Auslandschweizergemeinschaft laut BFS auf über 800'000 Personen angewachsen

Die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben, ist auch 2022 gestiegen und liegt nun bei über 800'000 Personen. Ein gegenteiliger Trend ist in den letzten 20 Jahren allerdings in Zentralafrika und im südlichen Afrika zu verzeichnen. Doch Afrikaliebhaber Gianni Zezza (66 Jahre) lebt nach wie vor dort. Er ist einer von jenen Schweizerinnen und Schweizern, die sich entschieden haben, ausserhalb der Schweiz zu wohnen.

 Das Bild zeigt mehrere Karten der Schweiz mit einer Beschriftung der Entwicklung der Zahlen zwischen 2002 und 2022.

Die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben, ist auch 2022 gestiegen und liegt nun bei über 800'000 Personen. © EDA

Die Gemeinschaft der Schweizerinnen und Schweizer, die es zum Leben ins Ausland zieht, ist in den letzten 30 Jahren immer grösser geworden. Familiäre Wurzeln, berufliche Chancen oder einfach die Lust auf Neues: Die Beweggründe, die Schweiz zu verlassen, sind vielfältig. In Gianni Zezza, der in der Schweiz aufgewachsen ist und den ersten Teil seines Lebens im Kanton Wallis verbrachte, wuchs früh die Sehnsucht, sich anderswo niederzulassen.

Gianni, der italienische Wurzeln hat, wurde 1956 in Sitten geboren und erhielt Ende der 1970er-Jahre die Schweizer Staatsangehörigkeit. Kindheit und Jugend erlebte er im Wallis. Er liebte seine Schweizer Heimat, verspürte aber den Drang, eine neue Welt kennenzulernen. «In der Jugend ist man leicht zu beeinflussen – manchmal auch positiv», erklärt er am Telefon aus seiner Wohnung auf der Hauptinsel des Bissagos-Archipels in Guinea-Bissau. «Mein bester Freund in Les Mayens-de-Sion war Senegalese und dank ihm hatte ich als Kind engen Kontakt zur senegalesischen Kultur. Mein Interesse für Afrika wurde dadurch bereits sehr früh geweckt.»

Im Jahr 1989, mit 33 Jahren, entscheidet sich Gianni, die Schweiz zu verlassen. Er zieht zu seinem Freund nach Kafountine in der Region Ziguinchor im Süden des Senegal und lernt dort ein Land kennen, in dem es zahlreiche Möglichkeiten gibt, Projekte zum Nutzen der senegalesischen Bevölkerung zu realisieren. Im Jahr 2011 beschliesst er, noch weiter in den Süden zu ziehen, und lässt sich auf einer Insel vor der Atlantikküste von Guinea-Bissau nieder. Er baut dort, wenige Bootskilometer von der Hauptstadt Bissau entfernt, ein Haus mit drei Gästezimmern, einem Restaurant und einer Bar. Seitdem sind zwölf Jahre vergangen und Gianni, der inzwischen auch als Fischer tätig ist, fühlt sich wohl.

Unter den Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern gibt es viele mit doppelter Doppelstaatsbürgerschaft

Nahezu drei Viertel der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer haben eine zweite Staatsbürgerschaft. Einige von ihnen haben sich in ihrer Wahlheimat einbürgern lassen. Auch Gianni, der bereits schweizerisch-italienischer Doppelbürger ist, spielte mit dem Gedanken, die Staatsangehörigkeit von Guinea-Bissau anzunehmen, hat jedoch aus administrativen Gründen darauf verzichtet: «In manchen Ländern ist es kompliziert, mehr als zwei Pässe zu besitzen. Ich habe mich deshalb entschieden, meine fünfjährige Aufenthaltsbewilligung für Guinea-Bissau zu behalten.» Um als Auslandschweizer zu gelten, musste er sich an der zuständigen Auslandsvertretung in Dakar anmelden.

Die Landessprache zu lernen, hilft einem, in die Kultur vor Ort einzutauchen.
Gianni Zezza

In den 30 Jahren in Afrika hat Gianni gleich zwei neue Sprachen gelernt, um sich zu integrieren: Wolof, die Hauptsprache des Senegal, und das vom Portugiesischen beeinflusste Guinea-Bissau-Kreolisch. «Die Landessprache zu lernen, hilft einem, in die Kultur vor Ort einzutauchen. In Bissau passt man sich recht schnell an die Lebensart der Einheimischen an.»

Die Auslandschweizergemeinschaft wächst weiter

Die individuelle Geschichte von Gianni ist nur eines von vielen Beispielen für die zahlreichen Beweggründe, aus denen jedes Jahr Schweizerinnen und Schweizer ihr Land verlassen. In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer kontinuierlich angewachsen. Heute sind es mehr als 800'000 Personen, die sich bei einer Auslandvertretung angemeldet haben. Das Phänomen wird verstärkt durch die wachsende Zahl Neugeborener, die bei ihrer Geburt ausserhalb der Schweiz die Schweizer Staatsangehörigkeit erlangen.

Den Kontakt zur Schweiz, dem Land seiner Kindheit, möchte Gianni – wie viele andere – nicht verlieren, auch wenn er eine Rückkehr in näherer Zukunft ausschliesst: «Ich lebe in der Natur, baue Früchte und Gemüse an, fange Fisch, ernähre mich gesund. Eine Rückkehr in die Schweiz scheint mir nach mehreren Jahrzehnten in Afrika weit entfernt.»

Eine Haltung, die nicht untypisch zu sein scheint, wie die Statistik zeigt: Seit 1992 ist der Wanderungssaldo der Schweizerinnen und Schweizer negativ. Konkret bedeutet dies, dass die Zahl der Schweizer Staatsangehörigen, welche die Schweiz verlassen, grösser ist als die Zahl derjenigen, die wieder in die Schweiz zurückkehren. «Ich reise nicht gerne», erklärt Gianni. «Es ist nicht die Reiselust, die mich woanders hintreibt, sondern der Wunsch, anders zu leben.»

In Zentralafrika und im südlichen Afrika ist die Zahl der dort wohnhaften Schweizerinnen und Schweizer seit 2002 rückläufig

Insgesamt ist die Auslandschweizergemeinschaft 2022 im Vergleich zu 2021 auf allen Kontinenten, Afrika eingeschlossen, gewachsen (+0,4%). 2 Prozent der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer leben auf dem afrikanischen Kontinent. Ein nennenswerter Anstieg ist noch in Nordafrika, namentlich in Algerien und Marokko, zu verzeichnen. In den anderen Regionen Afrikas, Zentralafrika und südliches Afrika voran, ist die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer seit 20 Jahren eher rückläufig. In Zentralafrika, zu dem auch Guinea-Bissau gehört, beträgt der Rückgang 24 Prozent.

In Guinea-Bissau waren 2022 drei Schweizer und eine Schweizerin gemeldet. Nur einer von ihnen besitzt ausschliesslich die Schweizer Staatsbürgerschaft. Guinea-Bissau gehört zu den 29 Ländern, in denen weniger als 10 Schweizer Staatsangehörige wohnen. Bei den meisten anderen Gebieten handelt es sich um Atlantik- oder Pazifikinseln.

Stets im Dienste der Auslandschweizergemeinschaft: die Konsularische Direktion des EDA

Die Konsularische Direktion des EDA erbringt direkt oder über das Netz der konsularischen Vertretungen weltweit verschiedene Dienstleistungen für die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer.

Sie arbeitet eng mit anderen Bundeseinheiten, den kantonalen Stellen, ausländischen Behörden sowie weiteren nationalen und internationalen Partnern zusammen. Zudem koordiniert sie die Auslandschweizerangelegenheiten innerhalb der Bundesverwaltung.

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