Bilaterale Beziehungen Schweiz–Afghanistan

Die langjährigen Beziehungen sind geprägt vom humanitären und entwicklungspolitischen Engagement der Schweiz in Afghanistan. Auch nach dem Sturz der republikanischen Regierung am 15. August 2021 leistet die Schweiz weiterhin wichtige Überlebenshilfe für die notleidende Bevölkerung Afghanistans und fordert die Taliban konsequent zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte auf.

Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen

In Afghanistan sind 24 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen und der grösste Teil der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Die Schweiz eröffnete im März 2025 ein humanitäres Büro in Kabul. Vier Fachleute des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) und zehn Lokalangestellte kümmern sich vor Ort darum, dass die notleidende Bevölkerung Unterstützung zur Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse erhält. Für die Vertretung der diplomatischen Interessen, für die Visavergabe für Personen aus Afghanistan und für alle weiteren konsularischen Dienstleitungen ist weiterhin die Schweizerische Botschaft in Pakistan mit Sitz in Islamabad zuständig.

Die Schwerpunkte des Schweizer Engagements liegen auf der humanitären Hilfe und dem Schutz der Menschenrechte. Wichtige Partner sind UNO-Agenturen, internationale Organisationen und NGO. Gleichzeitig versucht die Schweiz langfristige Perspektiven für Afghanistan zu schaffen, indem sie den Standort Genf für die Sicherung und Aufbewahrung der eingefrorenen Gelder der afghanischen Zentralbank zur Verfügung stellt, bis diese nachweisen kann, dass sie unabhängig und gemäss internationalen Standards agiert. Dies ist eine Investition in die Zukunft Afghanistans.  

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Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Afghanistan gehört zur Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (least developed countries, LDC). Die Wirtschaft baut vorwiegend auf die landwirtschaftliche Produktion. Das bilaterale Handelsvolumen stagniert auf einem sehr tiefen Niveau. Die Schweizer Exporte nach Afghanistan beliefen sich 2023 auf 5,14 Millionen Franken und betrafen hauptsächlich pharmazeutische Produkte, Uhren, Agrarprodukte und Fahrzeuge. Die Schweizer Importe aus Afghanistan – hauptsächlich Textilien und Agrarprodukte – beliefen sich 2023 auf 1,48 Millionen Franken. Sowohl die Exporte der Schweiz nach Afghanistan als auch die Importe aus Afghanistan sind 2023 im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe

Das Schweizer Engagement in Afghanistan umfasst im 2025 rund 25 Millionen Franken und zielt darauf ab, die Menschenrechte der afghanischen Bevölkerung zu schützen und einen Beitrag zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse zu leisten. Ernährungssicherheit, Grundbildung und klimaresistente Landwirtschaft sind weitere Schwerpunkte. Die Schweiz koordiniert sich eng mit der internationalen Gemeinschaft, um Leben zu retten, menschliches Leid zu lindern und die Resilienz der afghanischen Bevölkerung mittel- und langfristig zu stärken. Die Schweiz unterstützt lokale Initiativen, indem sie auf die Lokalisierung der Hilfe mit Beiträgen an nationale NGO und die Zivilgesellschaft hinarbeitet. Zusammen mit der internationalen Gemeinschaft setzt sich die Schweiz für den Respekt der Menschenrechte und von humanitären Prinzipien ein, insbesondere in Bezug auf die Rechte von Frauen, Kinder und Minderheiten.

Schweizerinnen und Schweizer in Afghanistan

Ende 2024 sind laut Auslandschweizerregister insgesamt 17 Schweizerinnen und Schweizer in Afghanistan angemeldet. Der Grossteil der Auslandschweizer in Afghanistan ist für lokale NGO tätig.

Geschichte der bilateralen Beziehungen

Die Schweiz anerkannte Afghanistan 1922, fünf Jahre nach dessen Unabhängigkeit. 1928 nahmen die beiden Staaten diplomatische Beziehungen auf. Nach der Invasion der Sowjetunion 1979 wurden diese mit der eingesetzten Regierung fortgeführt, obschon die Besetzung wiederholt verurteilt wurde. Gleichzeitig unterstützte die Schweiz die Arbeit des IKRK für die Kriegsopfer. Nach der Machtübernahme durch die Taliban 1996 setzte die Schweiz die diplomatischen Beziehungen fort, unterhielt mit der neuen Regierung aber keine offiziellen Kontakte. 2000 schloss sie sich den von der UNO erlassenen Sanktionen gegen das Taliban-Regime an. Nach der Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021 schloss die Schweiz umgehend ihr Kooperationsbüro in Kabul und evakuierte alle Mitarbeitenden. Seither führte das Team der DEZA ihre Programme zunächst von Bern und seit Februar 2023 von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad aus weiter. Das Team hat Kabul in dieser Zeit regelmässig besucht und die Programme der DEZA weitergeführt. Seit März 2025 ist die DEZA wieder mit einem Büro in Afghanistan präsent. Ein Expertenteam des SKH hat in Kabul die Arbeit im humanitären Büro der Schweiz aufgenommen. 

Historisches Lexikon der Schweiz: Afghanistan

Diplomatische Dokumente der Schweiz, Dodis