Bilaterale Beziehungen Schweiz–Tschechien

Die beiden Länder pflegen sehr gute politische und wirtschaftliche Beziehungen und sind durch enge menschliche Bande miteinander verbunden. Nach dem Prager Frühling im Jahr 1968 kamen rund 13’000 tschechoslowakische Flüchtlinge in die Schweiz und bauten sich hier ein neues Leben auf. Tschechien gehörte zu den Empfängerländern des Schweizer Erweiterungsbeitrags. Am 29. Juni 2023 wurde das bilaterale Abkommen zur Umsetzung des zweiten Schweizer Beitrags an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten unterzeichnet.

Schwerpunkte der diplomatischen Beziehungen

Die Schweiz und Tschechien pflegen enge diplomatische Beziehungen und hochrangige Kontakte. Während der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2022 haben sich die diplomatischen Beziehungen dank zahlreicher hochrangiger Treffen vor und während der sechsmonatigen Präsidentschaft erheblich intensiviert.

Bundespräsident Ignazio Cassis stattete auf Einladung von Präsident Zeman einen offiziellen Besuch ab, der im Mai 2022 stattfand. Im Oktober kam Präsident Cassis ein zweites Mal nach Prag, um am ersten zwischenstaatlichen Forum der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPC) teilzunehmen.

Dank des zweiten Beitrages, weitet sich die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern aus und erkundet neue Horizonte, insbesondere in den Bereichen nachhaltiger Tourismus und Förderung der Biodiversität, Forschungsinfrastruktur, Migration und Gesundheit (Homecare).

Die kulturellen Beziehungen zwischen der Schweiz und der Tschechischen Republik sind intensiv und vielfältig.

Datenbank Staatsverträge

 

Wirtschaftliche Zusammenarbeit

Die Tschechische Republik ist eine wichtige Handelspartnerin der Schweiz: Der Aussenhandel zwischen der Schweiz und der Tschechischen Republik hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Im Jahr 2023 war die Schweiz der 14. grösste Empfänger von tschechischen Produkten. Gemessen am Gesamtvolumen der Direktinvestitionen von Schweizer Unternehmen ist die Schweiz der achtgrößte Investor in der Tschechischen Republik. Wenn man die Zuflüsse zwischen 2016 und 2022 zusammenfasst, ist die Schweiz eigentlich der viertwichtigste ausländische Investor der letzten 6 Jahre.

Das Handelsvolumenbelief sich 2023 auf rund 5.2 Milliarden Franken. In Tschechien sind rund 140 Schweizer Unternehmen tätig, die etwa 30’000 Personen beschäftigen.

Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise

Handelskammer Schweiz - Tschechische Republik

Länderinformationen, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO

Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation

Im Rahmen von Horizon 2020 arbeiteten Forschende der beiden Länder
in über 100 Projekten zusammen.

Durch das Programm der tschechisch–schweizerischen Forschungsinfrastruktur-Initiative des zweiten Beitrags sollen neue Partnerschaftsinitiativen zwischen nationalen Knotenpunkten von Infrastrukturen finanziert werden. Zum Beispiel, soll die Integration der Extreme Light Infrastructure (ELI) der Tschechischen Republik in die internationalen Netzwerke erleichtert werden. Zudem soll diese Infrastruktur generell gefördert und es sollen mehr Forschende zur Nutzung dieser Einrichtung gewonnen werden.

Forschende und Kulturschaffende aus Tschechien können sich beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) um Bundes-Exzellenz-Stipendien bewerben.

Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende, SBFI

Zweiter Schweizer Beitrag an die Tschechische Republik

Tschechien gehört zu den Empfängern des zweiten Schweizer Beitrags, an ausgewählte Mitgliedstaaten der EU unterzeichnet, das zur Verminderung der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten in der EU beitragen soll. Das Programm verfügt für den Zeitraum 2023–2029 über ein Gesamtbudget von 90 Millionen Franken (bestehend aus dem Schweizer Beitrag von 76,9 Mio. Franken und einer tschechischen Kofinanzierung von 13,3 Mio. Franken).

Seit der Unterzeichnung wurden Verhandlungen zwischen der schweizerischen und der tschechischen Seite zu vier Themenbereichen geführt:

  • Nachhaltiger Tourismus
  • Förderung der Biodiversität
  • Forschungsinfrastruktur
  • Migration
  • Homecare

Programme/Projekte in der Tschechischen Republik

Kulturaustausch

Die europäische Kulturmetropole Prag ist ein beliebter Auftrittsort für Schweizer Künstlerinnen und Künstler aller Sparten. Die Schweiz beteiligt sich an verschiedenen kulturellen Projekten (Literatur-, Theater-, Film-, Zirkus-, Design- und Musikfestivals) sowie an der Förderung der bildenden Kunst und der Zusammenarbeit mit ausländischen und tschechischen Kulturzentren und -institutionen.

Schweizerinnen und Schweizer in Tschechien

Ende 2023 lebten gemäss Auslandschweizerstatistik 1570 Schweizerinnen und Schweizer in Tschechien.

Geschichte der bilateralen Beziehungen

Nach dem Ende des Prager Frühlings 1968 kamen rund 13’000 tschechoslowakische Flüchtlinge in die Schweiz.

Die Teilung der Tschechoslowakei 1992 führte zu den beiden neuen Staaten Tschechische Republik und Slowakei. Die Schweiz anerkannte die Tschechische Republik am Tag ihrer Gründung, d.h. am 1. Januar 1993.

Während der Übergangsphase in den 1990er-Jahren war Tschechien ein Schwerpunktland der schweizerischen Osthilfe. Der Bund unterstützte eine Reihe von Projekten mit insgesamt 50 Millionen CHF.

Tschechische Republik, Historisches Lexikon der Schweiz