Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Georgien sind gut und durch einen intensiven Austausch geprägt. Die Schweiz engagiert sich in Georgien namentlich in der Entwicklungszusammenarbeit. Die Schweiz bemüht sich, einen Beitrag zur Bewältigung der regionalen Konflikte im Südkaukasus zu leisten.
Bilaterale Beziehungen Schweiz-Georgien
Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen
Die Schweiz ist seit 1991 in Georgien präsent, vorab in der Entwicklungszusammenarbeit und der Friedensförderung. Seit März 2009 vertritt sie die diplomatischen Interessen Georgiens in Russland und die diplomatischen Interessen Russlands in Georgien. Seit 2019 sind die verschiedenen Akteure der Schweiz in einem neuen Botschaftsgebäude unter einem Dach vereint. Durch diesen integrierten Ansatz werden die Synergien zwischen den verschiedenen Aktivitäten der Schweiz in Georgien gestärkt.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Die Schweiz und Georgien verfügen über weit entwickelte rechtliche Rahmenbedingungen im Wirtschaftsbereich: Abkommen über Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit (in Kraft seit 2001), Doppelbesteuerungsabkommen (seit 2011), Investitionsschutzabkommen (seit 2015), Freihandelsabkommen zwischen Georgien und den EFTA-Staaten (für die Schweiz seit 2018). Es besteht ausserdem ein bilaterales Abkommen zum Schutz der geografischen Angaben und Herkunftsbezeichnungen.
Die Schweiz importierte 2022 vor allem Edelmetalle aus Georgien und exportierte chemisch-pharmazeutische Produkte, Präzisionsinstrumente und Uhren sowie Maschinen. Rund 30 Unternehmen mit einer Verbindung zur Schweiz sind auf dem georgischen Markt tätig, einige von ihnen betreiben lokale Produktionsstätten.
Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise SGE
Gemeinsame Handelskammer, Joint Chamber of Commerce JCC (en)
Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation
Universitäten beider Länder haben Kooperationsabkommen unterzeichnet. Seit 2013 unterstützt die Schweiz die Berufsbildung im Landwirtschaftsbereich und in der staatlichen Verwaltung.
Forschende und Kunstschaffende aus Georgien können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um Bundes-Exzellenz-Stipendien bewerben.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI
Friedensförderung und menschliche Sicherheit
Aufgrund des Konflikts zwischen Georgien und Russland im August 2008 brachen die beiden Länder ihre diplomatischen Beziehungen ab. Die Schweiz übernahm am 4. März 2009 die Vertretung der diplomatischen Interessen Georgiens in Russland und der diplomatischen Interessen Russlands in Georgien.
Als Resultat der Schweizer Vermittlungen unterzeichneten Russland und Georgien am 9. November 2011 ein Abkommen über die Überwachung der Zollabfertigung zwischen diesen beiden Ländern. Diese Vereinbarung ebnete den Weg für den WTO-Beitritt Russlands.
Die Schweiz setzt sich für eine friedliche Lösung der regionalen Konflikte ein, indem sie verschiedene Gesprächsplattformen unterstützt und sich für die Vergangenheitsbewältigung einsetzt. Zudem engagiert sie sich über Minderheitenintegration und Demokratieförderung in der Konfliktprävention.
Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe
Mit ihrem Kooperationsprogram für den Südkaukasus 2022-25 strebt die Schweiz eine Verbesserung und Diversifizierung der Einkommen der Bevölkerung in ländlichen Regionen an. Sie engagiert sich namentlich für die Förderung von KMU im Agrarsektor, den Zugang zu Krediten und die Schaffung eines Berufsbildungssystems im Landwirtschaftsbereich.
Die Schweizer Kooperation (DEZA, SECO) ist in den Bereichen lokale Gouvernanz und öffentliche Dienstleistungen tätig. Sie fördert die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Sie unterstützt auch Bestrebungen für ein besseres Management von natürlichen Ressourcen sowie von Risiken in Bezug auf Naturkatastrophen mit besonderem Fokus auf eine nachhaltige Entwicklung der Bergregionen.
Migrationszusammenarbeit
Die Schweiz und Georgien haben in den letzten Jahren die Zusammenarbeit in Migrationsfragen verstärkt. Seit 2005 gibt es zwischen den beiden Ländern ein Rückübernahmeabkommen. Darüber hinaus ist seit 2014 ein Abkommen zur Erleichterung der Visaerteilung zwischen der Schweiz und Georgien in Kraft, in dem eine Bestimmung die Inhaber von Diplomatenpässen vollständig von der Visumspflicht befreit. Seit Mai 2022 sind die beiden Länder durch eine Migrationspartnerschaft verbunden.
Kulturaustausch
Obwohl kein bilaterales Kulturabkommen besteht, ist der kulturelle Austausch beachtlich. Vor allem in den Bereichen Literatur, Musik, Film und bildende Kunst existieren zahlreiche Kontakte und Initiativen auf privater Basis. Die Schweiz unterstützt die georgische Kulturszene im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Die Schweizer Botschaft in Tiflis fördert zudem die Schweizer Kultur, namentlich in Zusammenhang mit der Frankophonie-Woche, der «Settimana della lingua italiana» und dem Monat der deutschen Sprache.
Schweizerinnen und Schweizer in Georgien
Mitte 2022 lebten gemäss Auslandschweizerstatistik 92 Schweizerinnen und Schweizer in Georgien.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Im 19. Jahrhundert lebten zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer in Georgien. Sie waren im Rohstoffsektor (Erdöl, Mangan) und in der Milchwirtschaft tätig. Zwischen 1883 und 1922 unterhielt die Schweiz in Tbilisi ein Konsulat.
Die Schweiz anerkannte Georgien am 23. Dezember 1991 als unabhängigen Staat und nahm am 10. Juni 1992 diplomatische Beziehungen mit Georgien auf. Während der Konflikte zu Beginn der 1990er-Jahre leistete sie humanitäre Hilfe. Seit 1996 besteht in Tbilisi ein Kooperationsbüro, seit Juni 2001 eine Botschaft.
Mit der Übernahme der Vertretung der diplomatischen Interessen Russlands und Georgiens und den Anstrengungen zur Vermittlung zwischen den beiden Ländern wurden die Beziehungen nach 2008 stark ausgebaut.