Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Griechenland sind gut und traditionsreich. Sie erstrecken sich auf verschiedene Aspekte wie Wirtschaft, Energie, Kultur, Tourismus und die Zusammenarbeit im Migrationsbereich.
Bilaterale Beziehungen Schweiz–Griechenland
Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen
Die Schweiz und Griechenland pflegen gute diplomatische Beziehungen. Gegenseitige Besuche auf hohem Niveau sind zumeist dem Austausch über europäische und internationale Fragen gewidmet. Im Juli 2019 hat Bundesrat Ignazio Cassis in Athen den griechischen Aussenminister Nikos Dendias und den griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos getroffen.
Die Schweiz und Griechenland verfolgen in den Bereichen Migration, Kultur und Energie gemeinsame Interessen. Gemeinsamkeiten gibt es auch in internationalen Foren, z. B. in der UNO oder der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Die Schweiz unterstützte das Projekt TAP (Trans Adriatic Pipeline). Die transadriatische Gaspipeline wurde 2020 planmässig in Betrieb genommen und führt aserbaidschanisches Gas über die Türkei, Griechenland und Albanien nach Süditalien.
Als Schengen-Mitgliedstaat setzt sich die Schweiz für die Überwachung der Schengen-Aussengrenze ein: Im Rahmen von Frontex entsendet sie Grenzwächterinnen und Grenzwächter an neuralgische Punkte der Schengener Aussengrenze – u. a. in Griechenland.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und Griechenland sind gut, bieten aber noch Ausbaupotential. Die Handelsbilanz fällt für die Schweiz traditionell positiv aus. 2020 exportierte die Schweiz Waren im Wert von 715 Millionen Franken nach Griechenland. Zu den Hauptexporten zählen Erzeugnisse der Pharma- und Uhrenindustrie, Maschinen und Chemikalien.
Ende 2019 war die Schweiz mit einem Investitionsvolumen von 1.2 Milliarden Schweizer Franken die fünftgrösste ausländische Direktinvestorin in Griechenland. Die in Griechenland niedergelassenen Schweizer Unternehmen beschäftigten im Jahr 2019 rund 7220 Personen.
Langfristig wird die Präsenz der Schweizer Unternehmen davon abhängen, wie sich die wirtschaftliche Situation in Griechenland entwickelt. Potenzial für Schweizer Investitionen besteht beispielsweise im Sektor der erneuerbaren Energien.
Griechenland ist bei Schweizer Touristinnen und Touristen beliebt. Jährlich verbringen rund 500'000 Schweizer Reisende ihre Ferien in Griechenland und unterstützen so einen wichtigen Wirtschaftszweig.
Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation
Forschende und Kulturschaffende aus Griechenland können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um Bundes-Exzellenz-Stipendien bewerben. Umgekehrt bietet die Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland (ESAG) in Eretria (Insel Euböa nahe Athen) jeden Sommer Schweizer Studierenden Gelegenheit zu praktischer Forschungsarbeit. Die Schule ist seit 1975 ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen und kulturellen Präsenz der Schweiz in Griechenland.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI
Kulturaustausch
Schweizer Kunstschaffende sind regelmässig auf den griechischen Bühnen und Leinwänden präsent, oft auch im Rahmen der grossen Sommerfestivals.
Die Botschaft organisiert jedes Jahr im Rahmen der «Semaine de la Francophonie» und der «Settimana della lingua italiana» Projekte mit den entsprechenden ausländischen Kulturinstituten. An griechischen Filmfestivals werden jedes Jahr Schweizer Filme gezeigt.
Die griechische Kultur in der Schweiz erlebte mit der Ausstellung «Eretria» in Basel 2010–2011 einen Höhepunkt. Die Ausstellung war den Funden Schweizer Archäologen gewidmet, die in Eretria seit 1975 Ausgrabungen durchführen.
Schweizerinnen und Schweizer in Griechenland
Gemäss der Statistik des Bundesamt für Statistik lebten Ende 2020 2851 Schweizerinnen und Schweizer, davon 2204 Mehrfachbürger und Mehrfachbürgerinnen, in Griechenland.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Die Schweiz ist seit 1895 in Griechenland vertreten. Erst mit einem Generalkonsulat in Patras, später mit einer Legation in Athen und seit 1954 mit einer Botschaft.
Während der deutschen Besatzung Griechenlands 1941–1944 unterstützte das Schweizer Konsulat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bei der Versorgung der hungernden Bevölkerung. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben zwei Schweizer das Verständnis der griechischen Kultur in der Schweiz besonders gefördert: Pavlos Tsermias, NZZ-Korrespondent und Professor für neugriechische Sprache, sowie Bertrand Bouvier, Professor in Genf, Übersetzer und Herausgeber griechischer Texte.
Vor und während des Wiener Kongresses 1815 setzte sich der aus Korfu stammende Ioannis Capodistria im Dienst des Zaren Alexander I. erfolgreich für die innere Neuordnung der Eidgenossenschaft und für die internationale Anerkennung der Schweizer Neutralität ein.
Der griechische Aufstand von 1821 gegen die osmanische Herrschaft führte 1830 zur Bildung des unabhängigen Staats Griechenland. Schweizer Persönlichkeiten unterstützten die griechischen Aufständischen. Die beiden Schweizer Jean-Gabriel Eynard, Bankier, und Johann-Jakob Meyer, Begründer der ersten griechischen Tageszeitung, sind in Griechenland bekannt.