Die bilateralen Beziehungen sind gut und vielfältig. Das Handelsvolumen wächst stetig. Tunesien gehört zu den Schwerpunktländern der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz, wobei der Fokus auf der Unterstützung der demokratischen Transition liegt. Die beiden Länder sind auch durch eine Migrationspartnerschaft verbunden.
Bilaterale Beziehungen Schweiz–Tunesien
MENA-Strategie
Am 14. Oktober 2020 verabschiedete der Bundesrat eine regionale Strategie für den Mittleren Osten und Nordafrika (MENA-Strategie) für den Zeitraum 2021–2024. Darin legte er fünf thematische Schwerpunkte fest: Frieden, Sicherheit und Menschenrechte, Migration und Schutz von Menschen in Not, nachhaltige Entwicklung, Wirtschaft, Finanzen und Wissenschaft sowie Digitalisierung und neue Technologien.
Diese Schwerpunkte werden auf die einzelnen Regionen und Länder abgestimmt. In Nordafrika konzentriert die Schweiz ihr Engagement vor allem auf die Bereiche gute Regierungsführung, nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und Migrationszusammenarbeit. In Nordafrika haben die politischen Unruhen von 2011 den Weg für eine Transition geebnet, deren Ausgang noch ungewiss ist. Die Schweiz konzentriert sich in erster Linie darauf, die Länder in ihrer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Transition zu begleiten. Die Schweiz unterstützt Reformen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Perspektiven und zur Stärkung der politischen Partizipation der Bevölkerung.
Schwerpunkte der Schweiz in Tunesien
Die MENA-Strategie sieht folgende Schwerpunkte für das Schweizer Engagement in Tunesien vor:
1. Migration
Die Schweiz wird die umfassende Migrationspartnerschaft mit Tunesien, die Fragen der Rückübernahme von Personen ohne geregelten Aufenthalt in der Schweiz einschliesst, auch mit Projekten vor Ort (Polizeikooperation, Rechtshilfe etc.) konsequent weiterführen.
2. Nachhaltige Entwicklung
Die Schweiz unterstützt Tunesien mit Expertise, um die Integration in globale und regionale Wertschöpfungsketten zu verbessern und Handelsopportunitäten zu schaffen. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und das Investitionsklima zu verbessern, unterstützt sie innovative Projekte im nachhaltigen Tourismus und Initiativen, die neue Technologien als Katalysator nutzen.
3. Gouvernanz
Die Schweiz nutzt ihre Expertise, um die demokratischen Institutionen zu stärken und Prozesse der öffentlichen Finanzverwaltung transparent zu gestalten. Sie unterstützt Tunesien bei der Umsetzung der Dezentralisierung. Zudem dient die Umsetzung der 2016 unterzeichneten Absichtserklärung zur Prävention von gewalttätigem Extremismus als Instrument, um die Rechenschaftspflicht der staatlichen Institutionen zu fördern.
Andere Bereiche der Zusammenarbeit
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Im Jahr 2023 importierte die Schweiz Produkte im Wert von 236.7 Millionen CHF aus Tunesien und exportierte Waren im Wert von 163.5 Millionen CHF in das nordafrikanische Land. Das gesamte Handelsvolumen belief sich auf 400.1 Millionen CHF.
2004 trat das zwischen Tunesien und der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) abgeschlossene Freihandelsabkommen in Kraft. Das zwischen der Schweiz und Tunesien vereinbarte Investitionsschutzabkommen und das Abkommen über die Zusammenarbeit im Migrationsbereich sind seit 2014 rechtsgültig.
Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise SGE
Handelsstatistik, Eidgenössische Zollverwaltung EZV
Bildung, Forschung und Innovation
Forschende und Kunstschaffende aus Tunesien können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um ein Bundes-Exzellenz-Stipendium bewerben.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende
Das Abkommen zwischen der Schweiz und Tunesien über den Austausch zwischen jungen Berufsleuten ist 2014 in Kraft getreten. Es bietet jungen Berufsleuten mit tunesischer Staatsbürgerschaft die Möglichkeit, ihre berufliche Fachkenntnisse in der Schweiz auszubauen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und das Staatssekretariat für Migration (SEM) unterstützen die Dynamisierung (?) dieses Abkommens und trägen zum Engagement der tunesischen Diaspora für die nachhaltige Entwicklung Tunesiens durch das Projekt Perspectives, welches durch Swisscontact umgesetzt wird, bei.
Kulturaustausch
Die Stiftung Pro Helvetia und ihre Aussenstelle in Kairo sind für die Förderung von Schweizer Kunst und Kultur im arabischen Raum zuständig. Pro Helvetia fördert Kontakte zu tunesischen Kulturakteuren, initiiert Koproduktionen mit Künstlerinnen und Künstlern und ermöglicht Residenzaufenthalte für Kunstschaffende.
Die Schweiz beteiligt sich regelmässig an den Feierlichkeiten zum Internationalen Tag der Frankophonie und der «Settimana della Lingua Italiana nel Mondo». Sie organisiert zudem verschiedene Kulturveranstaltungen in Tunesien.
Schweizerinnen und Schweizer in Tunesien
Ende 2023 lebten 1’493 Schweizerinnen und Schweizer in Tunesien.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Tunesien entstanden im 19. Jahrhundert.
1939 eröffnete die Schweiz in Tunis ein Konsulat. 1956 erlangte Tunesien seine Unabhängigkeit. Das Jahr kann allgemein als Beginn der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und Tunesien angesehen werden. Die Schweiz anerkannte den neuen Staat kurz danach und eröffnete eine Gesandtschaft. Diese wurde 1961 in eine Botschaft umgewandelt.
Seit der demokratischen Umwälzung im Jahr 2011 wurden die bilateralen Beziehungen intensiviert, einschliesslich der hochrangigen Besuche.