Für benachteiligte Bevölkerungsgruppen ist der gesicherte Zugang zu wichtigen Ressourcen und Dienstleistungen essentiell. Innovative Projekte im Technologie- und Finanzbereich sowie das Engagement im Bereich der Bildung waren 2017 Schwerpunkte der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit.
Ressourcen und Dienstleistungen für alle sicherstellen
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Das Kinderbetreuungszentrum von Rwangoma kümmert sich um 800 Kinder, die vertrieben wurden oder aus der Aufnahmegesellschaft stammen. 886 Familien sind hierher geflüchtet, normalerweise zählt der Ort rund 3400 Haushalte. © DEZA
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«Maman DIVAS», Leiterin der Abteilung Soziales (Division des Affaires Sociales, DIVAS) im Sektor Rwenzori. Sie verwaltet die Zentren für Aufholunterricht (Centres de Rattrapage Scolaire, CRS) für Kinder im Primarschulalter, die nie eingeschult wurden. © DEZA
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Die Ausbildung im Rahmen des Programms Promost umfasst verschiedene Berufe, beispielsweise Schreiner. Dank der praktischen Ausrichtung sind die Teilnehmenden auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig. © DEZA
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Für Berufe, die oft als typische Männerberufe angesehen werden, findet eine wichtige Aufklärungsarbeit statt. © DEZA
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Das Ausbildungsangebot orientiert sich an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung. Die Teilnehmenden am Programm Promost sollen nach Abschluss der Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt Fuss fassen können. © DEZA
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Immer mehr Frauen interessieren sich für Berufe, die normalerweise als reine Männerberufe gelten. © DEZA
Schule und Bildung als Ausweg aus der Krise
Ruanda, Burundi und DRK: Diese drei Länder in der Region der Grossen Seen weisen ein starkes Bevölkerungswachstum auf und sind seit den 1990er-Jahren Schauplatz zahlreicher Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und Vertreibungen. In Ruanda machte die Regierung die Bildung zum Schwerpunktthema, um auf die Bedürfnisse der zunehmend jungen Bevölkerung einzugehen und so einen Ausweg aus der Krise zu ermöglichen. Die DEZA unterstützt Bildungsprojekte in allen drei Ländern.
Grundbildung und Berufsbildung spielen in konfliktbelasteten Kontexten eine entscheidende Rolle. Bildung verschafft Kindern und jungen Menschen Sicherheit, Perspektiven und die Möglichkeit, an der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklung ihres Landes teilzunehmen. Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht, stärkt den sozialen Zusammenhalt und spielt eine wichtige Rolle bei der Friedensarbeit. Im Einklang mit ihrer neuen Bildungsstrategie und der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung engagiert sich die DEZA verstärkt in fragilen Kontexten in Afrika, Asien und Lateinamerika.
DEZA-Projekte im Norden des Kongo und in Süd-Kivu
Im Osten der DRK, wo immer wieder Konflikte aufflammen, sind Kinder und Jugendliche zahlreichen Formen der Gewalt ausgesetzt: Missbrauch, sexuelle Ausbeutung, Zwangsarbeit, Rekrutierung durch bewaffnete Gruppierungen. Sieben Millionen Kinder gehen aufgrund der Konflikte und des Mangels an Schulen nicht in die Schule. Die Bildungsangebote sind beschränkt und die meisten Jugendlichen arbeitslos. In Nord-Kivu finanziert die DEZA ein Projekt, das Kindern, die von den Konflikten betroffen sind, Grundbildung und Schutz bietet. In Süd-Kivu unterstützt sie die Entwicklung eines qualitativ hochstehenden Berufsbildungsangebots, das auf die sozioökonomischen Bedürfnisse der Region ausgerichtet ist und die Beschäftigung sowie die Einkommen verbessern soll.
In Krisen gehören Grundausbildung und Schutz zusammen
«Maman DIVAS», Schulleiterin in Nord-Kivu, freut sich über das von der DEZA finanzierte Projekt. «Die Unterrichtsmethoden ermöglichen es den Kindern, die verpassten Schuljahre nachzuholen; gleichzeitig werden sie bei der Überwindung ihrer Traumata unterstützt. Beides hilft den Kindern bei ihrer Entwicklung. Die Erfolgsquote der Schülerinnen und Schüler ist gestiegen.» Zwischen 2016 und 2017 profitierten 20’000 Kinder vom Projekt: Die Lehrkräfte wurden in den Bereichen psychosoziale Beratung und Rechte der Kinder geschult, Missbrauchsfälle wurden von psychologischem und juristischem Fachpersonal betreut und Freizeitangebote ergänzten den Unterricht. Der Schulbesuch von vertriebenen Kindern förderte den Zusammenhalt zwischen Flüchtlingsfamilien und Aufnahmegesellschaft. Wenn Kinder in Krisensituationen in die Schule gehen können, finden sie eine gewisse Normalität, schöpfen Hoffnung und erhalten physischen und psychischen Schutz, was für das Wohl der Kinder und ihrer Familien wichtig ist. In der Schule erlernen die Kinder erneut das Zusammenleben. Sie vermittelt Botschaften des Friedens, der Versöhnung und der Gewaltprävention.
Berufsbildung: das Tor zur Arbeitswelt
Delphin lernte sticken, Célestine lernte schreinern. Beide absolvierten eine von der DEZA finanzierte Kurzausbildung. Heute sind sie in einem lokalen Unternehmen beschäftigt. Maurer/in, Schweisser/in, Automechaniker/in, Näher/in, Fachkraft Lederverarbeitung und Coiffeuse/Coiffeur gehören zu den Berufsrichtungen, die sich in Bukavu als vielversprechend erwiesen. Mit den erworbenen beruflichen Qualifikationen steigen die Chancen auf eine bezahlte Arbeit massiv. «Vor meiner Ausbildung hatte ich Gelegenheitsjobs als Näher und verdiente ein bis zwei US-Dollar pro Tag», erzählt Delphin. «Heute bin ich in einem Atelier angestellt und verdiene mindestens sechzig US-Dollar pro Monat.» Zu den Teilnehmenden gehören junge Menschen ohne oder mit minimaler Schulbildung: Waisen, ehemalige Kombattanten, minderjährige Mütter, Vertriebene. Rund 600 Personen, darunter 50% Frauen, wurden ausgebildet. Célestine freut sich als alleinstehende Mutter, dass sie die Kosten für den Schulbesuch ihres Sohnes finanzieren und ihr Leben selbst bestimmen kann.
Satellitentechnologie im Einsatz für Reisbauern

203'000 indische Reisbauern werden dank Technologien entschädigt, «die durch die Wolken blicken können». Das DEZA-Projekt RIICE kombiniert die Stärkung der Ernährungssicherheit mit dem Zugang zu Finanzdienstleistungen.
In Indien erhielten 2017 erstmals 203'000 Bäuerinnen und Bauern eine Sofortentschädigung für dürrebedingte Ernteausfälle. Mehr als eine Million weitere dürften bis Ende 2019 von einer ähnlichen Ernteausfallversicherung profitieren.
Diese erfreuliche Tatsache ist das Ergebnis des DEZA-Projekts RIICE (Remote sensing-based Information and Insurance for Crops in Emerging economies), das die Stärkung der Ernährungssicherheit mit dem Zugang zu Finanzdienstleistungen kombiniert.
Durch die Auswertung von frei verfügbaren Satellitenbildern der ESA anhand einer innovativen, vom Schweizer Unternehmen Sarmap SA entwickelten Software und einer leistungsfähigen Modellierung, die vom International Rice Research Institute (IRRI) programmiert wurde, kann RIICE zuverlässig landesweite Prognosen zur Reisproduktion erstellen. Gleichzeitig fördert das Projekt die Nutzung dieser Daten zur Verbesserung von landwirtschaftlichen Versicherungen. Der Rückversicherer und weltweite Branchenführer SwissRe hat die Technologie erfolgreich getestet und integriert sie allmählich in Versicherungsverträge mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Diese Policen sehen Entschädigungen in der Höhe von rund 100 Franken vor, was oft ausreicht, um zu verhindern, dass die Bäuerinnen und Bauern bei einem Ernteausfall in die Armut zurückfallen. Die DEZA spielte bei der Lancierung der öffentlich-privaten Partnerschaft für das Projekt RIICE eine Schlüsselrolle. Sie machte sich dafür stark, dass die beiden Unternehmen ihre Stärken kombinieren, um einerseits die institutionelle Dynamik zu fördern und andererseits technologische Lösungen auf dem Markt dauerhaft zugänglich zu machen. In den Philippinen, woher 90% der weltweiten Reisproduktion stammen, ist die Technologie heute im Einsatz. Vietnam und Kambodscha stehen kurz vor der Einführung.
Mehr Ernährungssicherheit dank Satellitentechnologie, RIICE, (en)
Bezahlt wird nur, wenn jemand eine Stelle findet

Die Kolumbianische Regierung hat im März 2017 mit Unterstützung der Schweiz den ersten «Social Impact Bond» (SIB) in einem Entwicklungsland lanciert.
Ein SIB ist ein öffentlich-privater Leistungsvertrag mit einer sozialen Zielsetzung. Das Prinzip dabei ist, dass private Investoren ein Projekt vorfinanzieren und somit das Risiko tragen. Der Staat zahlt nur zurück, wenn messbare Resultate vorliegen.
Nachhaltige Jobs für Arme
Der kolumbianische SIB verfolgt das Ziel, arme Bevölkerungsschichten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Eine Gruppe von Stiftungen finanziert entsprechende Massnahmen vor. Die kolumbianische Regierung zahlt nur dann vollständig zurück, wenn tatsächlich Personen angestellt wurden, diese nach mehreren Monaten immer noch beschäftigt und bei den staatlichen Sozialversicherungen registriert sind. Der SIB wird durch die Interamerikanische Entwicklungsbank und das SECO unterstützt.
In den nächsten Monaten ist in Kolumbien die Lancierung von zwei weiteren SIBs geplant. Das Instrument soll so bei verschiedenen Regierungsstellen bekannt werden. Auch will man verstärkt mit Universitäten zusammenarbeiten.
Der Staat bestimmt über die Ziele – der Privatsektor über die Umsetzung
SIBs sind kein Allerheilmittel. Die Umsetzung ist komplex und die Bonds sind auf gute Datenbasen angewiesen. Ziele müssen einfach messbar sein und Kosten und Nutzen sorgfältig abgewogen werden. Dafür fördern SIBs Innovation und Effizienz der staatlichen Ausgaben. Der Staat schreibt vor, was erreicht werden soll. Die Partner entscheiden, wie sie dies umsetzen. Qualität und Zielerreichung werden durch unabhängige Stellen überprüft.
Das SECO unterstützt den SIB in Kolumbien mit dem Ziel, arme Bevölkerungsschichten zu unterstützen. Gleichzeitig gilt es, neue Finanzierungsmechanismen zu etablieren, damit die nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO besser erreicht werden können.