Bilaterale Beziehungen Schweiz–Ungarn

Das Verhältnis zwischen der Schweiz und Ungarn ist stark geprägt vom gescheiterten Aufstand 1956 gegen den Sowjetkommunismus. Damals fanden rund 12’000 ungarische Flüchtlinge in der Schweiz Asyl. Nach dem Ende des Kalten Krieges erhielt Ungarn Unterstützung aus der Schweizer Osthilfe und dem Erweiterungsbeitrag. Es gehört auch zu den Empfängerländern des zweiten Schweizer Beitrags (Kohäsionsbeitrag).

Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen

Die beiden Länder pflegen enge diplomatische Beziehungen. Die intensive Kooperation zwischen Ungarn und der Schweiz zeigt sich besonders im Wirtschafts- und Bildungssektor sowie im kulturellen Austausch. Von 2008 bis 2017 stand die Zusammenarbeit im Rahmen des Schweizer Erweiterungsbeitrags im Vordergrund. Seit 2022 läuft die Umsetzung von Projekten des zweiten Schweizer Beitrags an Ungarn.

Datenbank Staatsverträge

Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Ungarn war 2022 für die Schweiz der viertwichtigste Handelspartner in Zentraleuropa. Die Schweiz exportierte Waren im Wert von 1,16 Milliarden Franken nach Ungarn. Die Importe aus Ungarn beliefen sich auf 1,67 Milliarden Franken. Die wichtigsten Güter im bilateralen Handel sind Produkte der Maschinenindustrie und Elektronik sowie Pharmazeutika und landwirtschaftliche Produkte.

Die Schweiz ist der fünftwichtigste ausländische Investor in Ungarn und belegt den sechsten Platz als ausländische Arbeitgebernation in Ungarn. Über 800 schweizerische Unternehmen haben rund 31‘000 Stellen geschaffen.

Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise

Länderinformationen, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO

Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation

Im Wissenschaftsbereich unterstützte die Schweiz durch den Erweiterungsbeitrag ein Partnerschaftsprogramm zwischen der deutschsprachigen Andrassy-Universität und der Universität St. Gallen sowie ein Stipendienprogramm für ungarische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Schweizer Hochschulen. Der zweite Schweizer Beitrag enthält ebenfalls Projekte in den Bereichen Berufsbildung, Forschung und Innovation.

Forschende und Kunstschaffende aus Ungarn können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um Bundes-Exzellenz-Stipendien bewerben.

Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI

Der Schweizer Beitrag

Ungarn gehörte zu den Ländern, die im Rahmen des Schweizer Erweiterungsbeitrags Unterstützung erhielten. Bis Mitte 2017 wurden alle 39 Projekte mit einem Gesamtbetrag von rund 131 Millionen Franken erfolgreich umgesetzt. Die ursprünglich definierten Projekteziele wurden erreicht und teilweise sogar übertroffen.

Ungarn wird auch im Rahmen des zweiten Schweizer Beitrags (Kohäsionsbeitrag) mit insgesamt 87,6 Millionen Franken unterstützt. Das Umsetzungsabkommen wurde am 08.11.2022 in Ungarn unterzeichnet. Darin verpflichten sich beide Seiten zu einem Engagement für Rechtstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechte.

Ungarn – Partnerland des Schweizer Erweiterungsbeitrags

Zweiter Schweizer Beitrag an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten

Kultureller Austausch

Die kulturellen Beziehungen sind eng und profitieren auch von den Migrationsbewegungen des 20. Jahrhunderts (z.B. Schweizer Kulturschaffende mit ungarischen Wurzeln). Viele Schweizer Künstlerinnen und Künstler sowie Ensembles nehmen, oft aus Eigeninitiative, am Kulturbetrieb Budapests teil.

Schweizerinnen und Schweizer in Ungarn

Mitte 2023 lebten gemäss Auslandschweizerstatistik 2177 Schweizerinnen und Schweizer in Ungarn.

Auslandschweizerstatistik

Geschichte der bilateralen Beziehungen

Die Schweiz anerkannte den ungarischen Staat 1920 nach dem Zerfall der Donaumonarchie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die diplomatischen Beziehungen 1946 wiederaufgenommen. Sie kühlten sich ab, als Ungarn unter dem Einfluss der Sowjetunion eine kommunistische Volksrepublik wurde.

Als 1956 sowjetische Truppen eine ungarische Revolution gegen den Kommunismus niederschlugen, zeigte sich die Schweiz solidarisch. Sie nahm rund 12'000 ungarische Flüchtlinge auf und schickte Hilfslieferungen nach Ungarn.

Nach der demokratischen Wende 1989 erfuhren die Beziehungen eine deutliche Intensivierung auf staatlicher, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Ebene. Die Schweiz unterstützte die Etablierung von demokratischen und marktwirtschaftlichen Strukturen sowohl im Rahmen der Osthilfe wie auch durch kulturelle Kontakte.

Ungarn, Historisches Lexikon der Schweiz