Die Schweiz und das Vereinigte Königreich (United Kingdom, UK) pflegen langjährige und enge Beziehungen. Diese basieren auf ähnlichen Vorstellungen zu Themen wie Rechtsstaat, Grundfreiheiten, Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung sowie gute Regierungsführung. Ein besonderer Fokus liegt auf Wirtschafts- und Finanzmarktthemen.
Bilaterale Beziehungen Schweiz - Vereinigtes Königreich
Der Entscheid einer Mehrheit der britischen Stimmbürgerinnen und ‑bürgern für einen EU-Austritt des Vereinigten Königreichs (Brexit-Abstimmung vom 23. Juni 2016) bedeutete für die Schweiz und das UK, dass zahlreiche Bestimmungen, die zuvor über EU-Recht geregelt wurden, bilateral vereinbart werden mussten. Seit dem 1. Januar 2021 werden eine Reihe von Nachfolgeabkommen angewendet, welche die Schweiz im Rahmen ihrer «Mind the gap»-Strategie mit dem UK ausgehandelt hat. Neben der Sicherung der Kontinuität sieht diese Strategie auch einen möglichen Ausbau und eine Vertiefung der Beziehungen zum UK («Mind the gap-Plus») vor. Im Rahmen dieser Strategie wurden neue Abkommen CH-UK in den Bereichen Handel, Finanzdienstleistungen, Migration, Luft- und Strassenverkehr, Wissenschaftszusammenarbeit und Versicherungswesen abgeschlossen.
Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen
Die Schweiz und das Vereinigte Königreich sind bestrebt, ihre bilaterale Zusammenarbeit zu entwickeln und zu stärken, wie in der gemeinsamen Erklärung vom 28. April 2022, dem sogenannten Joint Statement, dargelegt. Die Schweiz und das UK verfolgen in einer Vielzahl von internationalen Foren, z.B. der UNO, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Organisation for Economic Co-operation and Development, OECD) oder des Europarats ähnliche aussenpolitische Ziele. Während der letzten Jahre standen folgende Bereiche im Fokus der Kooperation:
- Förderung der menschlichen Sicherheit
- Konfliktprävention und friedensbildende Massnahmen
- Weltweite Abschaffung der Todesstrafe
- Regulierung von privaten Militär- und Sicherheitsfirmen
- Verhinderung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen
- Prävention von sexueller Gewalt in Konflikten
Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier der Schweiz und des UK pflegen ebenfalls einen regen Austausch. Ein besonderer Anlass stellt dabei die traditionelle, alljährliche Parlamentarierskiwoche in Davos (Schweiz) dar.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Die Schweiz und das Vereinigte Königreich sind wichtige Handelspartner und wirtschaftlich eng verflochten. Liberale Wirtschaftssysteme und offene Märkte geniessen sowohl für die Schweiz als auch für das Vereinigte Königreich hohe Priorität. Seit Mai 2023 laufen Verhandlungen über die Modernisierung des bilateralen Handelsabkommens.
Das UK ist 2022 mit 20 Mrd. CHF Waren- und 24 Mrd. CHF Dienstleistungshandel sowie hohen Investitionsbeständen (Ende 2021 70 Mrd. CHF in UK, 40 Mrd. CHF in CH) ein sehr wichtiger Wirtschaftspartner der Schweiz. Die Schweiz und das Vereinigte Königreich verfügen beide über einen grossen Finanzplatz. Dementsprechend findet zwischen Aufsichtsbehörden, Zentralbanken und Bankenverbänden ein regelmässiger Austausch statt. Im Dezember 2023 haben die Schweiz und das UK in Bern ein Abkommen über die gegenseitige Anerkennung im Bereich der Finanzdienstleistungen unterzeichnet, das sogenannte Berne Financial Services Agreement. In seinem Ansatz und seinem Geltungsbereich ist dieses Abkommen bisher weltweit einzigartig..
Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise
Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation
Das Vereinigte Königreich ist ein wichtiger Partner für die Schweiz in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation. 2022 haben die beiden Länder ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet mit dem Ziel, die enge Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung, Innovation und start-up-Finanzierung weiter zu stärken. Basierend auf dem MoU finden regelmässige Treffen des Gemischten Forschungs- und Innovationsausschusses CH-UK sowie Aktivitäten verschiedener Stakeholder statt.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI
Schweizerinnen und Schweizer im Vereinigten Königreich
Ende 2023 lebten gemäss Auslandsschweizerstatistik 40’183 Schweizerinnen und Schweizer im Vereinigten Königreich.
Neben der Botschaft in London verfügt die Schweiz über ein Honorargeneralkonsulat in Edinburgh sowie über Honorarkonsulate in Manchester, Belfast (Nordirland), Cardiff (Wales), Hamilton (Bermuda), Gibraltar und Grand Cayman (Cayman-Inseln).
Kulturaustausch
Zwischen der Schweiz und dem UK besteht seit langem eine enge kulturelle Beziehung. Die Schweiz fördert die Verbindungen, den Austausch und die Partnerschaften zwischen den Kulturszenen beider Länder. Sie arbeitet eng mit anderen nationalen Förderagenturen und Kulturorganisationen zusammen und fördert ein integriertes Verständnis der Schweiz und der Schweizer Kulturlandschaft sowie präsentiert deren Vielfalt und Attraktivität im gesamten UK. Die Schweiz ist regelmässig auf den wichtigsten Festivals und Kunstmessen im UK vertreten.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten wurden 1891 aufgenommen. Während des Zweiten Weltkriegs vertrat die Schweiz die britischen Interessen u.a. in Deutschland, Japan, Italien, Frankreich und China. Die Schweiz und das UK gründeten zusammen mit anderen europäischen Staaten 1960 die Europäische Freihandelsassoziation (EFTA).
Die Beziehungen zwischen der Schweiz und dem UK gehen bis in frühe Mittelalter zurück, als britische Mönche in der Schweiz missionierten. Weitere Kontakte zwischen den beiden Staaten erfolgten ab dem 15. Jahrhundert in der Form von Schweizer Söldnern, die unter englischer Flagge dienten. Die Schweizer Berge und Seen übten auf viele Britinnen und Briten eine besondere Faszination aus. 1863 führte ein britisches Reisebüro die erste organisierte Reise in die Schweiz durch. Damit wurde der Grundstein zum schweizerischen Tourismus gelegt und gleichzeitig auch der Eisenbahnbau in der Schweiz gefördert. Britische Touristen stellen auch heute noch das drittgrösste Kontingent an ausländischen Besuchern.