiz und Estland pflegen regelmässige bilaterale Kontakte auf höchstem Niveau. Zuletzt traf Bundespräsident Ignazio Cassis im Juli 2021 die Aussenministerin Eva-Maria Liimets und Parlamentspräsident Jüri Ratas in Tallinn zu Gesprächen. In den letzten zehn Jahren lag einer der Schwerpunkte der bilateralen Beziehungen auf der engen Kooperation im Rahmen des Schweizer Erweiterungsbeitrags. Auch die kulturellen Beziehungen sind von Bedeutung, so existieren in Tallinn und der Universitätsstadt Tartu «Schweizer Lesesäle».

Datenbank Staatsverträge

Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Seit Estlands EU-Beitritt im Jahr 2004 basiert der bilaterale Handel auf dem entsprechenden Freihandelsabkommen. Die wirtschaftlichen Beziehungen entwickeln sich positiv, so erreichte das Handelsvolumen 2019 rund 216 Millionen CHF, wobei die Schweizer Investitionen im Laufe der letzten zehn Jahre kontinuierlich gestiegen sind. Schweizer Unternehmen investieren in Estland hauptsächlich in Industrie, Einzelhandel, Tourismus, Transport, Finanzdienstleistungen und Immobilien.

Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise

Swiss-Baltic Chamber of Commerce

Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation

Forschende aus der Schweiz und Estland arbeiten im Rahmen von Horizon 2020 in über 20 Projekten zusammen.

Forschende und Kunstschaffende aus Estland können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um Bundes-Exzellenz-Stipendien bewerben.

Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI

Der Schweizer Erweiterungsbeitrag

Estland gehörte zu den Empfängerstaaten des Schweizer Beitrags zur Verringerung der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten in der erweiterten EU. Bis 2017 wurden 18 Projekte im Gesamtbetrag von 38 Mio. CHF zur Verminderung der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten umgesetzt. Unter anderem wurde in die Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden und in die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen investiert. Estland gehört auch zu den Empfängern des zweiten Schweizer Beitrags.

Estland – Partnerland des Schweizer Erweiterungsbeitrags

Schweizerinnen und Schweizer in Estland

Ende 2019 lebten gemäss Auslandschweizerstatistik 71 Schweizer Staatsangehörige in Estland

Auslandschweizerstatistik

Geschichte der bilateralen Beziehungen

Bereits 1919 bestanden konsularische Beziehungen zwischen den beiden Ländern. 1921 erfolgte die Anerkennung der Unabhängigkeit Estlands durch den Bundesrat. Mit dem Abschluss eines Handelsabkommens 1925 wurden die bilateralen Beziehungen weiter vertieft. Durch die sowjetische Annexion Estlands im  Jahre 1940 wurden die bilateralen Beziehungen unterbrochen und erst nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991 erneuert. Die Schweiz hatte die Annexion des Landes durch die Sowjetunion nie anerkannt.

In den 1990er-Jahren gewährte die Schweiz Estland im Rahmen der Ostzusammenarbeit Hilfe im Umfang von rund 22 Mio. CHF, wobei der Schwerpunkt auf Umweltschutzprojekten lag.

Für die Vertretung der Schweizer Interessen in Estland ist die Botschaft der Schweiz in Riga (Lettland) zuständig. Im Gegenzug ist die estnische Botschaft in Wien zuständig für die Schweiz.

Estland, Historisches Lexikon der Schweiz