
Barzahlungsprogramme (Cash Transfer Programming, CTP) stellen Opfern von Naturereignissen oder Katastrophen, die von Menschen verursacht wurden, Bargeld zur Verfügung, damit sie dringend benötigte Güter kaufen können. Die DEZA setzt CTP sowohl in der Nothilfe als auch für das Instandstellen von Unterkunft und Wiederaufbau der Existenz ein.
Fokus der DEZA
Zwei Beispiele für CTP-Projekte der Humanitären Hilfe der Schweiz (SKH) sind die Abgabe von Bargeld an Gastfamilien, die Flüchtlinge aufnehmen, oder das Abgeben von Baumaterial, das vor Ort eingekauft wird, nach einem Erdbeben.
Zwischen 1998 und 2016 führten die Expertinnen und Experten des SKH über 29 CTP-Projekte in 29 Ländern durch. Dank der Unterstützung konnten Menschen, die von Krieg oder Naturkatastrophen betroffen waren, ihre Grundbedürfnisse abdecken: Lebensunterhalt, Unterkunft, und Nahrungsmittel sowie Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen.
Barzahlungsprogramme (CTP) sind eine Form des humanitären Engagements. Sie beruhen auf der Erkenntnis, dass Menschen, die von Kriegen oder Naturkatastrophen betroffen sind, ihre Bedürfnisse selber am besten kennen. Dank der Abgabe von Bargeld oder Gutscheinen können sie Nahrungsmittel, Wasser und andere humanitäre Güter ihrer Wahl kaufen.
Einbezug lokaler Akteure in das humanitäre Engagement
Obwohl elementare Güter wie Nahrung und Wasser auch auf lokalen Märkten erhältlich sind, schaffen Geber und Hilfsorganisationen häufig Tonnen von Hilfsmaterial aus dem eigenen Land in die Krisengebiete. Dies hat in den meisten Fällen negative Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, weil die Händler wegen der massiven Einfuhr von kostenlosen Gütern nicht mehr wettbewerbsfähig sind.
Barzahlungsprogramme dagegen beziehen die lokale Wirtschaft in die humanitäre Hilfe mit ein. Güter werden vor Ort gekauft werden, so dass lokale Ladenbesitzer oder Bauern ihre Betriebe weiterführen können, trotz des Leids, das Krieg und Naturkatastrophen verursachen. Der Einbezug des lokalen Gewerbes und Handwerks kann auch den Übergang zur Wiederaufbauphase erleichtern. Und nicht zuletzt sind die Logistikkosten (zeitlicher und finanzieller Aufwand) tiefer, da die Hilfsgüter nicht über lange Distanzen transportiert werden müssen.
Entscheidend für den Erfolg von CTP-Projekten sind sorgfältige Planung und Analyse von lokaler Wirtschaft und Zielgruppen. CTP-Projekte sind auf einen funktionierenden Markt und ein zuverlässiges Zahlungssystem angewiesen. Wichtigste Voraussetzung ist jedoch, dass die Zielgruppen und ihre Gemeinschaften mit dieser Form der Hilfe einverstanden sind.
Hintergrund
Das SKH macht sich für den vermehrten Einsatz von Barzahlungsprogrammen in Notlagen stark. Dabei weist es auch darauf hin, wie wichtig die Qualitätssicherung ist.
Die Bedeutung der Programme wird breit anerkannt, trotzdem setzen humanitäre Organisationen CTP im Vergleich zu traditionellen Hilfsformen wie Sachleistungen heute noch relativ selten ein. Daher arbeitet das SKH eng mit anderen Organisationen im Verbund Cash Learning Partnership (CALP) zusammen, um CTP unter den humanitären Akteuren bekannter zu machen, Schulungsunterlagen zu erarbeiten und innovative Lösungen insbesondere beim Einsatz neuer Technologien zu entwickeln.
Expertinnen und Experten des SKH unterstützen auch multilaterale Partner beim Umsetzen von CTP-Projekten in den wichtigsten UNO-Partnerorganisationen wie dem Welternährungsprogramm WFP oder dem Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR. Daneben unterstützt das SKH auch schweizerische oder internationale NGO.