Verbesserte soziale und wirtschaftliche Wiedereingliederung von Straftätern

Projekt abgeschlossen
Eine wichtige Zielgruppe des Programms sind junge Straffällige. © DEZA

Die Schweiz finanziert in der Tschechischen Republik ein Projekt zur Modernisierung des Justizsystems und zur sozialen und wirtschaftlichen Wiedereingliederung von Straftätern. Dabei bezieht man sich auf Erfahrungen des Kantons Zürich.

Land/Region Thema Periode Budget
Tschechische Republik
Öffentliche Sicherheit erhöhen
Modernisierung des Gerichtswesens
01.01.2011 - 31.10.2016
CHF  1’438’266

Hinweis: Die Texte in allen Rubriken, mit Ausnahme «Erreichte Resultate», beschreiben die Situation vor Projektbeginn.

Bisher liess die kommunistische Tradition nur wenig Raum für die Berücksichtigung von Einzelbedürfnissen beim Vollzug von Freiheitsstrafen. Sie legte den Schwerpunkt auf Repression und vernachlässigte die Prävention vollkommen. Mit dem Übergang zu Demokratie und Marktwirtschaft und deren Folgen nahmen die Straftaten zu, die tschechischen Gefängnisse begannen sich zu füllen. Mit dem Projekt «Ausbau der Freilassung auf Bewährung und Wiedereingliederung – Stärkung der Prävention und Rückfallprophylaxe» soll diese Herausforderung angenommen und eine Verbesserung des Strafvollzugs sowie des tschechischen Gefängniswesens erzielt werden. Dabei sollen die Kapazitäten der Justizinstitutionen gestärkt werden, damit sie alternative Strafformen unterstützen, statt sich darauf zu beschränken, Straftäter in einem Umfeld festzuhalten, das kriminalitäts- und rückfallfördernd wirkt.

Die Rückfallquote in der Tschechischen Republik gehört zu den höchsten in Europa und ist dreimal höher als in der Schweiz. Zudem soll mit dem Projekt die Einführung von Wiedereingliederungsprogrammen für Straftäter aus Gefängnissen oder anderen Haftanstalten gefördert werden, für deren Begleitung bei der Rückkehr in die Freiheit und deren soziale Wiedereingliederung bis jetzt nichts getan wurde.

Zu den geplanten Begleitmassnahmen gehört die Einführung von spezifischen Programmen für junge Straftäter, Raser und Wirtschaftsverbrecher wie zum Beispiel Betrüger. Ein besonderes Augenmerk gilt den Frauen und den Angehörigen der Roma-Minderheit. Nur 10% der Gefängnisbevölkerung des Landes sind Frauen, aber bei der Wiedereingliederung haben sie mit besonderen Problemen zu kämpfen. Die Roma machen bis zu einem Viertel der Inhaftierten aus, obwohl ihr Anteil an der tschechischen Bevölkerung nur 3% beträgt.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch auf der Bekämpfung von Risikofaktoren wie Arbeitslosigkeit und Insolvenz, welche Rückfälle und Misserfolge begünstigen. Wenn Strafgefangene in das normale Leben zurückkehren, sind sie oft verschuldet und haben grosse Mühe, ihre Verpflichtungen zu erfüllen.

Eine besondere Beziehung zur Schweiz

Das Projekt ist das Ergebnis einer engen Partnerschaft, die Anfang der Neunzigerjahre zwischen dem Dienst für Bewährungshilfe und Mediation der Tschechischen Republik einerseits und den Bewährungs- und Vollzugsdiensten (BVD) und dem Sozialdienst Zürich sowie dem Verein zur Entwicklung der Bewährungshilfe in Osteuropa (VEBO) andererseits entstand. Nach und nach entstand ein Projekt, das sich an den Erfahrungen von Schweizer Fachleuten für Bewährungshilfe und Sozialarbeit im Strafvollzug orientiert und in der Tschechischen Republik umgesetzt werden soll.

Der Austausch verläuft aber in beide Richtungen: Gewisse Projektteile, die in der Schweiz noch nicht eingeführt werden konnten, werden in der Tschechischen Republik getestet, so dass beide Parteien von diesem Projekt profitieren.

Erwartete Ergebnisse

Es werden Ergebnisse auf verschiedenen Ebenen erwartet. Zuerst einmal wird das Projekt bei einer Zunahme von alternativen Strafen und der Ausdehnung der Freilassung auf Bewährung dazu beitragen, die tschechischen Gefäng­nisse zu entlasten. Dies erleichtert nicht nur die Führung der Gefängnisse, sondern es sinken auch die Haftkosten der Tschechischen Republik insgesamt. Die erzielten Einsparungen können in die Wiedereingliederung fliessen. Bei steigender Wiedereingliederung sinkt die Verbrechensrate, was der Gesellschaft dient und dazu beitragen kann, dass die Tschechische Republik für Investoren und qualifiziertes Personal noch attraktiver wird.

Bewährungs- und Rehabilitationsprogramme sind ein zentraler Faktor für eine erfolgreiche Wiedereingliederung von genau definierten Zielgruppen, und sie können einen wichtigen Beitrag zur Verringerung und Verhütung von Rückfällen leisten. Diese Programme können darüber hinaus die Zahl der Häftlinge in unseren Gefängnissen verringern und Kriminalitätsprävention stärken. Ferner können sie die staatlichen Ausgaben für das Gefängniswesen erheblich senken.

Mithilfe dieses Projekts soll die Arbeit des tschechischen Strafjustizsystems effektiver und effizienter gestaltet und die Partnerschaft zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen gefördert werden. Darüber hinaus soll das gute partnerschaftliche Verhältnis zwischen der Tschechischen Republik und der Schweiz auf diesem Gebiet gestärkt werden.

Ich bin sehr froh, an diesem gemeinsamen Projekt mitwirken zu können.

Pavel Štern,
Leiter des tschechischen Bewährungs- und Mediationsdiensts