Das Verhältnis zwischen der Schweiz und Ungarn ist stark geprägt vom gescheiterten Aufstand 1956 gegen den Sowjetkommunismus. Damals fanden rund 12’000 ungarische Flüchtlinge in der Schweiz Asyl. Nach dem Ende des Kalten Krieges erhielt Ungarn Unterstützung aus der Schweizer Osthilfe. Es gehört auch zu den Empfängerländern des Schweizer Beitrags an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten.
Bilaterale Beziehungen Schweiz–Ungarn
Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen
Die beiden Länder pflegen enge diplomatische Beziehungen. Die intensive Kooperation zwischen Ungarn und der Schweiz zeigt sich besonders im Wirtschafts- und Bildungssektor sowie im kulturellen Austausch. Von 2008 bis 2017 stand die Zusammenarbeit im Rahmen des Schweizer Erweiterungsbeitrags im Vordergrund. Seit 2022 läuft die Umsetzung von Projekten des zweiten Schweizer Beitrags an Ungarn.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Ungarn ist für die Schweiz ein wichtiger Handelspartner in Zentraleuropa. Die Schweiz exportierte 2024 Waren im Wert von 1,12 Milliarden Franken nach Ungarn. Die Importe aus Ungarn beliefen sich im gleichen Jahr auf 1,54 Milliarden Franken. Die wichtigsten Güter im bilateralen Handel sind Produkte der Maschinenindustrie und Elektronik sowie Pharmazeutika und landwirtschaftliche Produkte.
Die Schweiz ist der fünftwichtigste ausländische Investor in Ungarn und belegt den siebten Platz als ausländische Arbeitgebernation in Ungarn. Die fast 900 schweizerischen Unternehmen haben rund 29‘000 Stellen geschaffen.
Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise
Länderinformationen, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation
Im Bereich der wissenschaftlichen und akademischen Zusammenarbeit unterstützt die Schweiz durch den zweiten Schweizer Beitrag an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten (2019-2029) ein Partnerschaftsprogramm zum Thema Demokratie zwischen der deutschsprachigen Andrassy-Universität in Budapest und diversen Universitäten in der Schweiz. Auch ein Programm für gemeinsame Forschung und Innovation zwischen ungarischen und schweizerischen Institutionen wird von diesem Beitrag gefördert, wie Projekte im Bereich der Berufsbildung.
Forscherinnen und Forscher sowie Kunstschaffende aus Ungarn können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um Bundes-Exzellenz-Stipendien bewerben.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI
Der zweite Schweizer Beitrag
Ungarn wird im Rahmen des zweiten Schweizer Beitrags an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten (2019-2029) mit insgesamt 87,6 Millionen Franken unterstützt. Das Umsetzungsabkommen wurde am 08.11.2022 in Ungarn unterzeichnet. Darin verpflichten sich beide Seiten, die wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten zu verringern und die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu stärken. Berufliche Bildung und Ausbildung, Forschung und Innovation, Finanzierung von KMUs, Bekämpfung des Menschenhandels, Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Wasser- und Abwassermanagement, Gesundheit und Sozialschutz und Minderheiten stellen die wichtigsten Bereiche der Unterstützung dar. Die Zusammenarbeit mit Schweizer Institutionen fördert den Erfahrungsaustausch zwischen den beiden Ländern.
Ungarn gehörte zudem auch zu den Ländern, die im Rahmen des ersten Schweizer EU-Erweiterungsbeitrags (2007-2017) Unterstützung erhielten. Bis Mitte 2017 wurden alle 39 Projekte mit einem Gesamtbetrag von rund 131 Millionen Franken erfolgreich umgesetzt. Die ursprünglich definierten Projekteziele wurden erreicht und teilweise sogar übertroffen.
Zweiter Schweizer Beitrag an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten
Kulturaustausch
Die kulturellen Beziehungen sind eng und profitieren auch von den Migrationsbewegungen des 20. Jahrhunderts (z.B. Schweizer Kulturschaffende mit ungarischen Wurzeln). Viele Schweizer Künstlerinnen und Künstler sowie Ensembles nehmen, oft aus Eigeninitiative, am Kulturbetrieb Budapests teil.
Schweizerinnen und Schweizer in Ungarn
Mitte 2024 lebten 2249 Schweizerinnen und Schweizer in Ungarn.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Die Schweiz anerkannte den ungarischen Staat 1920 nach dem Zerfall der Donaumonarchie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die diplomatischen Beziehungen 1946 wiederaufgenommen. Sie kühlten sich ab, als Ungarn unter dem Einfluss der Sowjetunion eine kommunistische Volksrepublik wurde.
Als 1956 sowjetische Truppen eine ungarische Revolution gegen den Kommunismus niederschlugen, zeigte sich die Schweiz solidarisch. Sie nahm rund 12'000 ungarische Flüchtlinge auf und schickte Hilfslieferungen nach Ungarn.
Nach der demokratischen Wende 1989 erfuhren die Beziehungen eine deutliche Intensivierung auf staatlicher, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Ebene. Die Schweiz unterstützte die Etablierung von demokratischen und marktwirtschaftlichen Strukturen sowohl im Rahmen der Osthilfe wie auch durch kulturelle Kontakte.