Kuba will vom Import teurer fossiler Energieträger wegkommen. Bereits heute deckt das Land 28% seines Energiebedarfs aus Biomasse. Ein wichtiger pflanzlicher Energieträger ist Zuckerrohr, aber je nach Bodenqualität und lokalen Bedürfnissen kommen auch andere Pflanzen in Frage. Von steigender Bedeutung ist die aus Indien eingeführte Jatropha. Sie wächst auch auf wenig fruchtbaren Böden, die nicht für Ackerbau geeignet sind und lässt sich ideal mit Viehzucht kombinieren. Wenn genügend ungenutztes Land vorhanden ist, verdrängt die Jatropha keine Nahrungsmittelpflanzen. Ihr Anbau ist sowohl unter ökologischen wie ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll.
Erste Verarbeitungsanlage
Die erste Verarbeitungsanlage zur Gewinnung von Biodiesel aus Jatrophasamen in Kuba wurde im Juli 2012 eröffnet. Sie verarbeitet die Ernte von 130 Hektaren. Der Biodiesel wird hauptsächlich zum Antrieb von landwirtschaftlichen Maschinen in ländlichen Gemeinden der Provinz Guantanamo genutzt. Die Anlage schafft Arbeitsplätze und mindert die Abhängigkeit von den knappen und nicht immer zuverlässigen staatlichen Energielieferungen. Statt grösseren, technologisch anspruchsvollen Anlagen fördert das Projekt einfache Formen der Energiegewinnung aus Biomasse, die von den Kleinbauern selbst betrieben werden können.
Erfolg des Pilotprojekts und weiteres Vorgehen
Das Projekt ist hervorgegangen aus einer mehrjährigen Zusammenarbeit der DEZA mit dem landwirtschaftlichen Forschungsinstitut Indio Hatuey, das dem kubanischen Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt unterstellt ist. Der Erfolg des Pilotprojekts fand breite Anerkennung. In der neuen Phase sollen die guten Resultate langfristig abgesichert werden. Mit sechs kubanischen Gemeinden werden Pläne entwickelt, wie die landwirtschaftliche Produktion für Energie und für die Ernährung mittelfristig gesteigert und optimiert werden kann.
Das Projekt leistet einen Beitrag zur Deckung der Energiebedürfnisse auf dem Lande und stärkt die Ernährungssicherheit der ländlichen Bevölkerung. Es füllt gleichzeitig den Tank und den Teller. Zentral ist dabei der Dialog mit dem kubanischen Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt. Wenn die Erfahrungen des Pilotprojekts in die nationale Gesetzgebung zur Förderung erneuerbarer Energien einfliessen, besteht Gewähr, dass viele weitere Gemeinden davon profitieren.