Strategie

Jemen steht vor grossen Herausforderungen: Flüchtlings- und Migrationsströme vom Horn von Afrika; Binnenvertriebene infolge des Konflikts im Norden und anderen Teilen des Landes; eine Separatistenbewegung im Süden des Landes mit Gewaltausschreitungen; Wassermangel und Dürre; Naturkatastrophen; weit verbreitete Armut und Unterbeschäftigung sowie eine sich zuspitzende Sicherheitslage wegen der Präsenz der Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel. Zudem hat sich der „Arabische Frühling“ auch auf den Jemen ausgewirkt und zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt.

Angesichts des anhaltenden Flüchtlingsstroms und der fehlenden nationalen Ressourcen ist Jemen auf ausländische Hilfe angewiesen, um die Ankunft der verschiedenen Flüchtlingsströme bewältigen zu können. Die DEZA ist seit Februar 2011 in Sana‘a mit einem Programmbüro vertreten.

Schwerpunkte

Die seit einigen Jahren steigende Zahl der Flüchtlinge vom Horn von Afrika wird weiter zunehmen. Anders als in früheren Jahren kommen seit 2009 mehr Menschen aus Äthiopien als aus Somalia (2010: Verhältnis 2 zu 1). Trotzdem stammt der Grossteil der Flüchtlinge und Migrantinnen und Migranten im Jemen nach wie vor aus Somalia: Sie machen 50% der 300‘000 Personen aus, die vom UNO Flüchtlingshochkommissariat UNHCR offiziell registriert wurden (die effektiven Zahlen scheinen jedoch höher zu liegen).

Die Menschen flüchten vor dem seit 2004 anhaltenden Konflikt zwischen der jemenitischen Regierung und den schiitischen Houthi-Rebellen in der Provinz Saada im Norden Jemens. Aufgrund zunehmender gewalttätiger Zusammenstösse in verschiedenen anderen Teilen des Landes hat die Zahl der Binnenvertriebenen (IDPs) weiter zugenommen. Sie liegt nun gemäss Schätzungen des UNHCR bei 350‘000. Es fehlt an Unterkünften und Einrichtungen für die Vertriebenen, was zu zusätzlichen Spannungen zwischen diesen und der lokalen Bevölkerung führt. Trotz ihrer bereits schwierigen wirtschaftlichen Situation, nimmt die lokale Bevölkerung eine grosse Anzahl Vertriebene und Flüchtlinge auf.

Den wachsenden Herausforderungen für die internationale Zusammenarbeit im Jemen begegnet die Schweiz mit folgenden Massnahmen:

  • Im Februar 2011 wurde ein Programmbüro der DEZA in Sana‘a eröffnet, um einen besseren Zugang zu Informationen über die humanitären Bedürfnisse zu gewinnen und den Einsatz Schweizer Beiträge wirkungsvoller begleiten zu können.
  • Die bisher vor allem multilateral geprägte Unterstützung Jemens wird zu einem DEZA Programm weiter entwickelt, das nebst der humanitären Hilfe auch Projekte der Entwicklungszusammenarbeit umsetzt.
  • Die DEZA beteiligt sich vor Ort aktiv am entwicklungspolitischen und humanitären Dialog mit nationalen und internationalen Partnern (Geberharmonisierung).
  • Der Ansatz „Protection in the Region“ bildet die Grundlage für ein interdepartementales Engagement der Schweiz im Jemen. Folgende Ziele werden verfolgt:
    i) effektiver Schutz für Bedürftige in ihren Herkunftsländern;
    ii) Stärkung der betroffenen Aufnahmeländer, damit sie ihren internationalen Verpflichtungen bezüglich Flüchtlingsschutz nachkommen können;
    iii) Verringerung der unrechtmässigen Weiterwanderung nach Europa und daraus folgend Rückgang der Asylgesuche in der Schweiz;
    iv) Förderung des bilateralen Dialogs.

In den nächsten Jahren wird die DEZA in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Politischen Direktion des EDA sowie weiteren Bundesämtern Projekte und Organisationen im Jemen unterstützen. Vorgesehen ist unter anderem die Unterstützung von internationalen Organisationen durch die Bereitstellung von Fachleuten des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe SKH und durch finanzielle Beiträge.