Wissenschaft trifft Praxis

Am 27. und 28. Februar 2025 wird die Rolle der interdisziplinären Zusammenarbeit der Ingenieur-, Natur- und Sozialwissenschaften an der ETH Zürich im Rahmen des International Cooperation Forum diskutiert. Der Anlass wird gemeinsam vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten und vom Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (Staatssekretariat für Wirtschaft) organisiert. Innovationen mit einem Verständnis des Menschen und ihrer Umgebung bieten grosses Potential für die Verbesserung der Lebensbedingungen armer Menschen. Dieses Potential unterstützt das EDA durch Studien- und Forschungsprogramme.

Ein der Mehrwert der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz liegt in der effektiven Wirksamkeit durch den Einsatz neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Ein Mehrwert der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz liegt in der effektiven Wirksamkeit durch den Einsatz neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse. © EDA

Die Welt befindet sich in stetigem Wandel und sieht sich aufgrund von Konflikten und Krisen wie den Folgen der Covid-19-Pandemie, der Energiekrise, der Ernährungsunsicherheit und des Klimawandels mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Die Schweiz will diesen Herausforderungen mithilfe der nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 und ihrer Strategie zur Internationalen Zusammenarbeit (IZA) entgegenwirken. Dafür braucht die IZA junge qualifizierte Fachkräfte, die effektive Programme konzipieren und realisieren. Der Master of Advanced Studies (MAS) in Global Cooperation and Sustainable Development am ETH NADEL wurde gegründet, um den Bedarf an Fachkräften zu decken.

IC Forum 2025

Innovative Ansätze der Entwicklungszusammenarbeit werden am Freitag, dem 28. Februar 2025, von Studierenden der ETH Zürich während des diesjährigen IC Forums präsentiert. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft bekommen einen Einblick in die Wissenschaft der Entwicklungszusammenarbeit.

800 Fachkräfte an der ETH ausgebildet

Der MAS in Global Cooperation and Sustainable Development ist ein 18-monatiges Vollzeitprogramm, das interdisziplinäre Lehre zu Theorien der nachhaltigen Entwicklung, empirische Erkenntnisse und relevante Fähigkeiten kombiniert. Abschluss dieses Studienprogramms bildet eine achtmonatige praktische Ausbildung. Studierende aus Ländern mit hohem Einkommen absolvieren ihr Praktikum in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, während Studierende aus diesen Ländern [BGEB1] ein Praktikum in der Schweiz absolvieren.

Im Rahmen dieses Studienprogramms wurden bereits 800 Fachkräfte erfolgreich ausgebildet. Wir haben zwei von ihnen gefragt, welche Rolle die IZA bei der Förderung einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung unter Berücksichtigung sozialer, ökologischer und klimatischer Aspekten spielt. Welche Massnahmen oder Strategien erachten Sie als besonders wirksam?

Die Energie und die Begeisterung des NADEL-Teams während und nach den Vorlesungen hat auch die Studierenden angesteckt. So entstand ein äusserst intensives und spannendes Lernumfeld, das sich als echtes Sprungbrett für meine Karriere in der internationalen Zusammenarbeit erwiesen hat.
Mischa Weber, Abschlussjahrgang 2024
Mischa Weber erhielt 2024 die ETH-Medaille für seine hervorragende Masterarbeit.
Mischa Weber erhielt 2024 die ETH-Medaille für seine hervorragende Masterarbeit. © Mischa Weber

Mischa Weber: Die IZA kann massgeblich zur Förderung einer klimaresistenten und inklusiven Wirtschaftsentwicklung beitragen. Zum einen mobilisiert sie Finanzmittel für klimaangepasste Infrastruktur (z. B. erneuerbare Energien oder nachhaltige Wassersysteme) und entwickelt inklusive Wertschöpfungsketten. Zum anderen erleichtert sie den Wissens- und Technologietransfer in wichtigen Bereichen (z. B. klimaresistente Landwirtschaft, nachhaltiges Wassermanagement und Frühwarnsysteme), insbesondere zwischen Ländern, die vor ähnlichen klimatischen Herausforderungen stehen.

Ich komme aus der Sozialanthropologie, einer sehr kritischen Disziplin. Die Art und Weise, wie das NADEL-Programm Machtstrukturen untersucht und gleichzeitig makroökonomische Perspektiven einbezieht, hat mich überrascht. Ich habe mein Verständnis für systemische Veränderungen erweitert und dadurch gelernt, das Wirkungspotenzial der IZA besser zu steuern und zu ermitteln.
Debora Cohen, Abschlussjahrgang 2024
Debora Cohen hat ihren MAS ETH Global Cooperation and Sustainable Development im Jahr 2024 erfolgreich abgeschlossen.
Debora Cohen hat ihren MAS ETH Global Cooperation and Sustainable Development im Jahr 2024 erfolgreich abgeschlossen. © Debora Cohen

Debora Cohen: Schwierige Zeiten fordern die IZA am stärksten. Die Post-Covid-Ära, wachsende Armut, knappe Finanzen und geopolitische Spannungen gefährden zunehmend die klimatische und soziale Nachhaltigkeit. Aber gerade Krisen zwingen uns dazu, Misserfolge zu überdenken und durch Lokalisierung und Innovation die Modelle aus der Kolonialzeit zu überwinden. Transformative Ansätze wie Barzahlungsprogramme und «Participatory Grantmaking» stärken Gemeinschaften und ihre Widerstandsfähigkeit. Die grosse Stärke der IZA liegt darin, Akteure zu vernetzen und durch Kooperation gemeinsamen Wohlstand zu schaffen. Sie ist eine wichtige Kraft in einer fragmentierten Welt, weil sie durch gemeinsames Handeln nachhaltige Veränderungen bewirken kann. 

Zusammenarbeit DEZA-ETH

Neben der Finanzierung der praktischen Ausbildung, unterstützt die DEZA das Masterprogramm mit der Bereitstellung von Fachwissen zu allgemeinen IZA-Themen oder auch zu spezifischen Themenbereichen wie der Entwicklung von Marktsystemen in Form von Gastreferaten. Gleichzeitig bietet die Zusammenarbeit mit der ETH der DEZA eine wichtige Plattform für den Wissensaustausch. Denn ein der Mehrwert der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz liegt in der effektiven Wirksamkeit durch den Einsatz neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse.

ETH for Development

Für die Bewältigung der Krisen bedarf es neben gut ausgebildeten Fachpersonal auch technologische Innovationen, die Lösungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen in Armut liefern. Zu diesem Zweck wurde 2019 das Programm ETH for Development (ETH4D) ins Leben gerufen. ETH4D bringt Forschende aus den Bereichen Ingenieurwesen, Natur- und Sozialwissenschaften mit der Zivilgesellschaft, NGOs, Regierungen und dem Privatsektor zusammen, um weltverändernde Innovationen mit globaler Perspektive zu entwickeln. Mit dem Einsitz im externen Beirat steuert das EDA aktiv die Ausrichtung von ETH4D mit und profitiert von technologischen Innovationen und Expertise im Globalen Süden, die sich aus der Partnerschaft ergeben. 

ETH4D Research to Action Project

ETH4D unterstützt Forschende während des gesamten Prozesses von der initialen Forschungsphase über die Entwicklung von Prototypen bis zur erfolgreichen Umsetzung ihrer Forschungsergebnisse. Ein Beispiel des ETH4D Research to Action Project ist das Startup «Kwame.ai». Das Startup hat sich zum Ziel gesetzt, naturwissenschaftliche und technische Bildung auf dem Kontinent Afrika mithilfe von Smartphones zu vermitteln. Durch eine App, die auf einem KI-gestützten Lehrassistenten basiert, lernen die Nutzerinnen und Nutzer das Programmieren. Dank des vermittelten Wissens erhielten Ehemalige Programmpraktika und Jobs bei internationalen Technologieunternehmen oder konnten ein Studium im Bereich der Informatik oder Ingenieurwesen an renommierten Universitäten aufnehmen.

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