Raymonde Berthoud und die deutschsprachige evangelisch-reformierte Gemeinde Budapest

© Schweizerische Botschaft

Raymonde Berthoud

Raymonde Berthoud zog 1940 als Musikstudentin nach Budapest, wo sie durch die Jahre des Krieges und die Jahrzehnte des Kommunismus hindurch bleiben sollte. Berthoud engagierte sich für die in prekärer Lage lebende Auswanderergemeinschaft. Sie versteckte auch Juden, um sie vor der Deportation zu retten, arbeitete nach dem Krieg für das IKRK und das Schweizerische Rote Kreuz. Ferner erfüllte sie zahlreiche Funktionen in der deutschsprachigen reformierten Kirche von Budapest und im Schweizerverein, vermittelte Hilfe, suchte Spenden, machte Krankenbesuche und organisierte Weihnachtsfeiern.

Die deutschsprachige evangelisch-reformierte Gemeinde Budapest

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand eine bedeutende Einwanderung von gebildeten Forschern, Akademikern und Unternehmern nach Ungarn statt. Zu diesen gehörten auch bekannte deutschsprachige protestantische, die aus Deutschland, der Schweiz und Holland eingewandert waren und in dieser Zeit zu bedeutendem Einfluss und Wohlstand brachten. Aus dem Kreis dieser Familien entstand 1859 die erste deutschsprachige evangelisch-reformierte Kirchgemeinde in Pest. Im Jahre 1878 wurde zwischen den Gebäuden des Kranken- und des Waisenhauses in der Budapester Hold utca ein Kirchgebäude im neogotischen Stil errichtet.

Trotz der turbulenten Geschichte des 20. Jahrhundert ist das Kirchgebäude bis heute erhalten geblieben. Nach 1945 begann für die Gemeinde die schwierigste Zeit. Zahlreiche Mitglieder verliessen aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen mit ihren Familien das Land. Es blieben ein paar Dutzend Gemeindemitglieder, die sich in einem 60m2 grossen Gemeinderaum an der Alkotmány út zu Gottesdiensten versammelte. Aus dieser Notlage heraus kam es zu einer brutalen Zweckentfremdung der Kirche: neu wurden die Schneiderei und das Kostümlager des staatlichen Fernsehens eingerichtet. An eine umfangreiche Restaurierung und Wiederherstellung der ursprünglichen Funktion konnte erst ab 1996 gedacht werden. Mit der Einweihung der umgebauten Kirche am 3. März 2002 bekam die Gemeinde nach 57 Jahren ihre neue alte Heimat wieder.

Verbindung zur Schweiz

Neuchâtel, der Geburtsort von Raymonde Berthoud. Neuchâtel, zu Deutsch Neuenburg, hat eine reiche, kulturelle und architektonische Vergangenheit. Die weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt sind das Schloss und die Kollegiatskirche, eine gotische, reformierte Kirche aus dem Mittelalter.