Schulklassen bringen einen Koffer voller rätoromanischer Ideen ins Bundeshaus
Am 21. Februar 2022 beginnt die Emna rumantscha – die internationale Woche der rätoromanischen Sprache. Diese Initiative lancierte das EDA letztes Jahr zusammen mit dem Kanton Graubünden und der Lia rumantscha. Dieses Jahr hat der Bundespräsident zwölf Schülerinnen und Schüler aus Savognin und Scuol nach Bern eingeladen. Sie brachten einen Koffer voller Vorschläge mit, wie die rätoromanische Sprache und Kultur im In- und Ausland bekannt gemacht werden kann.
Die Jugendlichen aus Scuol und Savognin gaben zusammen mit Ignazio Cassis den Startschuss für die «Emna rumantscha» und übergaben das Zepter an die Schweizer Vertretungen im Ausland. © Keystone
Der Artikel ist auch in rätoromanischer Sprache verfügbar.
Die zwölf 14- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schüler, die mit Surmiran und Vallader zwei der fünf rätoromanischen Idiome vertreten, haben eine besondere Einladung erhalten: Gemeinsam mit dem Bundespräsidenten sollen sie die diesjährige Emna rumantscha eröffnen. Die jungen Botschafterinnen und Botschafter des Rätoromanischen trafen am 20. Februar 2022 in Bern ein. Das Datum wurde nicht zufällig gewählt: Am 20. Februar 1938 wurde Rätoromanisch per Volksabstimmung offiziell zur vierten Landessprache erhoben. Als die Schülerinnen und Schüler auf dem Perron 5 in Bern ankamen, stiegen sie mit einem Koffer aus, auf dem «valisch rumantscha» (rätoromanischer Koffer) stand. Ziel: das Bundeshaus.
Ein rätoromanischer Koffer voller Vielfalt
«Rumantsch: in ferm toc Svizra» (Rätoromanisch: ein starkes Stück Schweiz). Aber auch ein starkes Stück Welt. Unter diesem Motto steht die Emna rumantscha, die das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gemeinsam mit dem Kanton Graubünden durchführt. Wie kann die rätoromanische Sprache und Kultur in der Schweiz besser bekannt gemacht werden? Wie soll sie im Ausland vorgestellt werden? Die Schülerinnen und Schüler präsentierten Bundespräsident Ignazio Cassis und dem Vorsteher des Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartements des Kantons Graubünden, Regierungsrat Jon Domenic Parolini, ihre Ideen und Vorschläge.
«Zusammenhalt und Leidenschaft für die Vielfalt: Auf diese Stärken muss die Schweiz setzen, dann kann sie alle Herausforderungen meistern. Die Schülerinnen und Schüler aus Savognin und Scuol machen es vor: Unsere Vielfalt führt zu innovativen Ideen, die uns auch im Ausland auszeichnen», sagte Ignazio Cassis.
Mit der Übergabe der «valisch rumantscha» eröffneten die Schülerinnen und Schüler die Woche der rätoromanischen Sprache und übergaben den Stab gleichzeitig an die Schweizer Auslandvertretungen.
Engagement der Schweizer Auslandvertretungen
Die Schweizer Botschaften und Konsulate führen auch dieses Jahr wieder Veranstaltungen durch, mit denen sie in ihren Gastländern die rätoromanische Sprache und Kultur bekannt machen. Wegen der Covid-19-Massnahmen finden die Anlässe vorwiegend online statt und werden digital verbreitet. Von der «Emna rumantscha»-Playlist über die Vorführung eines Dokumentarfilms zu «Not Vital in New York» bis zu Videorezepten und Interviews mit Rätoromaninnen und Rätoromanen zwischen Vancouver und Frankfurt: Die Emna rumantscha beschränkt sich nicht auf eine Woche, sondern bietet wie die übrigen Themenwochen - etwa die Woche der italienischen Sprache - Gelegenheit, die Vielfalt unseres Landes zu unterstreichen. So war im Oktober 2021 dank der Initiative der Schweizer Botschaft in Äthiopien am Lesemarathon «Dante Marathon Reading» in Addis Abeba neben 21 anderen Sprachen auch Rätoromanisch zu hören. Im Mai 2022 führt das Schweizer Generalkonsulat in Mailand in Zusammenarbeit mit der Lia Rumantscha einen Anlass zu den Verbindungen zwischen Rätoromanisch und Ladinisch durch.
Auch das EDA-Personal zeigt sich engagiert: Über 140 Mitarbeitende an der Zentrale in Bern und im Aussennetz haben sich für den Rätoromanischkurs angemeldet, den das Departement diese Woche anbietet. Die «valisch rumantscha» der Schülerinnen und Schüler aus Savognin und Scuol bietet darüber hinaus zahlreiche Denkanstösse, um mehr über die vierte Landessprache zu erfahren und sich bereits jetzt Gedanken zur Emna rumantscha 2023 zu machen.
Mehrsprachigkeit: Zusammenarbeit des EDA mit den Kantonen Graubünden und Tessin
Die Förderung der Minderheitensprachen in der Schweiz ist Teil des kontinuierlichen und strukturierten politischen Dialogs, den der EDA-Vorsteher mit den Kantonen Graubünden und Tessin führt. In diesem Rahmen ist unter anderem das Programm «Piccolo Erasmus» entstanden: Es ermöglicht es Mitarbeitenden der Bundes- und der beiden Kantonsverwaltungen, einige Monate in einer anderen Verwaltung zu arbeiten. Mit einem solchen Austausch gewinnen sie einen persönlich und beruflich bereichernden Einblick in die Vielfalt der Schweiz.