Das Verhältnis zwischen der Schweiz und Ungarn ist stark geprägt von den Ereignissen von 1956: Nach dem gescheiterten Aufstand gegen den Sowjetkommunismus fanden rund 12’000 ungarische Flüchtlinge in der Schweiz Asyl. Ungarn gehörte zu den Empfängerländern des Schweizer Erweiterungsbeitrags.
Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen
Die beiden Länder pflegen enge diplomatische Beziehungen. Die intensive Kooperation zwischen Ungarn und der Schweiz zeigt sich besonders im Wirtschafts- und Bildungssektor sowie im kulturellen Austausch. Während 10 Jahren ab 2008 stand die Zusammenarbeit im Rahmen des Schweizer Erweiterungsbeitrags an Ungarn im Vordergrund.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Ungarn ist für die Schweiz der drittwichtigste Handelspartner in Zentraleuropa. Abgesehen von 2020 beliefen sich die Schweizer Direktinvestitionen in Ungarn auf jährlich zwischen 4 Milliarden und 6 Milliarden Schweizer Franken. Die Schweiz war damit zwei Jahre in Folge der fünftwichtigste Investor in Ungarn.
Seit 2009 belegt die Schweiz den 6. Platz als ausländische Arbeitgebernation in Ungarn. Produkte der Maschinenindustrie und Elektronik sowie Pharmazeutika und landwirtschaftliche Produkte gehören zu den wichtigsten Gütern im bilateralen Handel zwischen der Schweiz und Ungarn. Das Handelsvolumen der beiden Länder belief sich 2021 auf rund 2,7 Milliarden Schweizer Franken.
Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise
Länderinformationen, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Zusammenarbeit im Bildungsbereich
Im Wissenschaftsbereich unterstützte die Schweiz durch den Erweiterungsbeitrag ein Partnerschaftsprogramm zwischen der deutschsprachigen Andrassy-Universität und der Universität St. Gallen sowie ein Stipendienprogramm für ungarische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Schweizer Hochschulen.
Forschende und Kunstschaffende aus Ungarn können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um Bundes-Exzellenz-Stipendien bewerben.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI
Der Schweizer Erweiterungsbeitrag
Ungarn gehörte zu den Ländern, die im Rahmen des Schweizer Erweiterungsbeitrags Unterstützung erhielten. Bis Mitte 2017 wurden alle 39 Projekte mit einem Gesamtbetrag von rund 131 Millionen Franken erfolgreich umgesetzt. Die ursprünglich definierten Projekteziele wurden erreicht und teilweise sogar übertroffen. Ungarn gehört auch zu den Empfängern des zweiten Schweizer Beitrags.
Ungarn – Partnerland des Schweizer Erweiterungsbeitrags
Schweizerinnen und Schweizer in Ungarn
Ende 2020 lebten gemäss Auslandschweizerstatistik 2064 Schweizer und Schweizerinnen in Ungarn.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Im Jahr 2000 hat die Schweiz als erstes westeuropäisches Land die ungarische Identitätskarte als Reisedokument anerkannt.
Die Schweiz anerkannte den ungarischen Staat 1920 nach dem Zerfall der Donaumonarchie. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Ungarn kurzzeitig unterbrochen. Im Anschluss an die Anerkennung der ungarischen Regierung durch die Schweiz im Dezember 1945 wurden die diplomatischen Beziehungen bereits 1946 wiederaufgenommen. Die Beziehungen kühlten sich ab, als Ungarn unter dem Einfluss der Sowjetunion eine kommunistische Volksrepublik wurde. Es folgten periodische Wirtschaftsverhandlungen, die dazu beitrugen, dass die Wirtschaftsbeziehungen zu Osteuropa trotz des anbrechenden Kalten Krieges aufrechterhalten werden konnten.
Als 1956 sowjetische Truppen eine ungarische Revolution gegen den Kommunismus niederschlugen, zeigte sich die Schweiz solidarisch. Sie nahm rund 12'000 ungarische Flüchtlinge auf und schickte Hilfslieferungen nach Ungarn.