Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Kolumbien sind eng und vielfältig und werden durch regelmässige politische Konsultationen und hochrangige Treffen gestärkt. Kolumbien ist ein Schwerpunktland der Schweiz für die Bereiche wirtschaftliche Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Friedensförderung.
Bilaterale Beziehungen Schweiz–Kolumbien
Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen
Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Kolumbien sind eng und vielfältig. Sie reichen von bilateraler Handelsförderung über wirtschaftliche Entwicklung, kulturelle und multilaterale Zusammenarbeit bis hin zu humanitärer Hilfe und Friedensförderung.
Die Schweiz und Kolumbien haben eine Reihe von Abkommen abgeschlossen: Investitionsschutz, Freihandel, Doppelbesteuerung, Rechtshilfe, Luftverkehr, wissenschaftliche Zusammenarbeit, Schutz von Kulturgütern.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Im Jahr 2023 importierte die Schweiz Waren im Wert von insgesamt 418 Millionen CHF aus Kolumbien, vor allem Edelsteine und Edelmetalle sowie landwirtschaftliche Produkte. Die Schweizer Exporte nach Kolumbien beliefen sich auf 559 Millionen CHF und umfassten hauptsächlich chemische und pharmazeutische Produkte, Maschinen, Uhren und Präzisionsinstrumente. Per Ende 2022 beliefen sich die Schweizer Direktinvestitionen in Kolumbien auf 5,5 Milliarden CHF, und 13 725 Personen waren in Schweizer Unternehmen beschäftigt.
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Kolumbien stützen sich auf einen soliden Rechtsrahmen. Ein Freihandelsabkommen zwischen den EFTA-Staaten und Kolumbien ist seit 2011 in Kraft. Eine gemischte Wirtschaftskommission, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Regierung und des Privatsektors beider Länder zusammensetzt, stärkt die bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen.
Seit 2009 besteht zwischen der Schweiz und Kolumbien ein Abkommen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Investitionen sowie seit 2011 ein Doppelbesteuerungsabkommen. Im März 2019 unterzeichneten die Schweiz und Kolumbien ein Abkommen, um die korrekte Umsetzung des Doppelbesteuerungsabkommens sicherzustellen.
Wirtschaftsförderung
Die schweizerische-kolumbianische Handelskammer (Cámara de Comercio Colombo Suiza, CCCS) dient seit 1974 als Brücke für die Handelsförderung zwischen den beiden Ländern. Die CCCS zählt aktuell 50 Mitglieder, hauptsächlich schweizerische und kolumbianische Unternehmen (multinationale Unternehmen und KMU). Die Handelskammer arbeitet eng mit der Schweizerischen Botschaft und Switzerland Global Entreprise (S-GE) zusammen. Mit S-GE hat sie ein Zusammenarbeitsabkommen für die Bearbeitung von Mandaten aus der Schweiz.
Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise S-GE
Länderinformationen, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Schweizerisch-kolumbianisch Handelskammer (es)
Freihandelsabkommen zwischen der Republik Kolumbien und den EFTA-Staaten
Automatischer Informationsaustausch in Steuersachen (AIA)
Die Schweiz und Kolumbien haben den gegenseitigen automatischen Informationsaustausch in Steuersachen (AIA) eingeführt. Informationen über Konten werden gemäss dem internationalen AIA-Standard seit 2018 erhoben und seit 2019 ausgetauscht.
Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation
Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) vergibt jedes Jahr Bundes-Exzellenz-Stipendien an ausländische Forschende. Forschende und Kunstschaffende aus Kolumbien können ihre Bewerbungen über COLFUTURO oder ICETEX einreichen.
Die Universität St. Gallen (HSG) ist als Leading House zuständig für die Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Institutionen. Sie bietet verschiedene Finanzierungsinstrumente für den Austausch zwischen kolumbianischen und schweizerischen Forschenden an und organisiert die akademische und industrielle Ausbildung. Jungunternehmen beider Länder erhalten so Unterstützung bei der Vermarktung ihrer Produkte.
Die Schweizerische Botschaft in Bogotá begleitet das Pilotprojekt zur dualen Berufsbildung in Kolumbien, das Nestlé in Zusammenarbeit mit der kolumbianischen Regierung und dem Privat- und Bildungssektor 2020 lanciert hat.
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Stipendien (es)
Leading House für Lateinamerika (HSG)
Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe
Seit 2001 konzentriert sich das DEZA-Programm der humanitären Hilfe auf die Unterstützung und den Schutz der vom Konflikt betroffenen Zivilbevölkerung. Für die Jahre 2021–2024 wurden dafür 48 Millionen Franken budgetiert. Kolumbien ist zudem Teil des Andenprogramms der DEZA, das in den Bereichen Anpassung an den Klimawandel und nachhaltiges Wassermanagement aktiv ist (Budget 2,3 Mio. CHF).
Frieden und Menschenrechte (AFM)
Kolumbien ist seit 2002 ein Schwerpunktland der Schweizer Friedens- und Menschenrechtspolitik. Die Schweiz unterstützt die Bemühungen Kolumbiens zur Konfliktlösung und begleitet mehrere Friedensprozesse im Land. Das aktuelle Programm der Abteilung Frieden und Menschenrechte (AFM) konzentriert sich auf folgende Bereiche: Friedensverhandlungen, Menschenrechte, politische Partizipation der Zivilgesellschaft, Vergangenheitsarbeit sowie Übergangsjustiz. Das für den Zeitraum 2021–2024 vorgesehene Budget beträgt 4,4 Millionen Franken.
Kulturaustausch
Kolumbien ist ein Schwerpunktland des Bundesamtes für Kultur. Die Schweiz und Kolumbien arbeiten im Rahmen der Vereinbarung von 2011 über die Einfuhr und die Rückführung von Kulturgut zusammen. Seit 2019 finanziert die Schweiz in Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Kulturministerium zwei Projekte: einen archäologischen Park in Facatativá (Departement Cundinamarca) und einen in Santa Maria de la Antigua in der Region Darién. Im Jahr 2023 erhielt das Instituto Colombiano de Antropología e Historia (ICANH) finanzielle Unterstützung für die Ausgrabung eines Platzes von historischer Bedeutung (Plaza San Sebastián).
Schweizerinnen und Schweizer in Kolumbien
Ende 2023 lebten gemäss Auslandschweizerstatistik 2348 Schweizerinnen und Schweizer in Kolumbien.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Die Schweiz unterhält seit dem Ende des 19. Jahrhunderts konsularische und diplomatische Beziehungen zu Kolumbien. Ein 1908 abgeschlossener Freundschafts-, Niederlassungs- und Handelsvertrag verbesserte die Stellung der Schweizerkolonie. 1911 eröffnete die Schweiz in Bogotá ein Konsulat, 1940 eine Gesandtschaft und 1958 eine Botschaft. 1974 wurde in Bogotá zudem die kolumbianisch-schweizerische Handelskammer gegründet.
Die Schweizerkolonie in Kolumbien gründete 1949 das Colegio Helvetia de Bogotá. Es bietet die Möglichkeit eines kombinierten Abschlusses mit kolumbianischer und schweizerischer Matur (entweder in Deutsch oder Französisch).
Kolumbien, Historisches Lexikon der Schweiz