Bilaterale Beziehungen Schweiz–Türkei

Zwischen der Schweiz und der Türkei bestehen enge und vielfältige Beziehungen, die durch einen regelmässigen hochrangigen politischen Dialog und durch intensive Wirtschafts- und Handelsbeziehungen geprägt sind. Die grosse Diaspora aus der Türkei übernimmt in der Schweiz eine wichtige Brückenbauerfunktion.

Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen

Der letzte offizielle Besuch eines türkischen Aussenministers in der Schweiz fand am 14. August 2020 statt.

Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Türkei sind ab 2008 deutlich enger geworden und die Anzahl hochrangiger Besuche hat zugenommen. 2008 fand der erste Besuch eines Bundespräsidenten (Alt-Bundesrat Pascal Couchepin) in der Türkei statt. 2010 besuchte mit Abdullah Gül zum ersten Mal ein türkischer Präsident die Schweiz. An jährlichen politischen Konsultationen auf Ebene Staatssekretär und konsularischen Konsultationen (seit 2009) sowie regelmässigen Treffen werden Fragen der Sicherheit, Wirtschaft, und Migration in einem kritisch-konstruktiven Dialog erörtert.

Datenbank Staatsverträge

Regierung der Türkei (en)

Wirtschaftliche Beziehungen

2021 betrug das Handelsvolumen rund 4.6 Milliarden CHF, womit die Türkei Rang 24 der wichtigsten Handelspartner der Schweiz belegt. Das Investitionsvolumen der Schweiz in der Türkei belief sich 2020 auf 2,2 Milliarden CHF, was rund 14'500 Arbeitsplätze in der Türkei generiert. Die Schweiz stand 2020 an sechster Stelle der wichtigsten internationalen Investoren in der Türkei.

Die Türkei ist eine wichtige Feriendestination; 2021 besuchten über 218‘000 Schweizer Touristinnen und Touristen das Land.

Für einen geregelten Wirtschaftsaustausch verfügen die Schweiz und die Türkei als Instrumente das Investitionsschutzabkommen vom 3. März 1988 und das Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung, das am 1. Januar 2013 in Kraft getreten ist. Am 1. Oktober 2021 ist das modernisierte Freihandelsabkommen der EFTA-Staaten mit der Türkei aus dem Jahr 1991 in Kraft getreten.

Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise SGE

Länderinformationen, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO

ESTV: Fachinformationen Türkei

Friedensförderung und menschliche Sicherheit

Menschenrechtsfragen werden mit der Türkei im bilateralen Dialog auf politischer Ebene thematisiert. Die Schweiz unterstützt zudem Menschenrechtsprojekte vor Ort.

Internationale Zusammenarbeit und humanitäre Hilfe

Aufgrund der verheerenden Auswirkungen des Konflikts auf die gesamte Region und der grossen Belastung der Nachbarländer Syriens hat die Schweiz ihr Engagement in einem regionalen Kooperationsprogramm definiert, welches Syrien, Jordanien, den Libanon, den Irak sowie die Türkei umfasst. Seit 2011 hat die Schweiz über 610 Millionen CHF für die betroffene Bevölkerung in der Region bereitgestellt. Die Schweiz engagiert sich in vier Schwerpunktbereichen: Schutz und Migration, Bildung und Einkommen, Konfliktprävention und Friedensförderung sowie Wasser und sanitäre Anlagen. In der Türkei liegt der Schwerpunkt auf migrationsbezogenen Projekten.

Das Engagement der Schweiz in Syrien und der Region

Kulturaustausch

In Ankara und Istanbul finden regelmässig kulturelle Veranstaltungen mit Schweizer Beteiligung statt, vor allem Konzerte. Die Schweiz bietet jedes Jahr zwei Universitätsstipendien und die Möglichkeit, sich für ein Kunststipendium zu bewerben.

Schweizerinnen und Schweizer in der Türkei

Ende 2021 lebten gemäss Auslandschweizerstatistik 5016 Schweizerinnen und Schweizer in der Türkei.

Geschichte der bilateralen Beziehungen

Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Türkei entwickelten sich ab dem 19. Jahrhundert und wurden zunehmend enger. Bedeutend sind dabei zwei für die Türkei grundlegende Staatsverträge, die in der Schweiz unterzeichnet wurden.

Wichtige Eckdaten:

  • 1899: Eröffnung der ersten Vertretung (Gesandtschaft) des Osmanischen Reichs in Bern.
  • 1923: Erste offizielle bilaterale Kontakte am Rande der Friedenskonferenz in Lausanne. Der dabei unterzeichnete Friedensvertrag gilt als Geburtsurkunde der modernen Türkei.
  • 1925: Übergabe des Beglaubigungsschreibens des ersten Vertreters der Türkei. Abschluss eines bilateralen Freundschaftsvertrags.
  • 1926: Die Türkei übernimmt weitgehend das Zivilgesetzbuch und das Obligationenrecht der Schweiz.
  • 1928: Aufnahme von diplomatischen Beziehungen: die Schweiz eröffnet in Istanbul eine Gesandtschaft.
  • 1936: Die Türkei erlangt mit Abschluss des Vertrags von Montreux volle Souveränität über die Dardanellen und den Bosporus.
  • 1937: Verlegung der Gesandtschaft nach Ankara.
  • 1957: Aufwertung in eine Botschaft.
  • 2008: Die Schweiz schenkt der Türkei den Tisch, an dem der Friedensvertrag von Lausanne unterzeichnet wurde.

Türkei, Historisches Lexikon der Schweiz

Diplomatische Dokumente der Schweiz, Dodis