Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein prioritäres Ziel der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz. Zugang zu Finanzdienstleistungen, Reduktion der unbezahlten Arbeit, Stärkung von Frauen in der Lokalpolitik sowie Bekämpfung sexueller Gewalt waren 2017 wesentliche Schritte zur Gleichberechtigung von Mann und Frau.
Frauen und Männer gleichstellen

Ohne Gleichstellung der Geschlechter keine nachhaltige Entwicklung, keinen Frieden und keine Sicherheit
Trotz verschiedener Fortschritte hat noch kein Land die Geschlechtergleichstellung verwirklicht: Frauen und Mädchen haben nach wie vor weniger Rechte, weniger wirtschaftliche Möglichkeiten und weniger politischen Einfluss als die Männer. Sie sind immer noch Opfer unterschiedlicher Formen sexueller und häuslicher Gewalt. Im Einklang mit der Agenda 2030 und der neuen Geschlechtergleichstellungs-Strategie des EDA engagiert sich die DEZA in zahlreichen Ländern im Kampf gegen geschlechterspezifische Gewalt und für eine politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen, namentlich in ländlichen Gebieten.
Unbezahlte Hausarbeit: Hindernis für die Erwerbstätigkeit von Frauen
Viele Aufgaben wie die Betreuung von Kindern, älteren Verwandten oder Kranken, Arbeit in Küche und Haushalt, Holz- und Wasserholen werden immer noch mehrheitlich von Frauen und Mädchen wahrgenommen – ohne Entgelt. Täglich sind sie weltweit 200 Millionen Stunden mit Wasserholen beschäftigt. Während dieser Zeit können sie keiner bezahlten Arbeit nachgehen. Die DEZA fördert die ländliche Entwicklung und setzt auf Infrastruktur, zum Beispiel durch die Verbesserung des Zugangs zu Wasser. Im Rasht-Tal in Tadschikistan führte der Bau von Wasserstellen und Hausanschlüssen in den Dörfern nicht nur zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch zu Zeiteinsparungen: Früher brauchte man für die Wasserversorgung vier bis sechs Stunden, heute sind es weniger als 30 Minuten. Dank der gewonnenen Zeit können die Mädchen den Schulunterricht regelmässiger und länger besuchen, und die Frauen können einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Mit den Einnahmen aus der Milchproduktion finanzieren sie die Schulbildung ihrer Kinder und den Unterhalt ihrer Häuser. Diese Einkommen stärken ihre Rolle in der Familie und im Dorf. Sie gewinnen an Einfluss in den lokalen Komitees, welche die Wasserressourcen bewirtschaften.
Mitwirkung der Frauen in der lokalen Politik: mehr Akzeptanz in der Gesellschaft
In Pakistan unterstützt die DEZA gemeinsam mit UN Women ein Netzwerk von Politikerinnen, die in Provinzparlamente gewählt wurden. Von den 124 Parlamentssitzen sind 22 für Frauen und 3 für Minderheiten reserviert. Wenn Sie keine Wahllegitimation erhalten, können sie dank ihrer parteiunabhängigen Netzwerke trotzdem Einfluss auf Gesetze nehmen. In Benin ist der Einstieg der Frauen in die Politik wegen des anhaltenden negativen Images immer noch sehr schwierig. Politik ist Männersache. Es ist ein korruptes und schmutziges Geschäft. Frauen werden nicht nur öffentlich, sondern auch von ihrem Umfeld ausgeschlossen. Einer der Kernpunkte des DEZA-Projekts in Benin ist denn auch die Sensibilisierung von Ehemännern, Familien und der Gesellschaft. «Ohne ihre Unterstützung kann sich eine Frau in der Politik kaum behaupten», unterstreicht Ursula Keller, Expertin für Genderfragen bei der DEZA. Die politische Partizipation auf Gemeindeebene ist zentral, weil sie direkte Auswirkungen auf das Familienleben hat. Die DEZA ermutigt Frauen, sich beim Staatshaushalt zu engagieren, bei der Ausarbeitung von Budgets und von Ausgabenstrategien der Gemeinden. Ursula Keller ist überzeugt, «dass sich Frauen stärker in der Politik engagieren und sich Männer mehr um die Kinder kümmern müssen, wenn sich die Beziehung zwischen Frau und Mann nachhaltig verändern sollen.
Bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmerinnen

Das vom SECO unterstützte «Women Banking Champions Programm» ermöglicht Frauen in Ägypten, Marokko und Tunesien neue Finanzdienstleistungen.
Etwa ein Drittel der über eine Million kleinen und mittleren Unternehmen in Nahost und Nordafrika sind in den Händen von Frauen. Diese können jedoch weniger als 10% der bestehenden kommerziellen Finanzierungsmöglichkeiten für ihre Unternehmen nutzen. Frauen stehen vor rechtlichen und kulturellen Barrieren. Es fehlt an Vertrauen zwischen Banken und ihren Klientinnen.
Kredite für weibliche Entrepreneurs
Um dieser Ungleichheit entgegenzuwirken, haben das SECO und die «International Finance Corporation» im September 2017 das «Women Banking Champions Programm» lanciert. Das Programm will Unternehmerinnen in Ägypten, Marokko und Tunesien Finanzdienstleistungen wie Kredite oder Geschäftskonten ermöglichen. Es sensibilisiert und schult sie in der Geschäfts- und Finanzierungsplanung sowie im Management. Zudem fördert es mit Networking-Plattformen den Dialog zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren.
Women Banking Champions als Vorzeigeinstitute
Das Programm unterstützt Finanzinstitute dabei, ihre Produkte auf die Bedürfnisse von Frauen auszurichten. Diese sollen so als «Women Banking Champions» positioniert werden und weitere Banken auf das wirtschaftliche Potential von weiblichen Entrepreneurs aufmerksam machen. Mit dem «Women Banking Champions Programm» fördert das SECO ein wirtschaftliches Wachstum in der Region, von dem Männer und Frauen gleichermassen profitieren.
Hilfe für Migrantinnen und Migranten, die Opfer sexueller Gewalt wurden

Zahlreiche Migrantinnen und Migranten aus Subsahara-Afrika, die in Marokko Zuflucht finden, wurden auf der Flucht Opfer sexueller Gewalt. Die Schweiz unterstützt eine NGO, die medizinische Hilfe leistet sowie soziale und psychologische Betreuung bietet.
Marokko ist zu einem Transit- und Zielland für Menschen aus Subsahara-Afrika geworden. Viele der Flüchtlinge erleiden physische und sexuelle Gewalt.
Die DEZA unterstützt die marokkanische Vereinigung zur Bekämpfung von HIV/Aids (Association de lutte contre le Sida, ALCS), die wichtigste Organisation im Land, die sich gegen sexuelle Gewalt einsetzt. Die ALCS unterstützt nicht nur die einheimische Bevölkerung, sondern auch Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlinge. Die Mehrheit der unterstützten Personen sind Frauen zwischen 16 und 30 Jahren aus Subsahara-Afrika. Viele wurden vergewaltigt oder zur Prostitution gezwungen. Einigen ist es gelungen, den Schleppernetzen zu entkommen.
Die ALCS bietet eine individuelle Betreuung an, die psychologische, medizinische und soziale Hilfe umfasst. Zur Überwindung der Traumata werden Gruppen- und Einzelsitzungen durchgeführt. HIV-Schnelltests (innerhalb von 72 Stunden) werden angeboten für Frauen, die einem HIV-Infektionsrisiko ausgesetzt waren. Die ALCS ermöglicht ihnen Zugang zu Medikamenten gegen HIV und Tuberkulose und bietet Impfungen gegen Hepatitis B an. HIV-infizierte Schwangere erhalten besondere Aufmerksamkeit. Frauen in Not erhalten Unterkunft, Lebensmittelgutscheine und Hygieneartikel.
Die ALCS kümmert sich auch um junge Männer, die missbraucht wurden. Gewalt an Männern durch Männer ist ein Tabu. Die Betroffenen werden alleine gelassen. Die Vereinigung arbeitet direkt in den Migrantengemeinschaften, um solche Fälle aufzudecken. Sie bietet geeignete Behandlungen an.
Zu den erfreulichsten Ergebnissen ihrer Arbeit zählt sicherlich die Geburt von zahlreichen gesunden Kindern von HIV-infizierten Müttern.