Open Doors Locarno: Förderung der sozialen Entwicklung durch Kultur

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt die Sektion Open Doors des Filmfestivals Locarno seit über 20 Jahren. Ziel ist es, durch die Förderung von Filmen und Filmschaffenden aus dem Süden und Osten die Rolle der Kultur als Instrument zur Förderung gesellschaftlicher Stabilität und sozialer Entwicklung zu stärken. Die kubanische Regisseurin Daniela Muñoz, die von dieser Unterstützung profitiert, berichtet von ihren Erfahrungen.

Mehrere Regisseurinnen und Regisseure halten im Freien vor einem grossen Publikum eine Konferenz ab.

Bei den Open Doors Screenings in Locarno werden mehrere Filme von Regisseurinnen und Regisseuren aus Lateinamerika und der Karibik gezeigt. © Virginia Bettoja / Locarno Film Festival

Die 2003 geschaffene Sektion Open Doors des Filmfestivals Locarno unterstützt Talente und Filme aus Ländern, in denen es das unabhängige Filmschaffen schwer hat. Bei den Open Doors, die dieses Jahr vom 3. bis zum 9. August und während des restlichen Jahres online stattfinden, können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiterbilden, austauschen und vernetzen. Im Zeitraum 2022–2024 legt die Sektion den Schwerpunkt auf Lateinamerika und die Karibik. «Die Länder, auf die wir uns konzentrieren, sind in der internationalen Filmszene in der Regel unterrepräsentiert. In diesen Regionen besteht die grösste Herausforderung darin, Filme in einem politisch und sozial äusserst instabilen Umfeld zu produzieren», erklärt Zsuzsi Bánkuti, die für die Sektion Open Doors verantwortlich ist.

Dieses Jahr wurde unter anderem die aus Kuba stammende Filmemacherin und Produzentin Daniela Muñoz für Open Doors ausgewählt. Sie wird dort an ihrem Spielfilmprojekt «La estrella» (Der Star) arbeiten. Der zwischen Dokumentation und Fiktion angesiedelte Film erzählt die Geschichte des jungen Kubaners Pitufo, der davon träumt, nach Florida auszuwandern. «Filmschaffende in Kuba haben es extrem schwer», sagt Daniela Muñoz gleich zu Beginn. Ausserdem musste sie ihre Recherchen zum geplanten Film wegen der Pandemie unterbrechen. «Kuba wurde von einer sozialen, wirtschaftlichen und politischen Krise getroffen, die zum Exodus Tausender Kubanerinnen und Kubaner, auch aus der Filmbranche, führte», sagt die Filmemacherin und erzählt weiter: «Wir hatten während vielen Jahren keinen Zugang zum Internet. Es war also sehr schwierig, unsere Filme einem internationalen Publikum bekannt zu machen.»

Open Doors, ein «Licht» für Filmemacherinnen und Filmemacher

Porträt von Daniela Muñoz, die am Filmfestival Locarno an den Open Doors teilnimmt.
Die kubanische Regisseurin Daniela Muñoz wird während der Open Doors in Locarno an ihrem Spiefilmprojekt «La estrella» arbeiten. © Filmfestival Locarno

Daniela Muñoz kennt Locarno bereits, denn einer ihrer Kurzfilme wurde 2022 bei den «Open Doors Screenings» gezeigt (siehe Kasten). Sie beschreibt Open Doors als «Licht, das zum Weitermachen motiviert», und freut sich, erneut teilnehmen zu dürfen. «Dieses Projekt ermöglicht es uns, Erfahrungen auszutauschen, kreative Lösungen zu erforschen und voneinander zu lernen. Es ist ein idealer Rahmen, um ein Unterstützungs- und Kooperationsnetzwerk aufzubauen, neue Wege zur Überwindung von Hindernissen zu finden und unsere Präsenz in der Filmszene zu stärken», sagt sie und betont, wie wichtig es ist, die Öffentlichkeit und die internationale Filmindustrie über die Themen der Filmprojekte zu informieren, die bei Open Doors vorgestellt werden.

Die Fragestellungen widerspiegeln laut Zsuzsi Bánkuti die aktuellen gesellschaftlichen Themen. «Es geht um Themen wie Frauen- und Reproduktionsrechte, LGBTQI+ und Minderheiten, indigene und urbane Realitäten. Diese Stimmen denken über unsere individuellen und kollektiven Identitäten und über die Frage nach, wie sie unsere Arbeit und unseren Platz in der Gesellschaft beeinflussen», erläutert die Leiterin der Sektion Open Doors.

Unterstützung der DEZA in der Schweiz und in den Partnerländern

Porträt von Rudi von Planta
Rudi von Planta, Leiter Kultur und Entwicklung der DEZA. © DEZA

Durch die Unterstützung der Sektion Open Doors des Filmfestivals Locarno trägt die DEZA insbesondere dazu bei, Kulturschaffenden aus Ländern des Südens und des Ostens den Zugang zum Publikum, zum Markt und zu beruflichen Netzwerken in der Schweiz und auf internationaler Ebene zu erleichtern. Zudem fördert die DEZA gezielt den Kultursektor ihrer Partnerländer. «Der Zugang zu Kunst und Kultur ist eine der Voraussetzungen für den Frieden und somit für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Die Achtung der Meinungsvielfalt ist ein Faktor, der in allen Gesellschaften zu einer stabilen Entwicklung beiträgt. Eine noch wichtigere Rolle spielt sie für Entwicklungsländer, die dauerhaften Frieden anstreben oder einen demokratischen Übergang vollziehen», erklärt Rudi von Planta, Leiter Kultur und Entwicklung der DEZA.

Mit ihrem Kulturengagement in den Partnerländern trägt die DEZA zur Verwirklichung mehrerer Ziele für nachhaltige Entwicklung bei. In Lateinamerika und der Karibik, die bei Open Doors 2022–2024 im Zentrum stehen, unterstützt die DEZA verschiedene Projekte. In Kuba unterstützt sie beispielsweise einen Fonds zur Förderung junger Künstlerinnen und Künstler, während sie in Nicaragua ein Programm im Themenkreis Gesellschaft, Kultur und Erinnerung finanziert, das Kultur und Geschichtsbewusstsein in Zentralamerika fördert.

Das Kulturengagement der DEZA ist ein wichtiger Beitrag der Schweiz zur Umsetzung des Übereinkommens über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen, das 2005 von der UNESCO verabschiedet und 2008 von der Schweiz ratifiziert wurde.

Open Doors Screenings

Neben den Workshops und der Koproduktionsplattform, die für die ausgewählten Filmschaffenden vorgesehen sind, werden bei den Open Doors Screenings in Locarno mehrere Filme von Regisseurinnen und Regisseuren aus Lateinamerika und der Karibik gezeigt. Sieben Spielfilme laden das Publikum unter anderem ein, das Bolivien der 1980er-Jahre oder ein einst wohlhabendes Dorf in Venezuela zu entdecken oder den elfjährigen Teo zu begleiten, der seinem Vater hilft, eine Maschine zu bauen, die in einer peruanischen Stadt, in der es nie regnet, einen Wolkenbruch erzeugen soll. Des Weiteren werden elf Kurzfilme gezeigt, die so unterschiedliche Themen wie den Bürgerkrieg in Paraguay 1947, die Reise zweier Geister in das «Land der Toten» oder die Leidenschaft einer jungen Frau behandeln, die bei einem lokalen Radiosender Geschichten auf Quechua erzählt.

Vollständiges Programm der Open Doors Screenings:

Zum Anfang