Die Schweiz und Marokko unterhalten gute und vielfältige diplomatische Beziehungen. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern haben sich in den letzten Jahren im wirtschaftlichen und in vielen anderen Bereichen wie Verkehr oder Energie intensiviert. Die Schweiz führt mit Marokko einen einen engen Migrationsdialog und unterstützt Initiativen in den Bereichen Bildung, Technologie und Innovation. Marokko ist bei Schweizerinnen und Schweizern ein beliebtes Ferienziel.
Bilaterale Beziehungen Schweiz–Marokko
MENA-Strategie
Am 14. Oktober 2020 verabschiedete der Bundesrat eine regionale Strategie für den Mittleren Osten und Nordafrika (MENA-Strategie) für den Zeitraum 2021–2024. Darin legte er fünf thematische Schwerpunkte fest: Frieden, Sicherheit und Menschenrechte, Migration und Schutz von Menschen in Not, nachhaltige Entwicklung, Wirtschaft, Finanzen und Wissenschaft sowie Digitalisierung und neue Technologien.
Diese Schwerpunkte werden auf die einzelnen Regionen und Länder abgestimmt. In Nordafrika konzentriert die Schweiz ihr Engagement vor allem auf die Bereiche gute Regierungsführung, nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und Migrationszusammenarbeit. In Nordafrika haben die politischen Unruhen von 2011 den Weg für eine Transition geebnet, deren Ausgang noch ungewiss ist. Die Schweiz konzentriert sich in erster Linie darauf, die Länder in ihrer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Transition zu begleiten. Die Schweiz unterstützt Reformen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Perspektiven und zur Stärkung der politischen Partizipation der Bevölkerung.
Schwerpunkte der Schweiz in Marokko
Die MENA-Strategie sieht für das Schweizer Engagement in Marokko drei Schwerpunkte vor: Migration, nachhaltige Entwicklung sowie Digitalisierung und neue Technologien.
1. Migration
Die Schweiz will den Migrationsdialog mit Marokko intensivieren mit dem Ziel, ein Migrationsabkommen abzuschliessen, das an weitere Kooperationsabkommen gekoppelt werden kann (etwa Polizeikooperation, Rechtshilfe oder soziale Sicherheit).
2. Nachhaltige Entwicklung
In Übereinstimmung mit der bestehenden Absichtserklärung setzt sich die Schweiz für eine verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Verkehr und Landwirtschaft ein. Sie wird die Umsetzung der Erklärung konsequent fördern, indem sie den Expertenaustausch erleichtert und Projekte des Schweizer Privatsektors begleitet.
3. Bildung und neue Technologien
Die Schweiz begleitet die Reformen im Bildungssektor, auch in der Berufsbildung, indem sie spezifisches Fachwissen bereitstellt und Kontakte zu Akteuren in der Schweiz erleichtert. Sie unterstützt Initiativen von schweizerischen Hochschuleinrichtungen, die mit marokkanischen Bildungsstätten in den Bereichen Ausbildung, Technologie oder Innovation eine Zusammenarbeit suchen.
Forschende und Kunstschaffende aus Marokko können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um Bundes-Exzellenz-Stipendien bewerben.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende SBFI
Andere Bereiche der Zusammenarbeit
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Im Jahr 2023 importierte die Schweiz Produkte im Wert von 331 Millionen CHF aus Marokko und exportierte Waren im Wert von 403 Millionen CHF in das nordafrikanische Land. Das gesamte Handelsvolumen belief sich auf 734 Millionen CHF.
Die Schweiz hat eine Reihe von Abkommen mit dem Königreich Marokko abgeschlossen. Das Investitionsschutzabkommen zwischen der Schweiz und Marokko trat 2005 in Kraft, das Rahmenabkommen betreffend die technische, finanzielle und humanitäre Zusammenarbeit im Jahr 2013. Das Freihandelsabkommen zwischen Marokko und der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) ist seit 1999 in Kraft.
Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise SGE
Handelsstatistik, Eidgenössische Zollverwaltung EZV
Kulturaustausch
Die Stiftung Pro Helvetia und ihre Aussenstelle in Kairo sind für die Förderung von Schweizer Kunst und Kultur im arabischen Raum zuständig. Pro Helvetia fördert Kontakte zu marokkanischen Kulturakteuren, initiiert Koproduktionen mit Künstlerinnen und Künstlern und ermöglicht Residenzaufenthalte für Kunstschaffende.
Die Schweiz beteiligt sich regelmässig an den Feierlichkeiten zum Internationalen Tag der Frankophonie und der «Settimana della Lingua Italiana nel Mondo». Sie organisiert zudem verschiedene Kulturveranstaltungen.
Schweizerinnen und Schweizer in Marokko
Ende 2022 lebten 1444 Schweizer Staatsangehörige in Marokko.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Ende des 19. Jahrhunderts liessen sich die ersten Schweizer Kaufleute in Tanger nieder.
1921 eröffnete die Schweiz in Casablanca ein Konsulat, das 1947 nach Rabat verlegt wurde. 1956 anerkannte sie die Unabhängigkeit Marokkos. Im Zuge der Aufnahme diplomatischer Beziehungen eröffnete die Schweiz eine Gesandtschaft in Rabat, die 1960 den Rang einer Botschaft erhielt, und in Tanger führte sie von 1958 bis 1968 ein Konsulat. Heute hat sie Honorarkonsulate in Casablanca und Marrakesch, sowie seit 2024 auch in Tanger
1959 eröffnete Marokko eine Vertretung in der Schweiz, die 1961 den Rang einer Botschaft erhielt.