Fördermassnahmen in Ungarn
Das schweizerisch–ungarische Kooperationsprogramm hat zum Ziel, die wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten in Ungarn zu verringern. Als Teil des zweiten Schweizer Beitrags stehen für das Programm bis 2029 Mittel in Höhe von 87,6 Millionen Franken zur Verfügung. Sie sollen für thematische Massnahmen und Projekte, die sogenannten Fördermassnahmen, in folgenden Bereichen eingesetzt werden:
Geothermische Energiequellen für Fernwärme
Ziel dieser Fördermassnahme ist es, dank der Nutzung von Fernwärme die CO2-Emissionen bei der Energieproduktion zu reduzieren und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern. Die Fernwärme wird im Einklang mit der nationalen Energiestrategie Ungarns im Inland aus erneuerbaren Quellen erzeugt.
Angesichts der ausgezeichneten geothermischen Voraussetzungen in Ungarn ist Geothermie die einfachste Möglichkeit, um Erdgas in der Fernwärmeversorgung zu ersetzen. Deshalb wird die Massnahme die ökologische Umnutzung bestehender Fern- und Nahwärmenetze, vor allem in den Zielregionen, durch die Gewinnung erneuerbarer Wärme aus Geothermie fördern.
Bessere Wasserqualität in Ungarn
Der Schutz des Oberflächen- und Grundwassers vor Verunreinigungen durch menschliche Tätigkeiten hat für Ungarn hohe Priorität, um die menschliche Gesundheit und die ökologische Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Das Programmziel «Trinkwasserbewirtschaftung» ist darauf ausgerichtet, zur Verbesserung der Trinkwasserqualität beizutragen, indem bestimmte gefährliche Stoffe wie Eisen oder Mangan herausgefiltert, Teile des Infrastrukturnetzes erneuert oder neue Brunnen gebohrt werden. Zusätzlich wird eine effizientere und nachhaltigere Nutzung der Wasserressourcen gefördert.
Die Programmkomponente «Abwasserentsorgung» wiederum zielt darauf ab, die Effizienz der Abwasseraufbereitung und die Entfernung von Mikroverunreinigungen zu verbessern. Dies soll dank einer strategischen Planung mithilfe von in ausgewählten Kläranlagen eingeführten analytischen Messungen und Technologien erreicht werden.
Finanzierung für Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen
Das Hauptziel dieser Fördermassnahme besteht darin, den Ausbau ausgewählter KMU in einem Segment der Wirtschaft mit hoher Wertschöpfung zu beschleunigen, nämlich der Kreativwirtschaft, um ihr Wachstums- und Exportpotenzial zu steigern und ihnen dabei zu helfen, mehr junge Menschen für die Schaffung von wirtschaftlichem Mehrwert zu gewinnen und damit auch deren Beschäftigungsaussichten zu verbessern.
Zu diesem Zweck soll ein Risikokapitalfonds geschaffen und von einem privaten Fondsmanagement verwaltet werden, das im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung ausgewählt wird. Das Fondsmanagement wird private Co-Investoren suchen und die Investitionen auf die rentabelsten Unternehmen konzentrieren.
Andrássy University Budapest – Forschungsprogramm «Changing Orders»
Ziel ist es, die Andrássy University langfristig als internationales Forschungszentrum zu positionieren, das im Rahmen der schweizerisch–ungarischen Beziehungen in den Bereichen Sozialwissenschaften, Strategische und Europäische Studien (Erweiterungsforschung) sowie demokratische Innovationen eine wichtige Rolle spielt. Das Projekt umfasst vier miteinander verknüpfte Komponenten:
- Forschung in drei thematischen Bereichen, die für beide Länder von grosser Bedeutung sind
- Publikationen und Konferenzen, um Forschungsergebnisse verfügbar zu machen
- Einbezug neuer Erkenntnisse in der Studienplanentwicklung und der Lehre generell
- Förderung der Chancengleichheit durch ein Stipendien- und Mentoringprogramm
Forschungsprogramm Ungarn
Dieses Forschungsprogramm wird zum Wirtschaftswachstum und zur Wettbewerbsfähigkeit in Ungarn beitragen, indem es die Spitzenforschung und die Innovationskapazitäten von ungarischen Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen stärkt und die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern im Bereich Forschung und Innovation erleichtert.
Alle Programmkomponenten werden die Beziehungen der ungarischen Forschungs- und Innovationsgemeinschaft zu den im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation (RDI) führenden Akteuren und Netzwerken im Europäischen Forschungsraum fördern, die Abstimmung mit den politischen Zielen des Europäischen Forschungsraums verbessern und die bilaterale Zusammenarbeit insbesondere mit der Schweizer RDI- Gemeinschaft stärken.
Berufsbildungsprogramm in Ungarn
Das strategische Ziel des Berufsbildungsprogramms besteht darin, die Zahl junger Fachkräfte mit einer beruflichen Grundbildung und den benötigten Kompetenzen zu erhöhen. Das Programm wird die Entwicklung der Berufsberatung fördern und dazu beitragen, dass die Methode der projektbezogenen Berufsausbildung mit entsprechenden Prüfungen noch mehr Verbreitung findet, unter anderem mithilfe von Berufsbildungszentren in den am stärksten benachteiligten Regionen. Mit Massnahmen im Bereich der Berufsberatung soll einerseits für eine bewusstere Berufswahl gesorgt werden. Andererseits sollen dank dieser Massnahmen, falls nötig, Korrekturen in der beruflichen Laufbahn möglich sein, indem gezielter über Ausbildungswege und Arbeitsmarkterwartungen informiert und das Image sowie die Attraktivität des Berufsbildungssystems verbessert wird.
Bekämpfung des Menschenhandels
Bei diesem Programm geht es darum, die Zahl der Opfer von Menschenhandel zu senken, betroffene Personen sozial und beruflich zu reintegrieren und die Zahl der Rückfälle in Ungarn zu reduzieren. Durch Online-Kampagnen, den Wissensaustausch, den Kapazitätsaufbau oder die Entwicklung eines neuen Dienstes trägt jede einzelne Programmkomponente zur Sensibilisierung für dieses Problem und somit zur Erreichung dieses Ziels bei.
Gestützt auf die Erfahrungen aus den Programmkomponenten im Bereich der Opferhilfe werden Dokumente mit politischen Vorschlägen erarbeitet, um die Genehmigungsverfahren für die Weiterführung der im Rahmen des Programms erbrachten Dienstleistungen einzuleiten.
Programm für Pflegeeinrichtungen und Palliativversorgung
Dieses Programm soll das nationale System der Pflege- und Palliativversorgung stärken, um die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten sowie ihrer Angehörigen zu verbessern. Die Programmkomponenten ergänzen sich gegenseitig. Sie bilden ein kohärentes System und tragen dazu bei, die Zahl der vermeidbaren Spitalaufenthalte zu verringern und die Aufenthaltsdauer in den Spitälern zu verkürzen. Dadurch soll die Zusammenarbeit und Einbindung der relevanten Akteure und Organisationen (Palliativfachkräfte, Pflegepersonal, Spitex-Dienste, Freiwillige, Patientenhelferinnen und -helfer, Hausärztinnen und ‑ärzte) verbessert und die vorhandenen Ressourcen sollen effizienter eingesetzt werden.
Verbesserte Nothilfe
Mit diesem Projekt soll im Rahmen einer breit angelegten Partnerschaft ein Netzwerk für Erste-Hilfe-Kurse geschaffen und eine Online-Plattform mit neuen Kursmaterialien aufgebaut werden, um die Überlebenschancen dank lebensrettender Sofortmassnahmen durch Laien zu verbessern. Jede einzelne Massnahme im Rahmen des Projekts trägt zu diesem Ziel bei, zum Beispiel indem Mut zum Handeln gemacht wird sowie Wissen und Kompetenzen im Bereich Erste Hilfe vermittelt werden, ein landesweites Erste-Hilfe-Netzwerk aufgebaut und unterhalten wird, der Zugang zu den für die Nothilfe erforderlichen Instrumenten gefördert wird und schliesslich Erste-Hilfe-Kompetenzen und ‑Knowhow im nationalen Lehrplan verankert werden.
Verfügbarkeit digitaler Räume und Verbesserung der digitalen Kompetenzen benachteiligter Gruppen
Im Einklang mit der Ungarischen Nationalen Strategie für soziale Inklusion 2030 soll das Programm zur sozialen Integration von benachteiligten Menschen und Gemeinschaften, insbesondere der Roma, in vernachlässigten Gebieten beitragen. Dazu sollen ihr Zugang zu Online-Diensten und digitaler Infrastruktur, ihre digitalen Kompetenzen und ihre Chancen in der digitalen Welt verbessert werden. So werden diese Gruppen vermehrt Online-Dienste nutzen können, was zu einer besseren sozialen Integration und Selbstbestimmung beitragen dürfte und auch ihr Verhältnis zu den Behörden verbessern sollte, da sie so in die Lage versetzt werden, sich aktiver als Bürgerinnen und Bürger des Landes zu verstehen.
Weiterführende Informationen sind auf der offiziellen Website des schweizerisch–ungarischen Kooperationsprogramms verfügbar.